Dienstag, 31. Januar 2012

Frederick Delius - 150. Geburtstag


Vorgestern, also am 29. Januar, wäre der englische Komponist Frederick Delius 150 Jahre alt geworden.
Als erklärter Freund klassischer Musik von den britischen Inseln (die hier auf dem Kontinent im Allgemeinen nach wie vor viel zu wenig gewürdigt wird!) liegt mir dieses Jubiläum natürlich ganz besonders am Herzen.

Die Musik von Frederick Delius, der 1934 in Frankreich (wo er fast 40 Jahre gelebt hatte) im Alter von 72 Jahren nach jahrelanger schwerer Erkrankung verstarb, ist - anders als z. B. die seines Zeitgenossen Edward Elgar (1857-1934) - weniger die oft pompös-staatstragende Hymne auf die Weltmacht des viktorianischen England als vielmehr die eines sensiblen Klangzauberers, der es wunderbar verstand, bestimmte Stimmungen in subtilen und raffinierten Tönen festzuhalten.

Wenn es so etwas wie einen musikalischen Impressionismus überhaupt geben sollte, also quasi die "klingende Parallele" zur zeitgleich stattfindenden Entwicklung in der Malerei, dann verstehe ich nicht, warum man dabei in der Regel immer zuallererst auf den gleichaltrigen Claude Debussy (1862-1918) als dessen typischsten Vertreter verweist - vielleicht, weil er ungleich bekannter ist?

Auf viele Werke von Delius passt meines Erachtens dieser ohnehin etwas schwammige Begriff viel besser: Liest man allein die Titel einiger seiner Orchesterwerke, wie z. B. In a Summer Garden, On Hearing the First Cuckoo in Spring, Summer Night on the River oder Spring Morning, dann merkt man schon, dass da bereits etwas mitschwingt, was man aus dem Malereibereich wahrscheinlich am ehesten von Claude Monet (1840-1926) kennt, vor allem wenn man an dessen zahlreiche, heute weltberühmten Gartenbilder mit all den Seerosen, Wasserspiegelungen und sonstigen Pflanzen denkt.
Ich finde, dass gerade Stücke wie die oben aufgezählten durch und durch "impressionistisch" klingen - die musikalische Umsetzung von ganz individuellen Eindrücken und Stimmungen, vor allem aus Natur und Garten. Wenn eines der Seerosenbilder von Monet zu Musik würde - für mich würde es wie eines dieser Tongemälde von Frederick Delius klingen.



Delius war (wie Claude Monet) ein großer Natur- und Gartenfreund (gerade den Sommer liebte er sehr!) und seine künstlerischen Umsetzungen dieser hieraus gewonnenen Eindrücke gehören heute zu seinen populärsten Werken, wenngleich er meiner Meinung nach (wie so viele seiner komponierenden Landsleute) hier bei uns deutlich häufiger auf den Konzertplänen auftauchen sollte - eine Entdeckung lohnt sich, nicht nur für die zahlreichen Freunde der (malenden) Impressionisten, aber auch gerade für diese!

In früheren Beiträgen zu den Jahreszeiten Frühling und Sommer habe ich bereits einige seiner Werke vorgestellt.

Dass Delius neben Orchester-, Kammer- und Klaviermusik tatsächlich auch noch mehrere Opern geschrieben hat, ist mittlerweile hierzulande wahrscheinlich komplett unbekannt - ich wüsste nicht, wann und wo zuletzt eine seiner Opern mal auf einer deutschen Opernbühne gespielt wurde (lasse mich aber gerne eines Besseren belehren)!

Dabei dürfte seine wohl bekannteste Oper A Village Romeo and Juliet, die sogar in deutscher Sprache in Berlin im Jahre 1907 uraufgeführt wurde, aufgrund ihrer Stoffwahl hier bei uns sogar auf ein gewisses Interesse stoßen - Delius nimmt sich in dieser Oper nämlich der 1856 erschienenen Erzählung Romeo und Julia auf dem Dorfe von Gottfried Keller (1819-90) an - ein Werk, das ja auch heute noch häufig und gerne (z. B. in der Schule) gelesen wird.

Auch seine ebenfalls in Deutschland (nämlich 1919 in Frankfurt am Main!) uraufgeführte Oper Fennimore and Gerda ist absolut hörenswert. Delius verfasste das Libretto für diese Oper übrigens selber - genau wie für A Village Romeo and Juliet und mehrere andere seiner Opern.

Freitag, 20. Januar 2012

Gestern in der Operette - Die Csárdásfürstin

Die im Jahr 1915 in Wien uraufgeführte Csárdásfürstin von Emmerich Kálmán (1882-1953) ist seit fast 100 Jahren einer der großen Operettenklassiker und dennoch - wie man dem Programmheft entnehmen kann - erstaunlicherweise bis zur aktuell laufenden Produktion bislang noch nie von der Kölner Oper gespielt worden!

Nach dem großen Erfolg in der letzten Spielzeit 2010/11 (dort lief die Csárdásfürstin genau wie jetzt um den Jahreswechsel herum) ist die Inszenierung in dieser Spielzeit erneut ins Programm genommen worden (Infos, Fotos und Kritiken siehe hier!) und nachdem ich es vor einem Jahr leider nicht geschafft hatte, mir diese mit sehr guten Kritiken versehene Aufführung anzusehen, habe ich mich sehr gefreut, jetzt eine zweite Chance bekommen zu haben, mir selber einen Eindruck davon verschaffen zu können.
Ich habe die gestrige (fast ausverkaufte) Vorstellung besucht, die - wie auch schon im letzten Jahr - in der derzeit regelmäßig als Ausweich-/ Alternativspielstätte der Oper genutzten Veranstaltungshalle "Palladium" am Rande eines Industriegebiets im Kölner Stadtteil Mülheim über die Bühne ging. Im Palladium hatte ich in der vergangenen Spielzeit die Neuinszenierung von Mozarts Entführung aus dem Serail besucht und konnte damals schon ein paar Eindrücke dieser doch eher nüchtern und industriell anmutenden Räumlichkeit mitnehmen.

Ich war also sehr gespannt, wie man diese Halle nun für die Inszenierung der Csárdásfürstin nutzen würde. Und ich muss gestehen, dass die Überraschung wieder mal ausgesprochen gelungen war: Das Publikum musste zunächst quer durch die große Halle (in der man auch die "Entführung" gegeben hatte und wo anhand der Bühnenaufbauten zu erkennen war, dass man hier bereits für die Ende Februar an den Start gehende Neuinszenierung von Monteverdis "Ritorno d'Ulisse" probt) in einen daneben liegenden kleineren Saal gehen, den man komplett im Stil eines Revuetheaters aus der Zeit um 1920 herum ausgestattet hatte: Drei große Kronleuchter an der Decke, die säulengeschmückten Wände geschmackvoll mit violetten Stoffdraperien behängt, auf den einander gegenüberliegenden Stirnseiten des Saales zwei Bühnen, verbunden durch einen quer durch den Raum führenden, allerdings nur um wenige Zentimeter erhöhten Laufsteg, der von zahlreichen kleinen Caféhaustischen (jeweils mit vier Stühlen bestückt) flankiert wurde, an denen die Zuschauer Platz nahmen - zusätzlich hierzu gab es noch jeweils drei leicht ansteigende Stuhlreihen an den Wänden der Längsseiten des Saales.
Ich muss sagen, die gesamte Atmosphäre dieses "begehbaren Bühnenbilds" war so unerwartet wie gelungen - das hatte schon was! Zumal in der dem Saaleingang gegenüberliegenden Orchesterloge bereits während des gesamten Publikumseinlasses ein Stehgeiger (ok - es war ein Violaspieler, aber "Stehbratscher" klingt bescheuert!) begleitet von einem Pianisten in echter Kaffeehausmanier alte Schlager intonierte - man fühlte sich von der ersten Minute an direkt in die passende Stimmung versetzt und gerade solche liebevollen Details trugen erheblich dazu bei!

Die Grundidee dieser Inszenierung der Csárdásfürstin von Bernd Mottl war, das Ganze vom Revuetheater der Entstehungszeit dieser Operette ins mehr oder weniger in der heutigen Zeit angesiedelte Milieu einer Travestie-Showtruppe zu verlegen, wohl auch, um die aus heutiger Sicht vielleicht doch etwas verblasste Atmosphäre des leicht Anrüchigen eines "traditionellen" Revuetheaters für das Publikum besser nachvollziehbar zu machen, denn die schrille und schräge Welt der Travestie, wo ja gerne auch augenzwinkernd Tabus gebrochen werden, dürfte sich - zumindest teilweise - für heutige Theatergänger noch genau diese atmosphärische Mischung aus Faszination und Schlüpfrigkeit bewahrt haben, die zum Verständnis der Handlung des Stücks unerlässlich ist.

Konsequent (und mutig!) daher die Entscheidung, die Titelrolle der Csárdásfürstin Sylva Varescu dann auch mit einem Mann zu besetzen! "Sylva" wird damit zum begehrten Star der Travestie-Truppe, der in einen jungen Adligen verliebt ist.
Der Grundkonflikt des ganzen Stücks, der im Original ja der unüberwindbar scheinende Standesunterschied zwischen Fürstensohn und Revuetänzerin ist (und den man aus heutiger Sicht nicht mehr so wirklich nachvollziehen kann), bekommt durch diesen nicht ungeschickten Kniff dann plötzlich doch wieder eine gewisse gesellschaftliche Brisanz und die ganze Geschichte ist - ohne dass man an den Texten oder dem sonstigen Handlungsverlauf sonst irgendetwas ändern musste - auf ziemlich raffinierte Art und Weise einer frappanten Aktualisierung unterzogen worden, Respekt!

Dieses ganze Konzept steht und fällt natürlich mit dem Darsteller der Sylva Varescu - und da hatte man mit dem Schweizer Christoph Marti, der vielen Zuschauern durch seine langjährige Tätigkeit mit seiner Musik-Kabarettgruppe "Die Geschwister Pfister" bekannt sein dürfte, eine wirklich exzellente Wahl getroffen!

Aber auch das übrige Ensemble überzeugte mich - angefangen bei Carsten Süss, der Edwin, den Liebhaber von Sylva Varescu spielte und sang, sowie Gloria Rehm als Komtesse Stasi, Martin Koch als Graf Boni und Alexander Fedin in der Rolle des Feri von Kerekes, der in dieser Inszenierung als Impresario der munteren Travestietruppe fungierte.

Uwe Kramer und Andreja Schneider gaben das Fürstenpaar, also die sittenstrengen Eltern des unkonventionell verliebten Edwin. Andreja Schneider gehört übrigens wie Christoph Marti zur "Geschwister Pfister"-Truppe.

Auch das -erwartungsgemäß - nur aus Männern bestehende Tanzensemble, die Statisterie der Bühnen Köln sowie die 16 Damen und Herren des Opernchors hatten eine dankbare (aber sicher auch anstrengende) Aufgabe zugewiesen bekommen: Irgendwann habe ich aufgehört zu zählen, wie viele verschiedene Kostümwechsel diese Truppe in oft kürzester Zeit zu absolvieren hatte…

Foto: Paul Leclaire

Und dabei handelte es sich durchaus um aufwendige Kostüme (Bühne & Kostüme verantwortete Friedrich Eggert) - von der eleganten Ballgarderobe über verschiedene Herrenkostüme (für die Damen!) bis hin zu etwas an die Rocky Horror Show erinnernde Lack-Mieder-Netzstrumpf-Ensembles (für die Tänzer) war so ziemlich alles dabei - viel nackte Männerhaut gab es schon zu sehen! Optische Abwechslung war also en masse geboten - allein schon die gleichermaßen aufwendigen wie schwungvollen Revue-Nummern, die in der Choreografie von Otto Pichler augenzwinkernd ganz nach "alter Schule" in der entsprechend klischeebehafteten ungarischen bzw. zigeunerischen Folkloretracht absolviert wurden, sorgten für großes Amüsement. In der Presse fand man dann über diese Inszenierung auch sinnige Bezeichnungen wie "Rocky Horror Puszta Show" oder "Ein Käfig voller Csárdás-Narren"!

Foto: Paul Leclaire

Es würde den Rahmen dieser Rezension total sprengen, wenn ich hier die zahlreichen, immer wieder überraschenden großen und kleinen Ideen dieser Inszenierung aufzählen wollte (z. B. die aus mehreren Stücken bestehende, tanzende Hochzeitstorte; die aufmüpfigen Dienstmädchen, bärtigen Schulmädchen und genervten Putzfrauen; die mit allerlei Dingen [Lesen, Rauchen, Chipsfuttern] beschäftigten Engelein auf ihren tragbaren Wölkchen, usw.)

Selbst das zu jeder Travestieshow unbedingt dazugehörende Element der Demaskierung des Künstlers auf offener Bühne gehörte in dieser Inszenierung mit dazu: Beginnend mit der Szene, in der sich "Sylva" am Ende des 2. Akts ihre blonde Perücke vom Kopf reißt und sich damit als das zu erkennen gibt, was sie wirklich ist, über das schrittweise Ablegen von Schmuck, Robe und Schminke im 3. Akt, verwandelt sich die Kunstfigur der schillernden Diva Stück für Stück in den Mann zurück, der die ganze Illusion hervorgebracht hat. Ihren letzten Auftritt absolviert "Sylva" dann im schlichten zweiteiligen (aber immerhin noch violetten) Anzug - ohne jede weitere Zutat und somit für jeden erkennbar als das, was "sie" eigentlich ist. Und genau in dieser Form findet das Paar in der Schlussszene dann auch endlich zueinander.
Auch psychologisch gesehen eine durchaus raffinierte Entwicklung, dieses konsequent fortschreitende "Zu-Sich-Finden" der Titelfigur bzw. des Liebespaares.

Passend zur Revuetheater-Szenerie - es wurden schließlich nicht nur die beiden Bühnen bespielt sondern der gesamte Saal in das temporeiche Spiel mit einbezogen (die große Nähe zum Publikum war schließlich für die ganze Inszenierung enorm wichtig) - war das aus Mitgliedern des Gürzenich-Orchesters bestehende Ensemble auf eine lediglich 12-köpfige Truppe "eingedampft" worden, was ich einerseits zwar etwas schade fand, denn Kálmáns groß besetztes Orchester verleiht der Operette natürlich schon einen luxuriösen Klangteppich, andererseits passte dieser kleine Klangkörper natürlich viel besser in den doch deutlich intimeren Rahmen. Und die Musiker machten ihre Sache wirklich gut, so dass man eigentlich kaum etwas vermisste. Arrangeur und musikalischer Leiter Gerrit Prießnitz betont denn auch im Programmheft, dass an der musikalischen Substanz der Partitur keinerlei Striche, Umstellungen oder Ergänzungen vorgenommen wurden - alles Unsitten, wie sie gerade bei Operetten seit Jahrzehnten leider (und mir unverständlicherweise) völlig üblich zu sein scheinen…!
Also immerhin eine gewisser Achtung vor der Musik des Komponisten, wie überhaupt die ganze Herangehensweise an dieses Werk eine mir sehr sympathische Mischung aus Respekt und Spaß darstellte, die auf diese Weise die oft schon totgesagte Gattung der Operette plötzlich wieder erstaunlich frisch, frech und lebendig erscheinen ließ (alles Eigenschaften, die man vor 100 Jahren der Operette auch zugestanden hatte) - das hätte ich so eigentlich nicht erwartet! Ich glaube, da ist der Operette leider gerade in den Nachkriegsjahrzehnten mit dem damals zeittypischen Hang zu Verharmlosung, Kitsch und Betulichkeit viel Unrecht angetan worden!

Ein interessanter Vergleich bietet sich an, wenn man sich einmal die auch auf DVD verfügbare, legendäre Inszenierung des Operettenklassikers "Im weißen Rößl" ansieht, die in Berlin in den frühen 1990er Jahren für Begeisterung sorgte und an der die Geschwister Pfister seinerzeit auch maßgeblich beteiligt waren - dieselbe respektvolle wie gleichermaßen spaßbetonte Herangehensweise an einen solchen, lange totgeglaubten Bühnenklassiker fällt auf und man kann sich nur wünschen, dass es hier noch mehr solcher Projekte geben möge - an geeigneten Vorlagen aus der "Operettenkiste" sollte es dabei wohl nicht mangeln…!

Jedenfalls fand ich die Tatsache, dass sich gestern im Publikum eine ganze Menge junger Leute so um die 20 Jahre befanden, doch sehr ermutigend - und nach Vorstellungsende sah man auch hier nur amüsierte, beschwingte und gut gelaunte Gesichter. Und was will man mehr nach einem Operettenabend? "Mission erfolgreich!" kann man da eigentlich nur sagen.

Das Ganze passt natürlich wunderbar in die Karnevalszeit (hier in Köln läuft schon seit Anfang des Monats der Sitzungskarneval auf Hochtouren!) und ein Besuch der (wenigen) Vorstellungen, die noch stattfinden werden, kann daher nur wärmstens empfohlen werden.
Wieder mal muss man fast dankbar dafür sein, dass die Kölner Oper durch die eher notgedrungene Wahl der verschiedenen Ausweichspielstätten die Möglichkeit genutzt hat, Aufführungen wie diese, die im Rahmen des normalen Spielbetriebs im Opernhaus so gar nicht realisierbar gewesen wären, zu ermöglichen!

Und dann war da noch…

… der ältere Herr, der es nach Vorstellungsende ganz besonders eilig hatte und schon dem Saalausgang zustrebte, während man noch applaudierte. Auf seinem Weg nach draußen kam ihm plötzlich das gesamte Ensemble entgegen, das gleichzeitig durch die verschiedenen Saaltüren zum erneuten Verbeugen hereinströmte und den sichtlich irritierten Senior daraufhin kurzerhand in die Mitte nahm, um gemeinsam mit ihm die Ovationen entgegenzunehmen - da musste dann selbst der überraschte Herr lächeln und verbeugte sich gehorsam mit allen anderen in sämtliche Richtungen…

Ach ja - und dann war da noch die Dame in der Reihe hinter mir, die sich beim Verlassen des Saals bei mir erkundigte, ob der sympathische Hauptdarsteller denn dieser Chansonsänger Tim Fischer gewesen wäre…

Mittwoch, 18. Januar 2012

Heute in der Lunch-Time-Orgel

Wie in der letzten Woche spielte auch heute Gastorganistin Wiltrud Fuchs aus Weimar für uns.

Es gab eine bunte Mischung betont spielfreudiger und munterer Stücke aus Barock, Klassik und Romantik:

J. S. Bach (1685-1750)
Toccata und Fuge E-Dur (BWV 566)

Joseph Haydn (1732-1809)
5 Sätze aus "Stücke für die Flötenuhr"

César Franck (1822-90)
Sortie F-Dur aus "L'Organiste"

Eugène Gigout (1844-1925)
Minuetto h-moll
Toccata h-moll

Dienstag, 17. Januar 2012

Das Bonmot für Zwischendurch...

Heute mal zwei Aussprüche zum schwierigen Thema "Wir beschreiben Musik"...

Musik kann man nicht erklären

Kurt Tucholsky (1890-1935)

Über Musik zu reden ist wie über Architektur zu tanzen.

Frank Zappa (1940-93)

Mittwoch, 11. Januar 2012

Heute in der Lunch-Time-Orgel

Die erste Lunch-Time-Orgel im Jahr 2012 wurde heute von Gastorganistin Wiltrud Fuchs aus Weimar gespielt:

J. S. Bach (1685-1750)
Drei Choralbearbeitungen über "Nun komm, der Heiden Heiland" (BWV 659-661)

Jean Langlais (1907-91)
Prière des Mages (Gebet der heiligen drei Könige)

J. S. Bach
Toccata, Adagio und Fuge C-Dur (BWV 564)


Sicher eher Zufall als Absicht war die Tatsache, dass auf dem Programm mit den Bach-Choralbearbeitungen BWV 659-661 dieselben Stücke standen wie im letzten Konzert im Jahr 2011. Somit gab es heute nochmal eine adventlich-weihnachtliche Reminiszenz.

Nach dem ja ebenfalls weihnachtlich inspirierten Stück von Langlais, das mich ein wenig an die charakteristische Orgelmusik von Olivier Messiaen erinnerte, gab es zum Abschluss mit BWV 564 einen echten Bach-Klassiker, den ich sehr gerne höre (vor allem das mittlere Adagio)!
Die abschließende Fuge hatte Wiltrud Fuchs sehr zurückhaltend registriert - das Ganze kam fast verspielt rüber und wirkte viel zarter als man es für gewöhnlich zu hören bekommt. Aber diese neue Sicht- bzw. Hörweise bekam der Fuge gar nicht mal schlecht!

Dienstag, 10. Januar 2012

Sigismond Thalberg - 200. Geburtstag

Vorgestern, am 8. Januar also, wäre Sigismond (oder auch Sigismund) Thalberg 200 Jahre alt geworden (er starb 1871 im Alter von 59 Jahren) - ein Komponist und Klaviervirtuose, der heute ziemlich in Vergessenheit geraten ist.

Ausgebildet in Wien und dann nahezu rastlos jahrelang auf Tourneen quer durch Europa (und in späteren Jahren auch in Amerika) begeisterte er sein Publikum in den Salons und Konzertsälen der großen Metropolen mit seinen pianistischen Fähigkeiten, die ihn in den Augen vieler Zeitgenossen zum besten Pianisten seiner Zeit machten. Gerade die 1830er und 1840er Jahre sind ja die großen Jahre der berühmten Klaviervirtuosen, vor allem (aber natürlich nicht nur) in Paris!

Thalberg kassierte Traumgagen und konnte es sich leisten, seinen Marktwert noch dadurch zu steigern, in dem er sich rar machte und nicht so häufig öffentlich auftrat.

Natürlich traf er hierbei auch auf berühmte Kolleginnen und Kollegen, wie z. B. Clara Wieck (die spätere Gattin Robert Schumanns) und vor allem Franz Liszt, zu dem er in einem gewissen Konkurrenzverhältnis stand, obwohl man sich künstlerisch wohl sehr schätzte.

Anders als Liszt, der sich in seinen Kompositionen in späteren Jahren (nachdem er seine Karriere als Klaviervirtuose beendet hatte) auch Bereichen jenseits des Pianos zuwandte, komponierte Thalberg bis auf wenige Ausnahmen (hier sind vor allem zwei ziemlich erfolglos gebliebene Opern in den 1850er Jahren zu nennen) fast ausschließlich Musik für das Klavier, worin er seinem berühmten Zeitgenossen Chopin ähnelt, der ja auch im Klavier sein Hauptausdrucksmedium gefunden hatte.

Anders als Chopin komponierte Thalberg jedoch deutlich zeitgebundenere Musik, die sich am jeweils aktuellen Publikumsgeschmack orientierte (Chopins Musik wirkt aus heutiger Sicht viel zeitloser und ist nicht zuletzt deshalb wohl auch nach wie vor beliebter).

So kommt es, dass er - ähnlich wie Liszt - zahlreiche der damals sehr populären Opernfantasien (virtuose Variationen über beliebte Melodien bekannter Opern) komponierte. In diesem Punkt ist ein Vergleich von Opernfantasien beider Komponisten sehr interessant.



Ich kenne von Thalberg eigentlich nur ein paar Aufnahmen (die Diskografie seiner Werke ist leider sehr schmal!) mit solchen Opernfantasien oder -paraphrasen - sehr kunstvoll, aber live im Konzert wahrscheinlich noch wirkungsvoller - bei Stücken wie diesen muss man den Pianisten/ die Pianistin einfach bei der Arbeit beobachten können, um die zur Schau gestellte Virtuosität auch richtig würdigen zu können!

Nachdem diese Art der Virtuosität (und die dazugehörige Präsentation) gegen Ende des 19. Jahrhunderts zunehmend aus der Mode gekommen war, geriet auch die Musik Thalbergs immer mehr in Vergessenheit, zumal die zu seiner Zeit populären Belcanto-Opern eines Rossini, Bellini oder Donizetti, über deren Melodien er die meisten seiner Fantasien komponiert hatte, ebenfalls kaum noch (bzw. gar nicht mehr) aufgeführt wurden und somit das Publikum immer weniger Bezug zu diesen Stücken hatte - gerade dieser Effekt des Wiedererkennens beliebter Opernmelodien (verbunden mit dem Staunen über die raffinierten Veränderungen und Variationen dieser Themen) trug ja zur großen Popularität dieser Fantasien beim Publikum zu Thalbergs Zeit bei.


Eine vorsichtige Renaissance dieser Opern setzte erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts ein, so dass auch Thalbergs Kompositionen möglicherweise wieder auf etwas mehr Interesse stoßen könnten - was natürlich zu hoffen wäre!

Freitag, 6. Januar 2012

Komponisten-Jubiläen 2012

So - wie schon im Vorjahr habe ich mir auch im neuen Jahr 2012 mal einen kleinen Überblick darüber verschafft, welcher runden Geburts- oder Todestage in der Welt der Klassik gedacht werden kann.

Auch in diesem Jahr (ähnlich wie im Fall von Franz Liszt im Vorjahr) gibt es nur einen wirklich prominenten runden Komponistengeburtstag: Am 22.08. wäre Claude Debussy 150 Jahre alt geworden.
Es steht zu befürchten, dass auch in diesem Jahr die zahlreichen anderen Jubiläen und Gedenktage etwas zu sehr im Schatten dieses runden Geburtstags stehen werden, obwohl der nach wie vor viel gespielte Debussy noch mehr Aufmerksamkeit wirklich nicht nötig hätte - im Gegensatz zu manch anderen zu Unrecht etwas in Vergessenheit geratenen Komponisten, denen ein rundes Jubiläum mit dem entsprechenden "Rummel" drumherum wohl mehr nutzen dürfte...

Naja - warten wir mal ab, was das Jahr hier so bringen wird.

08.01.1812 Sigismond Thalberg (200. Geburtstag)
17.01.1712 Charles John Stanley (300. Geburtstag)
24.01.1712 Friedrich II. von Preußen (300. Geburtstag)
26.01.1712 Giacomo Puccini Senior (300. Geburtstag)
29.01.1862 Frederick Delius (150. Geburtstag)
05.02.1962 Jacques Ibert (50. Todestag)
09.02.1812 Franz Anton Hoffmeister (200. Todestag)
17.02.1862 Sir Edward German (150. Geburtstag)
27.02.1887 Alexander Borodin (125. Todestag)
05.03.1887 Heitor Villa-Lobos (125. Geburtstag)
09.03.1737 Josef Mysliveček (275. Geburtstag)
11.03.1812 William Vincent Wallace (200. Geburtstag)
12.03.1937 Charles-Marie Widor (75. Todestag)
17.03.1862 Jacques Fromental Halévy (150. Todestag)
20.03.1812 Johann Ladislaus Dussek (200. Todestag)
22.03.1687 Jean-Baptiste Lully (325. Todestag)
23.03.1662 Johann Crüger (350. Todestag)
29.03.1937 Karol Szymanowski (75. Todestag)
April 1562 Jan Pieterszoon Sweelinck (450. Geburtstag)
27.04.1812 Friedrich von Flotow (200. Geburtstag)
27.04.1992 Olivier Messiaen (20. Todestag)
23.05.1912 Jean Françaix (100. Geburtstag)
28.05.1787 Leopold Mozart (225. Todestag)
02.06.1937 Louis Vierne (75. Todestag)
08.06.1612 Hans Leo Hassler (400. Todestag)
12.06.1962 John Ireland (50. Todestag)
13.06.1962 Sir Eugène Goossens (50. Todestag)
28.06.1712 Jean-Jacques Rousseau (300. Geburtstag)
11.07.1937 George Gerswhin (75. Todestag)
27.07.1912 Igor Markevitch (100. Geburtstag)
07.08.1712 Friedrich Wilhelm Zachow (300. Todestag)
12.08.1612 Giovanni Gabrieli (400. Todestag)
13.08.1912 Jules Massenet (100. Todestag)
22.08.1862 Claude Debussy (150. Geburtstag)
05.09.1912 John Cage (100. Geburtstag)
06.09.1962 Hanns Eisler (50. Todestag)
14.09.1737 Johann Michael Haydn (275. Geburtstag)
17.09.1762 Francesco Geminiani (250. Todestag)
25.09.1862 Léon Boëllmann (150. Geburtstag)
06.10.1762 Francesco Manfredini (250. Todestag)
17.10.1837 Johann Nepomuk Hummel (175. Todestag)
24.10.1912 Johannes Petzold (100. Geburtstag)
04.11.1587 Samuel Scheidt (425. Geburtstag)
07.12.1562 Adrian Willaert (450. Todestag)
09.12.1837 Émile Waldteufel (175. Geburtstag)
12.12.1887 Kurt Atterberg (125. Geburtstag)
16.12.1932 Rodion Konstantinowitsch Schtschedrin (80. Geburtstag)
28.12.1937 Maurice Ravel (75. Todestag)

Es fällt auf, dass es in diesem Jahr eine erstaunliche Häufung von 75. Todestagen gibt - für die Musikwelt war das Jahr 1937 offenbar ein äußerst verlustreiches!

Mit Friedrich dem Großen und Jean-Jacques Rousseau habe ich auch zwei Persönlichkeiten mit in meine Liste aufgenommen, die man zwar nicht vorrangig als Komponisten bezeichnen würde, die aber beide - quasi nebenher - auch als solche tätig waren. Rousseau hat mit seiner Oper "Le devin du village" aus dem Jahr 1752 immerhin die nur wenige Jahre später so erfolgreiche und beliebte französische Gattung der Opéra comique begründet und Friedrich II. hat Musik für seine geliebte Traversflöte komponiert und war auch im Bereich der Oper aktiv, z. B. als Librettist.

Montag, 2. Januar 2012

Was das Christkind gebracht hat...

Nach einer kleinen Auszeit zwischen Weihnachten und Neujahr geht es hier und heute dann also weiter im Blog.

Zunächst wünsche ich allen ein gutes, gesundes und vor allem natürlich musikalisch spannendes und erfülltes neues Jahr 2012!

Es stehen wieder einige interessante Jubiläen und Gedenktage an (dazu in Kürze mehr) - zunächst möchte ich aber noch als Nachtrag zu Weihnachten dem offenbar sehr musikbegeisterten Christkind herzlich für die schönen Präsente danken, die ich auch diesmal wieder auspacken durfte!
Einige strategisch platzierte und sorgfältig aufeinander abgestimmte Wunschzettel haben sicherlich auch dazu beigetragen (kluge Vorbereitung ist schließlich alles!) - daher auch ein dickes "Dankeschön!" an die verschiedenen Helfer, die dem Christkind auch zu Weihnachten 2011 wieder zur Hand gegangen sind - ich habe mich wirklich sehr gefreut!

Hier also mein persönlicher Gabentisch:











Ich werde berichten, wie Musik und Lektüre gefallen haben!