Donnerstag, 29. April 2010

Frühlings-Klassik (2. Teil)

Nach einem etwas verhaltenen Beginn ist mittlerweile der Frühling überall voll ausgebrochen - es blüht und grünt ungehemmt und in voller Pracht! Draußen ist es herrlich warm (und noch nicht so unerträglich drückend wie so oft im Sommer), die Sonne lacht vom strahlend blauen Himmel - härrrlisch! - wie der Rheinländer zu sagen pflegt *grins*
Höchste Zeit also, mit ein paar weiteren musikalischen Frühlingsklassikern aufzuwarten:



Ludwig van Beethoven (1770-1827)
Sonate für Klavier u. Violine F-Dur op. 24 "Frühlingssonate"
(komponiert 1800/1801)

Beethovens Frühlingssonate dürfte neben der sogenannten "Kreutzer-Sonate" die wohl bekannteste und populärste seiner 10 Violinsonaten sein. Wie bei vielen Werken mit illustrativen Titeln stammt auch hier der Name "Frühlingssonate" nicht vom Komponisten selber - ich vermute mal wieder einen findigen Verleger hinter dieser Benennung (Werke mit "griffigen" Titeln verkauften und verkaufen sich einfach besser)!
Trotzdem passt die Frühlings-Assoziation bei diesem Werk ganz gut - es ist ein optimistisch-kraftvolles Stück, dessen fröhliche Stimmung gut zur Stimmung eines sonnigen Frühlingstages passt. Gerade auf den ersten (Allegro) und den letzten der vier Sätze (Rondo. Allegro man non troppo) der Sonate trifft das zu.



Robert Schumann (1810-1856)
Sinfonie Nr. 1 B-Dur op. 38 "Frühlingssinfonie"
(1841)

Robert Schumanns erste Sinfonie entstand innerhalb kürzester Zeit in einer Art Schaffensrausch (Schumann spricht von einem "Frühlingsdrang") während eines der glücklichsten Abschnitte seines Lebens.

Inspiriert wurde Schumann durch ein Gedicht des sächsischen Dichters Adolf Böttger (1815-70), in dem es am Ende heißt
„O wende, wende deinen Lauf
Im Tale blüht der Frühling auf!“

Zu Beginn des ersten Satzes der insgesamt viersätzigen Sinfonie intonieren die Blechbläser wie eine Fanfare dieses "Im Tale blüht der Frühling auf!" in einem der Sprache nachempfundenen Rhythmus, so dass man die Zeile an dieser Stelle auch mitsingen könnte. Dieses Motiv wird zur musikalischen "Keimzelle" der Sinfonie, so erkennt man zum Beispiel seinen charakteristischen Rhythmus in deutlich schneller vorgetragener Form direkt wieder, sobald die feierliche, langsame Einleitung (Andante un poco maestoso) in das eigentliche Tempo des ersten Satzes (Allegro molto vivace) übergeht.
Die Sinfonie hat - ähnlich wie Beethovens "Frühlingssonate" - einen sehr optimistischen, energiegeladenen Grundcharakter. Das Zuhören macht einfach gute Laune und nicht nur Schumann sondern auch das Publikum war sehr angetan von diesem Werk, dessen Uraufführung am 31. März 1841 übrigens von Felix Mendelssohn Bartholdy dirigiert wurde.
Schumann hatte ursprünglich den vier Sätzen noch illustrierende Überschriften vorangestellt (Frühlingsbeginn - Abend - Frohe Gespielen - Voller Frühling), diese aber wieder zurückgezogen, da sie (sicherlich zu Recht) die Aussage der einzelnen Sätze zu sehr festlegen und einengen würden. Die Sinfonie bereitet dem Publikum seither auch ohne jegliche programmatische Vorgaben mindestens genauso viel Freude!

Frederick Delius (1862-1934)
Idylle de Printemps
(1889)
Spring Morning - aus den "Three Small Tone Poems" (1888-90)

On Hearing the First Cuckoo in Spring (1911-12)


Diese drei Orchesterstücke des englischen Klangzauberers Frederick Delius thematisieren ganz individuell verschiedene frühlingshafte Stimmungen. Der Kuckuck im dritten Stück wird - wie in Saint-Saëns' Karneval der Tiere - durch eine Klarinette zum Erklingen gebracht, wobei seine Kuckucksrufe bei Delius eher dezent im Hintergrund stehen und den Satz nicht dominieren. Der "Spring Morning" erinnert zu Beginn ein wenig an Edvard Griegs berühmte "Morgenstimmung" (beide Komponisten waren miteinander befreundet und der knapp 20 Jahre ältere Norweger beeinflusste Delius' frühe Kompositionen zum Teil deutlich). Delius' stimmungsvoller "Frühlingsmorgen" wird von dem Klang der Flöten und der Oboe dominiert und hat einen streckenweise etwas melancholischen, im Ganzen aber optimistischen Charakter.



Ralph Vaughan Williams (1872-1958)
The Lark Ascending - Romance for Violin and Orchestra
(komponiert 1914, UA 1920)

"Die Lerche steigt auf" gehört zu den populärsten Kompositionen des bei uns immernoch ziemlich unbekannten Engländers Vaughan Williams, der sich bei der Komposition von dem gleichnamigen Gedicht von George Meredith (1828-1909) inspirieren ließ. Das Werk wurde vor seiner Uraufführung nochmals überarbeitet und hat einen impressionistischen und eher meditativen Charakter, wobei die Solo-Violine die sich in den blauen Himmel emporschwingende Lerche repräsentiert.

Vielleicht nicht unbedingt ein Stück, das ausschließlich nur zum holden Lenz passt - für mich persönlich gehört es aber an so wunderbar sonnigen Frühlingstagen wie heute einfach dazu!

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