Montag, 9. Juni 2014

Ein Abend in der Oper - "Der Freischütz" in Köln

So – hier bin ich wieder. Ich bitte, mein eigentlich unübliches mehrwöchiges Schweigen zu entschuldigen, aber die vergangenen Wochen waren für mich nicht einfach – ich hatte leider weder die Zeit, noch war ich in der Stimmung, neue Beiträge für meinen Blog zu schreiben, obwohl ich eigentlich genau das viel lieber getan hätte…! Nun, es ist leider nicht zu ändern, das Leben schreibt seine eigenen Regeln…
In der Zwischenzeit hat sich jedenfalls einiges angesammelt, was ich in der nächsten Zeit gerne abarbeiten möchte und los geht es heute zunächst mit der Rezension einer Opernaufführung, die ich bereits Mitte April besucht habe:

Am 12. April hatte in der Kölner Oper am Dom eine vom lettischen Regisseur Viestur Kairish zu verantwortende Neuinszenierung von Carl Maria von Webers (1786-1826) größtem Opernerfolg Der Freischütz ihre Premiere.

Die von mir am 15.04. besuchte (meiner Einschätzung nach so gut wie ausverkaufte) Vorstellung war demnach die 2. Aufführung dieser Inszenierung, die ich leider als ziemlich misslungen einschätzen würde!

Irgendwie ist Der Freischütz ein ganz besonderes „Problemkind“ für heutige Regisseure – diese Beobachtung habe ich leider schon häufiger machen müssen (selbst die Inszenierung des von mir so geschätzten Loriot aus den späten 1980er Jahren kann ich da leider nicht ganz von ausnehmen)!
Was einem in modernen Freischütz-Inszenierungen so alles an wilden, verquasten und absurden Bildern um die Ohren gehauen wird, spottet wirklich jeder Beschreibung. Auch wenn die aktuelle Kölner Inszenierung sich hier noch eher in gemäßigtem Rahmen bewegte, ändert das leider nichts an dem ernüchternden Fazit, dass das Ganze meinem Empfinden nach wieder einmal ziemlich an der eigentlichen Aussage und der so besonderen Stimmung dieser Oper vorbeiinszeniert wurde!

Deutschsprachige Opern des frühen 19. Jahrhunderts (also aus den Epochen der Romantik und/ oder des Biedermeier) zeichnen sich durch eine meist von Dialogen durchsetzte Handlung aus, die man – ganz unabhängig von der Musik - in den meisten Fällen in späteren Jahren vielleicht eher dem Genre der (erst in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts entstandenen) Operette zurechnen würde.
Na, das trifft es vielleicht doch nicht so ganz, vor allem, wenn ich da an eher düster-schaurige Opernhandlungen wie eben die des Freischütz oder des Vampyr denke…

Was ich damit sagen will, ist, dass viele Opern dieser Zeit eine ereignisreiche Spielhandlung haben, die sich längst nicht so zur heute ja so beliebten Abstrahierung eignet, wie es beispielsweise die Opern von Richard Wagner tun.
Im Gegenteil: Diese „Biedermeier-Opern“ dienten vorrangig der bloßen – immerhin ausgesprochen niveauvollen - Unterhaltung des Publikums (was an sich ja nun nichts Verwerfliches ist oder den künstlerischen Wert dieser Werke irgendwie schmälert!) und hatten gar nicht den Anspruch, eine Art „Welttheater“ mit universeller, überzeitlich-allgemeingültiger Aussage darzustellen.

Das führt in der heutigen Zeit dann aber in der Regel zu einem mehr oder weniger großen inszenatorischen Dilemma, weil unsere Regisseure offenbar regelmäßig mit demselben Anspruch an solche Werke heranzugehen pflegen, wie sie es beispielsweise beim Ring des Nibelungen, Parsifal, Elektra oder Die Frau ohne Schatten zu tun pflegen – und das kann einfach nicht funktionieren, wie sich jüngst in Köln mit der verunglückten Freischütz-Inszenierung wieder einmal gezeigt hat!

Ich kann mich manchmal des Eindrucks nicht erwehren, dass genau das der Grund dafür ist, dass man die meisten Opern aus dieser Epoche (von Komponisten wie Lortzing, v. Flotow, Nicolai, Marschner, Kreutzer und anderen) auch kaum noch auf unseren Bühnen zu sehen bekommt! Nur leider, leider gibt es da (zum großen Verdruss heutiger "Regie-Götter") die große Ausnahme mit Webers unverwüstlichem Freischütz, der in seiner musikalischen Bedeutung wie der seit der Uraufführung 1821 ungebrochenen Beliebtheit beim Publikum einfach nicht zu ignorieren ist und moderne Regisseure damit seit Jahrzehnten vor ein – wenn auch hausgemachtes – Problem stellt: „Wie inszeniere ich diese ‘unsägliche‘ Handlung zeitgemäß?“

Natürlich lassen sich auch die Handlungen von auf Märchen- oder Sagenstoffen basierenden Opern (wie eben Der Freischütz) auf allgemeingültige und grundlegende moralische Regeln und Aussagen zurückführen – das ist ja der Grund, warum es Märchen und Legenden überhaupt gibt.

Aber führt das dann zwangsläufig gleich zu der Verpflichtung für einen Regisseur, seinem Publikum diese „Erkenntnisse“ mit dem Holzhammer einzubläuen? Ich bin mir ziemlich sicher, dass die Theaterbesucher heute wie damals die Moral der Freischütz-Handlung durchaus erkannt und sogar verstanden haben – für wie begriffsstutzig wird man da eigentlich gehalten?

Die „bahnbrechende“ Regie-Idee der Kölner Neuinszenierung basierte nun also auf der Verallgemeinerung des an der mitleidlosen, genormten Leistungsgesellschaft zerbrechenden Individuums (= Max), das es nicht vermag, die Erwartungen der Mehrheit zu erfüllen und in seinem letztlich vergeblichen Kampf um Anerkennung und „Normerfüllung“ ins Abseits („auf die schiefe Bahn“) gerät.

So weit so gut – vielleicht etwas zu sehr aus der Sicht der heutigen Zeit gedacht und formuliert, aber der Kern der Geschichte ist klar.
Warum man das Ganze dann aber derart umsetzen muss, dass sich die ganze Szenerie nun in einer Art moderner „Vorstadthölle“ abspielt, in der alle Anwesenden annährend gleich aussehen, brav ihre klischeehaften Rollen ausfüllen (Männlein wie Weiblein – die mich in ihren pinkfarbenen Cocktailkleidchen und dem ständigen peinlichen Uh! und Ah!-Gruppengequietsche und -gekreische ganz besonders genervt haben!), in identisch ausgestatteten Reihenhaus-Siedlungen leben (so wird das zumindest angedeutet), konnte ich nicht wirklich nachvollziehen.
Denn ganz ehrlich – was hat das dann überhaupt noch mit dem für die Handlung des Freischütz so überaus wichtigen Jäger- und Waldmilieu zu tun? Wenn diese Bereiche nur noch als etwas alberne Zitate aufgegriffen werden (wie z. B. überdimensional große, umherwandernde Waldtierköpfe; Jäger als Paintball-Spieler), dann verliert Webers wundervoll atmosphärische Musik ja völlig ihre Daseinsberechtigung!
Und wenn ich etwas überhaupt nicht ausstehen kann, dann ist es die Tatsache, dass man das Gefühl hat, dass eine Inszenierung sich keinen Deut um die nach wie vor wichtigste Sache einer Oper schert – die Musik! Wenn man merkt, dass der Regisseur sich offenbar keine Mühe gemacht hat, sich ernsthaft mit der Musik und der von ihr transportierten Stimmung auseinanderzusetzen, sondern bereit ist, alles andere einer einmal gefassten, fixen Regie-Idee (ob für das Stück nun passend oder nicht) zu opfern und ohne Rücksicht auf Verluste gnadenlos niederzuwalzen, dann macht mich das wirklich sauer!
Ich bin der Meinung, wenn man Webers Musik zum Freischütz offen und unvoreingenommen anhört, dann spürt man förmlich, wie sehr der Komponist das ganze Sujet „Wald – Jagd – Teufelsspuk“ ernstgenommen und sich ganz auf die spannende Geistergeschichte eingelassen hat! Das alles kann man doch nicht einfach so ignorieren, indem man das Ganze mit dem ach so beliebten Stilmittel der ironischen Brechung konterkariert und ins lächerliche Gegenteil umkehrt!

Genau das passiert aber leider – von wenigen Momenten abgesehen (so gerät überraschenderweise immerhin der Beginn der Wolfsschluchtszene tatsächlich ziemlich atmosphärisch düster und gruselig, das hält aber leider nicht allzu lange an…) – in der Kölner Inszenierung andauernd: Die Musik kann fast gar nicht ihre Wirkung entfalten, weil man ständig Dinge zu sehen bekommt, die nicht zu dem passen, was man gerade hört…!
Niemand erwartet heute noch eine zu 100% realistische Inszenierung einer Opernhandlung (was eigentlich schade ist!) und ich bin der Letzte, der das Fehlen einer solchen kritisieren würde, aber auch mit modernen Mitteln, wie beispielsweise effektvoll und intelligent eingesetzten Beleuchtungselementen, ließen sich mit Sicherheit eine Menge stimmungsvoller Bilder auch im Freischütz herbeizaubern, man müsste sich nur einmal ernsthaft auf die Musik einlassen und die von ihr transportierten Stimmungen umsetzen – lieber etwas weniger Bohei auf der Bühne als ständig sinnentstellende Aktionen, die mehr ablenken als dass sie irgendwie nutzen würden. Als ob das Publikum beim Opernbesuch ständig auf bahnbrechende neue Erkenntnisse und „Aha!“-Erlebnisse erpicht wäre! Sowas kann in der Regel nur schief gehen…

Außerdem muss man dem Regisseur tatsächlich auch noch vorwerfen, seine immerhin fragwürdige Inszenierungsidee nicht einmal komplett durchdacht und konsequent umgesetzt zu haben: Max wird ja als jemand dargestellt, dessen Leistungen aus Sicht der Gesellschaft offensichtlich nicht ausreichen – aber was für Leistungen sollen das denn eigentlich sein? Eigentlich müsste man ja davon ausgehen, dass es sich hierbei um seine beruflichen Fähigkeiten handelt, die nicht genügen, um dem gesellschaftlichen Leistungsdruck standzuhalten. Max ist – am Text wird ja nichts geändert – Jäger von Beruf. Gezeigt wird aber permanent nur das alberne Farbkugelschieß-Geländespiel „Paintball“. Was soll diese Darstellung für einen Sinn haben? Ein Freizeitvergnügen in der Tradition eines „Räuber- und Gendarmspiels“ für Erwachsene, gut und schön. Aber wieso soll bitteschön ein Versagen bei diesem Spiel gleich zu derart existenzbedrohenden Nöten führen, dass man sich mit dem Teufel einlassen muss (also zum Äußersten greift), wie Max es im Verlauf der Handlung dann ja tut? Den tieferen Sinn möge man mir bitte mal erklären!
Ich befürchte, dass der Regisseur die Paintball-Idee einfach nur witzig und ach so passend für eine moderne Freischütz-Inszenierung fand, dass es dann letztlich auch wieder egal war, dass das Ganze im Gesamtzusammenhang überhaupt keinen Sinn ergab…

A propos „Teufel“ – mit der Darstellung der Figur des Samiel, des „schwarzen Jägers“ (wie der Teufel im Freischütz genannt wird), tun sich moderne Regisseure ja auch so unglaublich schwer. Wo liegt da eigentlich das Problem? Was spricht gegen die personifizierte Darstellung von mythischen Gestalten auf der Bühne? Als ob das heutzutage ein „No-go“ wäre, was um jeden Preis zu verhindern ist!?
In einer Zeit, wo beispielsweise das Kinopublikum sich nach wie vor massenhaft für Filme begeistern kann, in denen es von Vampiren, Werwölfen und sonstigen Monstern nur so wimmelt, muss man stattdessen doch nun wirklich nicht auf so absurde Ideen kommen wie in der Kölner Inszenierung, in der Samiel statt als Teufel nunmehr in der Rolle des Fastfoodketten-Clowns Ronald McDonald quasi als Personifizierung des globalisierten kapitalistischen Bösen daherkommt, um allen Zuschauern diese ungemein subtile (und so wahnsinnig originelle) Art der Konsumgesellschaftskritik vorzuführen?!? Das hätte man ohne diese ganzen verworrenen Gedankengänge auch wesentlich einfacher und wirkungsvoller haben können: Schwarzer Jäger = Teufel = Böse – ich glaube, diesen Transfer hätte nun wirklich jeder erbringen können, aber das wäre ja wieder viel zu einfach gewesen, da hätte man am Ende ja auf die Idee kommen können, der Regisseur hätte sich keine eigenen Gedanken gemacht …

Unfreiwillig komisch wurde die Präsentation dieser Inszenierung im Rahmen der Publikumseinführung vor Vorstellungsbeginn im Foyer: Nachdem zunächst die Opernhandlung (wohlgemerkt in ihrer ursprünglichen Form) außergewöhnlich ausführlich vorgetragen wurde (wahrscheinlich damit man als Zuschauer beim Ansehen der Inszenierung dann überhaupt noch nachvollziehen kann, worum es eigentlich geht...), wurde das Regiekonzept vorgestellt und die Dramaturgin überschüttete die Zuhörerschaft urplötzlich mit einem Schwall psychologischer Fachbegriffe, dass man den Eindruck hatte, plötzlich Siegmund Freud gegenüberzustehen…
Dieser rührend-hilflose Versuch, der Inszenierung durch eine übertriebene Verwendung ausgesprochen wichtig klingender Fremdwörter eine gewisse seriöse Legitimation und Bedeutungsschwere zu verleihen, erinnerte mich frappant an eine Szene, die auch gut in einem Loriot-Sketch hätte spielen können…!

Das Ganze gipfelte in einer Beschreibung der neu definierten Rolle des Samiel sinngemäß als typischem Vertreter eines die Konsumenten abhängig machenden, weltweit tätigen Wirtschaftsmolochs, der "stets etwas Leckeres aus seiner Tiefkühltruhe zu zaubern versteht, von der aber nie hinterfragt wird, was da alles drinsteckt und was da alles hineinkommt…"
Da kann man sich eigentlich nur noch an den Kopf packen! Spätestens an dem Punkt ahnte ich bereits, dass der Opernabend zumindest optisch nicht zu meinen Favoriten gehören würde…!
Immerhin erklärte das dann sehr schön, warum der Bösewicht Kaspar, der ja im Finale Samiels Opfer (anstelle der unschuldigen Agathe) wird, in dessen stets mitgeführter, rollender Tiefkühltruhe landet! Au weia!

Der ganze Ärger über dieses hirnlose Spektakel ließ dann leider die – ja eigentlich viel wichtigere – musikalische Leistung dieses Opernabends mehr oder weniger in den Hintergrund treten, was mir ein bisschen leidgetan hat, denn die konnte sich durchaus hören lassen!
Das Gürzenich-Orchester unter der Leitung von Generalmusikdirektor Markus Stenz (er verlässt Köln zum Ende dieser Spielzeit, so dass ausgerechnet diese Produktion leider sein letztes Kölner Operndirigat darstellt!) spielte in einem frischen, recht zügigem Tempo, kam aber aufgrund des meiner Meinung nach in der Ausweichspielstätte Oper am Dom viel zu tiefen Orchestergrabens akustisch nicht wirklich zu voller Entfaltung – viele dramatische Stellen wirkten leider etwas „schwachbrüstig“.

Die Solisten des Abends haben mir durch die Bank gut gefallen – da gab es eigentlich kaum bemängelnswerte Ausfälle: Sowohl Andreas Schager als Max, wie auch Gloria Rehm in der Rolle des Ännchen (die vom Regisseur unverständlicherweise wie alle weiblichen Figuren des Stücks – mit Ausnahme der Agathe - in die Rolle eines rosa Cocktailkleidchen tragenden, wasserstoffblonden Dummchens gesteckt wurde, was so gar nicht zu dieser Figur passt!) überzeugten stimmlich, genauso wie der für meine Begriffe allerdings nicht allzu finster oder wenigstens bedrohlich daherkommende Oliver Zwarg als Kaspar.

Persönlich gefreut habe ich mich, den Bariton Paul Armin Edelmann (in der Rolle des Ottokar) nach vielen, vielen Jahren wieder einmal auf der Bühne erleben zu können – ich kenne ihn noch aus seiner Zeit als Ensemblemitglied am Koblenzer Stadttheater in den 1990er Jahren. Was sich der Regisseur dabei gedacht haben mag, die Rolle des Fürsten Ottokar als die eines Zirkusdirektors anzulegen, hätte mich auch mal interessiert (vielleicht wegen des „Clowns“ Samiel?) – das passte zum ganzen inszenatorischen Rest ja nun auch nicht wirklich, wie überhaupt das ganze Finale mit dem abschließenden Auftritt des Eremiten als konfliktlösendem Deus ex machina in dieser Inszenierung für mich ein einziges Rätsel darstellte, aber als ob es darauf nun auch noch angekommen wäre…

Am besten gefallen hat mir aber das Kölner Ensemblemitglied Claudia Rohrbach in der Rolle der Agathe – sie hat wirklich großartig gesungen und vor allem ihre beiden Soloszenen wirklich sehr schön gestaltet (lyrisch, anrührend, mit klarer Tongebung und guter Höhe), allen inszenatorischen Störelementen zum Trotz!

Immerhin muss man dem Regisseur zugestehen, dass er den Sängerinnen und Sängern den Entfaltungsraum gelassen hat, gerade ihre großen Soli angemessen rüberbringen zu können! Das sollte eigentlich selbstverständlich sein, aber nachdem ich schon Inszenierungen gesehen habe, wo die Sopranistin kopfüber auf einer schiefen Ebene lag, von Wasser umspült wurde und dabei eine schwierige Arie einigermaßen wohlklingend abzuliefern versuchte, muss man ja nun schon selbst solche Dinge bereits lobend hervorheben…!

Und obwohl man ihm die Rolle unnötig schwer gemacht hat, schaffte es Renato Schuch meist doch, seinen Samiel irgendwie dämonisch wirken zu lassen, obwohl es wahrscheinlich um Einiges leichter gewesen wäre, diese (Clowns-)Figur grotesk und albern darzustellen!
Allerdings war die gefühlt mindestens zehnminütige Sequenz, die wohl zur Überbrückung des Bühnenumbaus unmittelbar vor der Wolfsschluchtszene diente, in der „Samiel“ bedeutungsschwanger (mit per Lautsprecher eingespielten widerhallenden, schweren Schritten) durch den Zuschauerraum streifte und in der sonst nichts passierte, definitiv zu lang und dramaturgisch völlig überflüssig!

Erwähnen sollte man auch noch die gute Textverständlichkeit aller Darsteller (auch in den Dialogszenen!) – da hätte man ausnahmsweise die mittlerweile oft auch bei deutschsprachigen Opern dringend benötigten Übertitel (in diesem Fall rechts und links der Bühne eingeblendet) nicht gebraucht!

Leidgetan hat mir die Tatsache, dass das durch die Inszenierung zunehmend unwilliger gestimmte Publikum am Ende die respektable Leistung des gesamtes Ensembles nicht wirklich zu würdigen wusste: Der Schlussapplaus fiel ziemlich karg aus, viele Vorhänge gab es auch nicht – die meisten Zuschauer wollten nur noch raus aus dem Theater, das merkte man deutlich.
Es ist wirklich schade, dass die Sängerinnen und Sänger am Ende vom Publikum für eine alberne Inszenierung, für die sie ja nun wirklich nichts können, bestraft werden! Ich bin sicher, der Beifall wäre stärker ausgefallen, hätte man etwas anderes zu sehen bekommen!

Am großen Publikumszuspruch merkte man, dass das Bedürfnis beim Kölner Opernpublikum durchaus da war, wieder einmal Webers populärste Oper auf der Bühne erleben zu können – es ist wirklich schade, dass dieses Interesse durch solch eine uninspirierte Inszenierung so ernüchtert und ausgebremst wurde! Da muss man sich dann nicht wundern, wenn das Publikum sich künftig einen Opernbesuch lieber zwei- oder dreimal vorher überlegt, statt sich spontan Karten zu kaufen. Wer hat schon Lust, sich einen kompletten Abend über den auf der Bühne gezeigten Unfug zu ärgern?

Eigentlich hatte ich die Kölner Oper in den letzten Jahren auf einem ganz guten Weg gesehen, aber nach einer Inszenierung wie dieser, die mich frappant an frühere Unsitten erinnert, die seinerzeit dazu geführt haben, dass ich fast gar nicht mehr in die Oper gegangen bin, nimmt meine Skepsis im Moment wieder zu – ich kann wirklich nur hoffen, dass das Kölner Opernhaus seine Phase mit spektakulären, gut durchdachten und originellen Inszenierungen nicht schon wieder beendet hat…

Abschließend noch ein Link zur wie immer sehr lesenswerten Rezension der Kölner Freischütz-Inszenierung beim Online Musik Magazin (OMM).

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