Mittwoch, 30. November 2011

Heute in der Lunch-Time-Orgel

Folgendes Programm spielte Organist Wolfgang Abendroth heute Mittag für uns:

Johann Christian Bach (1735-82)
Sonate G-Dur

Felix Mendelssohn Bartholdy (1809-47)
Drei Präludien und Fugen op. 37


Die zweisätzige Sonate des jüngsten Bach-Sohns ist ursprünglich für "Clavier" geschrieben worden (was immer man Mitte des 18. Jahrhunderts auch darunter verstehen mochte - da gab es nämlich viele Möglichkeiten...), Wolfgang Abendroth spielte sie nun auf der Orgel, was ebenfalls wunderbar funktionierte. Ihre bereits in der Früh-Klassik beheimateten Klänge machten deutlich, dass sich gerade der junge Mozart vom "Londoner Bach" eine Menge abgeschaut hat.

Die drei Präludien und Fugen op. 37 von Felix Mendelssohn sind auch als große Hommage an den von ihm bewunderten Johann Sebastian Bach zu verstehen, der im frühen 19. Jahrhundert noch seiner Wiederentdeckung harrte.

Schön, gleich alle drei Stücke des Opus 37 hintereinander hören zu können - so wurden die ganz unterschiedlichen Charaktereigenschaften, die Mendelssohn den drei Sätzen in c-moll, D-Dur und d-moll verliehen hat, besonders eindrücklich vorgestellt: Drängend und aufwühlend das erste Präludium-Fugen-Paar, eher lyrisch und optimistisch das zweite und virtuos das dritte! Abendroth wählte insgesamt ein zügiges Tempo (ich habe die Sätze auch schon deutlich getragener gespielt gehört), was dem Ganzen gut bekam und dieser Musik einen jugendlich-frischen Anstrich verlieh, der der Intention des jungen Mendelssohn sicher sehr nahe kam!

Freitag, 25. November 2011

"Klassik" - wo ist da eigentlich die Grenze?

In den letzten Tagen bin ich an zwei ganz unterschiedlichen Stellen mit der Fragestellung konfrontiert worden, was man eigentlich alles noch in die Schublade "Klassik", bzw. "klassische Musik" stecken darf, bzw. wo da die Grenze zu anderen Musikbereichen zu ziehen ist.

Ich hatte mich ja schon einmal über das oft etwas lästige, weil einengende Schubladendenken mokiert - und erst recht über die fast schon fatale Kategorisierung von Musik in diesen U- und E-Sektor, aber irgendwie ertappt man sich dann doch immer wieder mal dabei, dass man denkt, dies oder das passe aber nun wirklich nicht in die Kategorie X oder Y. Das Ganze ist ja auch so bequem :-)

Anfang der Woche war ich zum Beispiel beim Optiker. Einer dieser Läden, in denen im Hintergrund ständig mehr oder weniger dezent (jedenfalls deutlich leiser als in diesen hippen Klamottenläden!) die Art von Popmusik läuft, die niemandem weh tut und die eh schon keiner mehr richtig wahrnimmt. Also ungefähr das, was viele Radiosender immer als "Das Beste aus den 80ern, 90ern und natürlich von heute" anpreisen…
Das Ganze dient halt als eine Art Klangteppich für Kunden und Mitarbeiter, damit es nicht so leise zugeht im Laden.

Naja - ich hatte auch nicht wirklich hingehört, was da eigentlich gerade gespielt wurde, als der 18-jährige Azubi in den Verkaufsraum kam, kurz aufhorchte und mit leuchtender Miene zu seiner Kollegin an der Kasse sagte: "Hey - das ist ja cool! Ich wusste ja gar nicht, dass wir hier auch Klassik spielen!"
Ich wäre vor Überraschung in dem Moment fast vom Stuhl gefallen - jetzt wurde ich natürlich hellhörig!
Aber zu meiner Enttäuschung lief da irgendein x-beliebiger Titel einer mir nicht näher bekannten Sängerin - ich konnte mir zunächst überhaupt nicht erklären, wie der junge Typ bloß auf die Idee kam, dass dieser Song nun plötzlich "Klassik" sein sollte (was immer er sich darunter bloß vorstellen mochte)?

Seine Kollegin schien das ebenso zu sehen und fragte ihn dann auch prompt, wie er denn darauf käme - worauf der Azubi antwortete, dass da doch eine Flöte zu hören sei und so'n Streich-Dings, dann wäre das ja wohl Klassik, oder wie…
Ich hörte jetzt ganz genau hin, was da aus den Lautsprechern rieselte und tatsächlich - zwischendrin erklangen kurze Flötentöne und auch ein Cello war ab und an vernehmbar.

Tja - also definitiv "Klassik", kein Zweifel!

Und dann ist da noch der bekannte Online-Händler, dessen Name so frappant an den brasilianischen Urwaldfluss erinnert. Da habe ich irgendwann einmal zwei oder drei CDs mit klassischer Musik (also die mit Flöten und Cellos und so…) bestellt und erhalte seitdem mehr oder weniger regelmäßig Mails, in denen mir neue Angebote aus dem Sektor angeboten werden, in dem ich seinerzeit mal etwas gekauft hatte.

Ich öffnete also die entsprechend mit "Klassik: Die wichtigsten CD-Neuheiten" betitelte Mail und betrachtete mit einer Mischung aus Erstaunen und Ungläubigkeit diese wichtigsten Neuheiten aus dem Klassik-Bereich:

David Garrett - Legacy
Die Priester - Spiritus Dei
Andrea Bocelli - Concerto: One Night in Central Park
Verschiedene Interpreten: Klassik zum Träumen
Il Divo - Wicked Game
Tina Turner: Children Beyond

Was soll das bloß?
Ich hatte in meiner grenzenlosen Naivität CDs mit Musik von Vivaldi, Beethoven & Co. erwartet (denn auch hier hätte es aktuell "wichtige Neuheiten" gegeben)!

Die können doch nicht im Ernst glauben, dass sich dieses absurde Sammelsurium neu erschienener CDs unter dem Dach "Klassik" anpreisen lässt? Da spielen ja noch nicht mal überall Flöten mit (obwohl - das müsste man bei diesen Priestern oder bei Signor Bocelli vielleicht erst noch mal nachprüfen…)!

Allerdings - unter welchen Überbegriff lässt sich Musik wie diese überhaupt zusammenfassen?
Vielleicht sollte man das auch lieber gleich ganz lassen.

Jedenfalls stellt sich mir anhand dieser zwei kleinen Begebenheiten dann schon die Frage:
Was ist Klassik? Wo fängt das an - und vor allem: Wo hört das auf?

"Klassik" scheint eine Definition zu sein, die sich jeder ganz nach persönlichem Geschmack zurechtzurrt:
Für den einen reichen bereits Flöten und Streicher, für den anderen Il Divo, Die Priester oder die Ten Tenors - man fragt sich, welche dieser beiden Definitionen gruseliger ist… ;-)

Mittwoch, 23. November 2011

Heute in der Lunch-Time-Orgel

Nachdem in der vergangenen Woche das Orgelkonzert aufgrund der Buß- und Bettags-Mittagsandacht ausfallen musste, war die Vorfreude an diesem Mittwoch natürlich besonders groß - und wir wurden nicht enttäuscht!

Wolfgang Abendroth, Kantor der Düsseldorfer Johanneskirche, spielte heute für uns Musik vom Großmeister der französischen Orgelromantik:

Charles-Marie Widor (1844-1937)
Symphonie pour orgue Nr. 6 g-moll op. 42 Nr. 2


Die fünfsätzige, im Jahr 1887 erschienene 6. Orgelsinfonie Widors passte mit ihrer Dauer von etwas mehr als einer halben Stunde perfekt ins Mittagskonzert.

Besonders gefällt mir der erste Satz dieses vom Aufbau her mehr einer Suite als einer klassischen Sinfonie nahestehenden Werks: Dramatisch, drängend, von einer aufgewühlten Unruhe geprägt - sehr ansprechend!

Widor hat insgesamt 10 Orgelsinfonien komponiert - nachdem die heutige Sechste so gut beim Publikum ankam, wäre es doch eine interessante Idee, sukzessive auch einmal die übrigen neun Sinfonien erklingen zu lassen...?!

Freitag, 18. November 2011

Das Bonmot für Zwischendurch...

Heute eine amüsante, aber auch nachdenklich machende Erkenntnis des wohl bekanntesten Komponisten der Schweiz:

Das Wichtigste, was das Publikum von einem Komponisten verlangt, ist, dass er tot ist.

Arthur Honegger (1892-1955)

Dienstag, 15. November 2011

KlassikAkzente werden eingestellt

Gestern flatterte mir mit der Post die neuste Ausgabe der KlassikAkzente, des Kundenmagazins der Deutsche Grammophon sowie von Labels wie DECCA, PHILIPS, etc. (alle unter dem Dach von UNIVERSAL Classics) auf den Tisch.

Wie ich dem Vorwort von Chefredakteur Andreas Kluge mit einiger Überraschung entnehmen konnte, wird diese Ausgabe dann auch die letzte ihrer Art sein - das Kundenmagazin (das regelmäßig auch im Fachhandel ausliegt) wird in seiner papierenen Form eingestellt und die Leser auf die bereits seit Jahren bestehende Homepage der KlassikAkzente verwiesen, um sich künftig über Neuerscheinungen aus dem Hause UNIVERSAL zu informieren.

Damit geht - und da übertreibt der Chefredakteur wirklich nicht - wahrhaftig eine Ära zu Ende, denn die KlassikAkzente als Kundenmagazin erscheinen immerhin seit dem Herbst 1978, also seit mehr als 30 Jahren!
So waren die KlassikAkzente denn auch das erste Klassikheft (im weitesten Sinne), das ich als Teenager in die Hand bekam und das mir auf dem unüberschaubar großen Markt der Klassiktonträger zumindest eine erste Orientierung gab...

Auch wenn ich mich in den vergangenen Jahren immer wieder mal über die werbeträchtigen Lobeshymnen in den Artikeln
dieses Heftes amüsiert habe, ist es schon komisch, dass es diese Publikation, die mich bislang während meiner kompletten "Klassik-Laufbahn" begleitet hat, nun nicht mehr geben wird.

Eigentlich war diese Entwicklung aber abzusehen - der Tonträgerbranche geht es ja seit Jahren nicht gut (wenngleich es auch im Klassiksektor deutlich besser aussieht als in der Pop- und Rockbranche) und es muss halt gespart werden.
Die KlassikAkzente erschienen erst sechs, dann nur noch vier Mal pro Jahr und auch der Versuch, aus dem mehr informativen Prospekt, der schlicht über die Neuerscheinungen der nächsten Monate informieren wollte, ab dem Jahr 1999 dem Ganzen mehr den Charakter einer wirklichen Zeitschrift (mit größeren Porträtfotos der Künstler und deutlich längeren Artikeln und Interviews) zu verleihen, schlug damit letztlich wohl fehl. Dieses "Facelifting" und Aufpeppen mit zusätzlichem Glamour hat mich übrigens nie wirklich begeistern können, da für mich der Informationscharakter über die Neuerscheinungen immer im Vordergrund stand, der seitdem oft deutlich zu kurz kam!

Die Homepage, die ich gelegentlich besuche und die man jetzt als Ersatz ausschließlich ansteuern soll, überzeugte mich bislang nicht wirklich - es bleibt zu hoffen, dass das dort jetzt künftig etwas besser wird...

Schade!

Mittwoch, 9. November 2011

Heute in der Lunch-Time-Orgel

Heute spielte Wolfgang Abendroth für uns einen hochvirtuosen Klassiker der Orgelliteratur:

Franz Liszt (1811-1886)
Fantasie und Fuge über den Choral "Ad nos, ad salutarem undam"


Heute gab es dann doch noch den halbstündigen "Koloss":
Franz Liszts im Jahre 1850 entstandene erste Orgelkomposition, die ich mir neulich zum 200. Geburtstag schon gewünscht hätte - quasi als Nachschlag zum Jubiläum am 22. Oktober!

Diese doch recht umfangreiche Variationenreihe über den Choral aus der Oper "Le Prophète" von Giacomo Meyerbeer (1791-1864) dürfte eine echte Herausforderung für jeden Organisten darstellen.

Es war toll - ein echtes Highlight und eine sehr überzeugende Interpretation unseres Organisten!

Mittwoch, 2. November 2011

Heute in der Lunch-Time-Orgel

Gastorganist im heutigen Mittagskonzert war Jens-Peter Enk (Kantor der Düsseldorfer Christuskirche) - sein Programm sah wie folgt aus:

Dietrich Buxtehude (1637-1707)
Zwei Choralbearbeitungen über
"Ein feste Burg ist unser Gott" BuxWV 184
"Erhalt uns, Herr, bei Deinem Wort" BuxWV 185

J. S. Bach (1685-1750)
Fantasie und Fuge g-moll BVW 542

Franz Liszt (1811-1886)
Präludium und Fuge über B-A-C-H


Die beiden das heutige Konzert einleitenden kurzen Choralbearbeitungen waren ganz dem dieswöchigen Reformationstag (31.10.) verpflichtet.

Bachs Fantasie und Fuge in meiner Lieblingstonart g-moll mag ich besonders gern - das ganze Stück ist so wunderbar dramatisch und das Fugenthema sehr eingängig!

Und über das wohl bekannteste Orgelstück von Franz Liszt habe ich mich besonders gefreut - schließlich ist der Gute am 22.10. zarte 200 Jahre alt geworden und eine Würdigung seiner Orgelmusik stand bislang im Rahmen der Mittwochskonzerte noch aus! Ein ausgesprochen expressives und virtuoses Stück - ganz so, wie man es von einem Komponisten wie Liszt auch erwarten würde...
Eine tolle Interpretation vom Organisten - heute hat es sich mal wieder ganz besonders gelohnt!