Nichts gegen Jubilare wie
Richard Strauss oder den ebenfalls im Jahr 1714 geborenen
Carl Philipp Emanuel Bach, aber mir persönlich liegt als Opernfan (und hier besonders des 18. Jahrhunderts) der heutige 300. Geburtstag von
Christoph Willibald Gluck von allen Komponistenjuiläen des Jahres 2014 ganz besonders am Herzen! Zumal dieser sehr zu Unrecht in den letzten Jahrzehnten doch ein wenig ins Abseits geratene Künstler durchaus ein wenig mehr Aufmerksamkeit verdient hätte!
Geboren am 2. Juli 1714 in Erasbach in der Oberpfalz als Sohn eines Försters war dem kleinen Christoph Willibald eine große Musikerkarriere sicher nicht in die Wiege gelegt worden, ein Schicksal, das er z. B. mit dem gut 2 Generationen älteren Kollegen
Georg Friedrich Händel (1685-1759) teilt, der ebenfalls in eine Familie von Nicht-Musikern hineingeboren wurde - beide Komponisten haben sich übrigens im Jahr 1746 in London kennengelernt und dort auch zusammen musiziert!
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Ähnlich wie einige andere berühmte Opernkomponisten (z. B. Wagner, Verdi oder Puccini) hat auch Gluck nur wenige Werke hinterlassen, die nicht für die Bühne gedacht waren, dazu gehören unter anderem einige Triosonaten und Sinfonien im frühklassischen Stil und ein paar geistliche Werke |
Als Gluck im Alter von 73 Jahren am 15.11.1787 in Wien starb, war er allerdings eine europäische Berühmtheit im Bereich der Oper – er hat also eine wirklich erstaunliche und ausgesprochen abwechslungsreiche Karriere machen können, wobei seine ereignisreiche Biographie jedoch für die erste Lebenshälfte (also die Zeit, bevor er zu internationalem Ruhm gelangte) bis heute mehrere nicht mehr dokumentierbare Lücken aufweist, genauso wie leider ein nicht unerheblicher Teil seiner Kompositionen (zumeist die aus der frühen italienischen Zeit) verschollen und wahrscheinlich für immer verloren ist.
Und wenn in diesen wenigen Sätzen nun bereits schon Orte wie London, Wien und Italien erwähnt wurden, dann täuscht der Eindruck nicht: Gluck ist in seinem Leben – ähnlich wie Mozart - viel in Europa herumgekommen, neben den schon erwähnten Orten (in Italien war er übrigens unter anderem in Mailand, Neapel, Turin, Bologna, Rom und Venedig tätig) hat er auch in Prag, Kopenhagen, Dresden und – natürlich! - Paris (hier feierte er seine wohl größten Opernerfolge) seine künstlerischen Spuren hinterlassen. Für einen Künstler des 18. Jahrhunderts finde ich das wirklich ganz beachtlich!
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Die aktuelle Gluck-Jubiläumsbriefmarke der Dt. Post - schön, dass eine solche gibt, aber das Motiv gefällt mir nicht so besonders... |
Nach musikalischen Anfängen im Böhmischen (er galt später vor allem als guter Cembalospieler), in Prag und Wien, beginnt Glucks Karriere als Opernkomponist im Jahr 1741 (da ist er immerhin schon 27 Jahre alt) im Geburtsland der Oper in Mailand mit einer Vertonung des von zahlreichen seiner Komponistenkollegen bereits mehrfach vertonten „Librettoklassikers“
Artaserse. Zu diesem Zeitpunkt konnte Gluck natürlich noch nicht ahnen, dass er in seinen späteren Wiener Jahren tatsächlich einmal mit dem legendären und hochberühmten Dichter dieses Operntextbuchs,
Pietro Metastasio (1698-1782), in Wien im Auftrag der kaiserlichen Familie höchstselbst zusammentreffen und -arbeiten würde!
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... die Sondermarke aus dem Jahr 1987 (= 200. Todestag) finde ich viel gelungener! |
Bevor aus Gluck der für die Musikgeschichte so bedeutende „Opernreformator“ werden sollte, liefert er jedoch zunächst über viele Jahre munter eigene Beiträge zur von ihm später so heftig kritisierten Gattung der
Opera seria, bzw. des
Dramma per musica, wie man die repräsentativen, abendfüllenden Opern ernsten Inhalts damals nannte.
Als Textgrundlagen für diese Opern dienen fast ausschließlich die vielfach vertonten Textbücher Metastasios (das ist zu der Zeit eigentlich Standard) und da Gluck nach Beendigung seines Italienaufenthalts 1745 mehrfach mit umherrreisenden Operntruppen unterwegs war (die vor allem in Städten ohne eigene Opernhäuser auftraten), erleben seine nächsten Opern ihre Uraufführungen an so unterschieldichen Orten wie London, Kopenhagen, Prag, Wien, Dresden und dann noch einmal in Italien, nämlich im legendären
Teatro San Carlo in Neapel, wo im Herbst 1752 Glucks
La Clemenza di Tito (ein weiterer Librettoklassiker Metastasios) uraufgeführt wurde.
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Auch nicht übel: Österreichs Gluck-Markenmotiv aus dem Jahr 1987! |
Die Tatsache, dass Gluck zu diesem Zeitpunkt ein solches Engagement vom Impresario eines der zur damaligen Zeit wohl berühmtesten und renommiertesten Operntheater Italiens angeboten bekommt, zeigt, dass er sich im Laufe der Jahre ein ziemliches Renomee erarbeiten konnte, denn einen solch ehrenvollen Auftrag erhielt natürlich nicht jeder (nach dazu ein Nicht-Italiener)!
Ab 1753 wird Gluck dann jedoch sesshaft und lässt sich dauerhaft in Wien nieder, wo er – abgesehen von zum Teil ausgedehnten Reisen und Aufenthalten an Orten, wo er Opernaufträge zu erfüllen hat – bis zu seinem Lebensende auch bleiben wird. In Wien hatte er bereits im Zeitraum von ca. 1734 bis 1737 gelebt (genauer lässt sich das nicht eingrenzen), 1748 seine Oper
Semiramide riconosciuta (auf ein Textbuch von Metastasio natürlich!) zur Aufführung gebracht und im Jahr 1750 die wohlhabende Bürgerstochter Maria Anna Bergin (1732-1800) geheiratet – ihn verband also einiges mit dieser Stadt, die überdies ja auch ein wichtiges musikalisches Zentrum war.
Glucks Kontakte zum habsburgischen Hof um Maria Theresia und ihre zahlreichen Kinder intensivieren sich nun und er erhält mehrfach Aufträge für kleiner dimensionierte Opernwerke (die sich dann beispielsweise
Azione teatrale,
Serenata teatrale oder
Festa teatrale nennen) und die für Festivitäten gedacht sind, die ganz intim im Rahmen der kaiserlichen Familie stattfinden (die jungen Erzherzoginnen und –herzöge singen und musizieren allesamt nicht untalentiert - ganz so, wie es einst bereits ihre hochwohlgeborene Frau Mama in jüngeren Jahren getan hatte!) – für Glucks Ansehen und „Marktwert“ sind diese Kompositionsaufträge sicherlich mehr wert als für seine künstlerische Weiterentwicklung…
Das wohl bekannteste Werk aus diesem Umfeld dürfte wohl die auch heute noch gelegentlich aufgeführte Azione teatrale
Le Cinesi sein (das Textbuch stammt natürlich vom kaiserlichen Hofdichter Metastasio…), die 1754 ihre exklusive Premiere erlebt –
„à la chinoise“ (oder zumindest das, was man sich darunter so vorstellt) ist zu der Zeit beim europäischen Adel gerade schwer
en vogue...
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Von allen "kleinen" Opern Glucks (also den sogenannten Serenate oder Azione teatrale, die in der Regel für den Wiener Hof entstanden) ist Le Cinesi bis heute das am häufigsten aufgeführte Werk, das aufgrund seiner kleinen Besetzung auch im Rahmen kleinerer Festspiele oder Konzerte gegeben werden kann und keine große Opernbühne braucht, um seine charmante Wirkung zu entfalten! |
In Wien gab es zu der Zeit ganz neu ein
Französisches Theater (die Annäherung Österreichs an Frankreich hatte vor allem außenpolitische Gründe), das meines Wissens im Burgtheater angesiedelt war und wo man aus Paris importierte
Opéra comqiues (in französischer Sprache) spielte – kürzere, unterhaltsame Singspiele, deren in der Regel einfach gehaltene Musiknummern meist in liedhafter Strophenform daherkommen.
Vom Theaterintendanten, dem einflussreichen Grafen
Giacomo Durazzo (1717-94), protegiert, engagiert sich Gluck in den nächsten Jahren sehr für diese französischsprachigen Opern, die ihm eine ganz neue musikalische Bühnenwelt erschließen: Diese Stücke sind ganz anders als die virtuosen Gesangsrevuen neapolitanischer Machart, die er bisher für die Opernbühne komponiert hat!
Gluck bearbeitet zu Beginn lediglich die importierten französischen Opern und richtet sie für die Verhältnisse vor Ort ein, indem er Form und Machart der simplen Strophenlieder der Vorlagen zunächst übernimmt; seine eigenständig entwickelten kompositorischen Beiträge zu diesen Stücken werden jedoch zunehmend größer und gipfeln schließlich in der 1764 uraufgeführten Oper
La rencontre imprévue ou Les pélerins de la Mecque (Die Pilger von Mekka) in einem völlig eigenständigen Stil, der seinerseits zur späteren Entstehung des deutschsprachigen Singspiels (z. B. Mozarts
Die Entführung aus dm Serail von 1782) entscheidend beigetragen hat!
Nicht nur die
Pilger von Mekka werden alsbald auch in deutscher Sprache gespielt und erfreuen sich großer Beliebtheit beim Publikum.
Leider warten gerade diese Opern Glucks in der heutigen Zeit noch immer auf eine nachhaltige Wiederbelebung – und gerade hier bin ich aber pessimistisch: In einer Zeit, in der man generell an klassischen
Opéra comqiues (z. B. von Grétry, Boieldieu, Auber oder Adam) nicht mehr sonderlich interessiert zu sein scheint und diese – zumal auf der Bühne – eigentlich gar nicht mehr anzutreffen sind, haben es natürlich auch Glucks Beiträge zu dieser vernachlässigten Gattung schwer…!
Im Umkreis des umtriebigen Grafen Durazzo haben sich in Wien zu Beginn der 1760er Jahre weitere ausgesprochen kreative und fähige Köpfe zusammengefunden, so der Dichter
Ranieri de‘ Calzabigi (1714-95) und der Choreograph
Gasparo Angiolini (1731-1803). Und in Zusammenarbeit mit diesen Herren entstehen dann auch Glucks erste „Reformwerke“ für das Theater, die ein Zurück zu größerer Wahrheit und Klarheit der auf der Bühne dargestellten Handlung bewirken sollen.
Es ist sicher kein Zufall, dass zur selben Zeit (also grob im Zeitraum zwischen 1760 und 1780) in der deutschen Literatur die
Sturm und Drang-Bewegung vorherrscht, die zum einen das „echte, ungekünstelte Leben“ auf die Theaterbühnen zu bringen versucht und zum anderen auch ein ganz neues Selbstverständnis der meist sehr jungen Autoren propagiert: Man sieht sich als Dichter nicht mehr als Handwerker, als bloße Auftrags-Verseschmiede, sondern fühlt sich als „Genies“, als schöpferisch wirkende und damit zu Höherem berufene Künstler! Das bis heute nachwirkende Bild des kreativen und genialen Künstlers (mit all den damit zusammenhängenden Klischees) entsteht in dieser Zeit.
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Sehr schön musiziert wird das abwechslungsreiche Don Juan-Ballett unter der Leitung von Neville Marriner - Höhepunkt ist natürlich die furiose Höllenfahrt des Helden am Ende! |
Aus mehreren schriftlichen Zeugnissen geht hervor, dass Gluck und vor allem auch Calzabigi sich und ihre Rolle als Operntextdichter und –komponist ähnlich sahen: Sie hatten eine Mission und die bestand immerhin darin, die über Jahrzehnte verkrustete, institutionalisierte und ritualisierte Form der Oper zu reformieren und diese Kunstgattung zu neuer Aussagekraft zu führen!
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Eine klangschöne Aufnahme des Orfeo aus dem Jahr 1991 mit dem von mir geschätzten Countertenor Derek Lee Ragin in der Titelrolle (diese Aufnahme ist auch in der weiter unten erwähnten neuen DECCA-Box "Gluck - The Great Operas" enthalten). |
Die in diesem Zusammenhang in Wien entstandenen Werke wie das Ballett
Don Juan ou Le festin de pierre (UA 1761), die Azione teatrale
Orfeo ed Euridice (UA 1762) sowie die abendfüllenden Opern
Alceste (UA 1767) und
Paride ed Elena (UA 1770) werden vom Publikum dann zwar durchaus interessiert aber auch mit Irritation und teilweise Unverständnis aufgenommen. Viele empfinden die Werke als zu düster und traurig und nur wenige erkennen die radikal neuen Ideen und Ansätze, die diesen Stücken innewohnen und stilistisch wie ästhetisch weit in die Zukunft weisen! Sowas ist allerdings in der Kunstgeschichte immer wieder vorgekommen…
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Eine sehr gelungene Aufnahme der italienischen Alceste-Version aus dem Hause NAXOS - die musikalische Leitung dieser Produktion aus dem schwedischen Drottningholm Theater hat der Alte Musik-Experte Arnold Östman! |
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Eine der ganz wenigen Aufnahmen der ziemlich unbekannt gebliebenen Reformoper Paride ed Elena mit dem Ensemble La Stagione unter der Leitung von Michael Schneider |
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Die derzeit neueste Einspielung von Paride ed Elena unter der Leitung von Paul McCreesh (diese Aufnahme ist ebenfalls in der weiter unten erwähnten neuen DECCA-Box "Gluck - The Great Operas" enthalten) |
Die Wirkung dieser neuartigen Opern in Wien war also nicht wirklich durchschlagend gewesen und nun traf es sich für Gluck ausgesprochen günstig, dass man dem berühmten Wiener Komponisten aus Paris den Auftrag erteilte, für die französische Hauptstadt gleich sechs (!) seiner neuartigen Opern zu komponieren (Gluck hatte mit Kompsoitionen in französischer Sprache ja zum Glück bereits eine Menge Erfahrung gesammelt!), um auch dort für einen frischen musikalischen Wind zu sorgen, denn auch die französische Oper hatte sich seit den glorreichen Tagen eines
Jean-Baptiste Lully (1632-87) und dann nochmal eines
Jean-Philippe Rameau (1683-1764) nicht mehr wirklich weiterentwickelt und man wartete auch hier sehnsüchtig auf neue künstlerische Impulse.
Nicht zuletzt Glucks Librettist, der instinktsichere
Marquis du Roullet (1716-86), hatte einen nicht zu unterschätzenden Einfluss darauf gehabt, dass dieser Auftrag aus Paris an den Wiener Komponisten erging. Begünstigt wurde die Entscheidung sicher auch dadurch, dass Gluck mit seiner ehemaligen Musikschülerin Marie-Antoinette, der Tochter Maria Theresias, als frisch vermählter Gattin des franzöischen Thronfolgers (und späteren Königs Ludwig XVI.) eine machtvolle Fürsprecherin an höchster Stelle in Paris besaß!
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Auch die Iphigénie en Aulide ist nicht wirklich oft auf Tonträger festgehalten worden, umso schöner, dass es diese gelungene Aufnahme unter der Leitung von John Eliot Gardiner gibt! Auch diese Aufnahme ist in der neuen DECCA-Box "Gluck - The Great Operas" enthalten. |
Und so nahm die wohl größte Erfolgsgeschichte im Leben Glucks ihren Lauf:
Im April 1774 wird die Oper
Iphigénie en Aulide in Paris uraufgeführt (das Textbuch stammt vom bereits erwähnten Monsieur du Roullet) und schlägt wie eine Bombe ein – Glucks bis dahin wohl spektakulärster Opernerfolg!
Tout Paris ist im Iphigenie-Fieber – die langersehnte Erneuerung der französischen Oper scheint endlich Wirklichkeit geworden zu sein durch die prägnante Musiksprache des Komponisten aus dem fernen Wien!
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Im Jahr 2004 erschien diese Aufnahme der französischen Version von Orpheus und Eurydike aus dem Jahr 1774 - diese Fassung war lange Zeit nicht mehr auf Tonträgern zu bekommen gewesen (es existieren ältere Einspielungen, die noch in Mono aufgenommen wurden!) und umso willkommener war daher diese energiegeladene, exzellent gesungene Neuproduktion! Auch diese Aufnahme ist in der neuen DECCA-Box "Gluck - The Great Operas" enthalten. |
Um den erzielten Erfolg richtig auszukosten lässt man bereits im August 1774 den geschickt nach französischen Gepflogenheiten und Erwartungen umgearbeiteten Wiener
Orfeo folgen, jetzt
Orphée et Euridice betitelt (zu dieser Oper, die zu meinen absoluten Lieblingsopern gehört, muss ich demnächst unbedingt mal einen eigenen Artikel verfassen!) und landet damit erneut einen Volltreffer!
Glucks Befürworter und Gegner (die die Zukunft auch der französischen Oper eher in der Ästhetik italienischen Oper sehen) beharken sich ausgiebig und lustvoll in der Pariser Öffentlichkeit und spätestens jetzt ist Gluck (der sich aus diesen Streitigkeiten diplomatisch heraushält) ein Superstar – protegiert und fürstlich entlohnt vom französischen Hof, porträtiert auf Gemälden und Büsten und nun endlich auch vom heimischen Wiener Hof gebührend geehrt – man verleiht ihm den Titel eines Hofkompositeurs (ohne dass damit irgendwelche Verpflichtungen verbunden wären!), ein Posten, der ebenfalls mit einem stattlichen Jahresgehalt verbunden ist! Wahrscheinlich war man – nach allem, was da an Nachrichten aus Paris über Glucks sensationelle Erfolge in der Fremde nach Wien gelangte – gehörig stolz auf den dem Kaiserhaus ja nun schon seit vielen Jahren eng verbundenen Musiker und wollte diesen entsprechend an sich binden, ohne ihn in seiner künstlerischen Entfaltung irgendwie einzuschränken. Von solcher Anerkennung und solch großzügigen Zuwendungen durch den Wiener Hof hat ein Wolfgang Amadé Mozart sein Leben lang leider nur träumen können…
Übrigens verkehrte Mozart in den 1780er Jahren mit Gluck auf respektvoller und durchaus freundschaftlicher Ebene und Gluck lobte
Die Entführung aus dem Serail des deutlich jüngeren Kollegen ausdrücklich und setzte sich sogar für Aufführungen dieser Oper ein!
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Die französische Fassung der Alceste von 1776 ist ebenfalls sehr selten aufgenommen worden - mir ist eigentlich nur diese immerhin sehr gelungene Einspielung aus München unter der Leitung von Serge Baudó aus dem Jahr 1982 bekannt! |
Nachdem du Roullet die Wiener
Alceste in die französische
Alceste (nun „Alzäst“ statt bisher italienisch „Altscheste“ ausgesprochen!) umgetextet und Gluck eine sehr umfangreiche Revision seiner acht Jahre alten Komposition vorgenommen hat (wobei er konsequent einige von ihm selbst als zu langatmig geratene Passagen zusammenstreicht und mehr Abwechslung durch einen vorher nicht vorhandenen Auftritt des Helden Hreakles im 3. Akt schafft) wird diese Oper im April 1776 erstmals in Paris gegeben, die Premiere war zwar ein Misserfolg, weitere Aufführungen brachten dann aber doch noch den erhofften Beifall.
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Auch die Armide gehört eher zu den Steifkindern auf dem Opern-Tonträgermarkt! Diese 1999 erschienene Einspielung unter der Leitug von Marc Minkowski ist nach wie vor die neuste unter den wenigen existierenden Aufnahmen - und mit Sicherheit die gelungenste! Auch diese Aufnahme ist in der neuen DECCA-Box "Gluck - The Great Operas" enthalten. |
Mit seiner nächsten Oper für Paris, der 1777 uraufgeführten
Armide landet Gluck dann noch einen ganz besonderen Coup: Er vertont ein über 100 Jahre altes Libretto in uveränderter Form komplett neu, ganz in seinem Stil und erzielt erneut einen außerordentlichen Erfolg!
Das Besondere an diesem alten Libretto von
Philippe Quinault (1635-88) ist, dass es 1686 durch den Hofkompositeur des legendären Sonnenkönigs Ludwig XIV. vertont wurde und in Franrkeich seitdem als ein absoluter Klassiker der Opernbühne galt. Das wäre ungefähr ebenso, als wäre rund 100 Jahre nach der Premiere der
Zauberflöte ein, sagen wir, französischer Komponist in Wien auf die Idee gekommen, das Libretto von Emanuel Schikaneder ein zweites Mal zu vertonen – und damit auch noch sensationell erfolgreich gewesen! Man kann sich vorstellen, was nach der Premiere der Gluckschen
Armide los war, wenn man an die zuvor ja schon herrschenden „Fraktionskämpfe“ denkt!
Bei allen diesen Opernproduktionen ist Gluck in die gründliche und sorgfältige Probenarbeit eingebunden (da legt er großen Wert drauf!) und überhaupt ist die Herangehensweise an seine Pariser Opern eine ganz neuartige: Hier entstehen nicht mehr „Fließbandproduktionen“ mit darin enthaltenen, beliebig austauschbaren Virtuosenstücken, wie es in der italienischen Opera seria jahrzehntelang Gültigkeit hatte (und was auch in den italienischen Opern aus Glucks Anfangsjahren absolut üblich war) – nein, diese neuen Opern sind werden als ganz eigenständige Kunstwerke angesehen, mit einer jeweils ganz auf das Stück bezogenen musikalischen Aussage! Die moderne Oper als individuelles Kunstwerk ist entstanden – vom Künstler als solches konzipiert und vom Publikum als solches akzeptiert. Die Verwirklichung dieses hohen künstlerischen Anspruchs ist der bleibende Verdienst Glucks in der Musikgeschichte.
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Für mich gehört die Aufnahme von Iphigénie en Tauride (erschienen 1985) unter der Leitung von John Eliot Gardiner nach wie vor zu den empfehlenswertesten Einspielungen dieser Oper. Auch diese Aufnahme ist in der neuen DECCA-Box "Gluck - The Great Operas" enthalten. |
Im Mai 1779 schließlich erlebt die Oper
Iphigénie en Tauride ihre umjubelte Pariser Premiere und dann erleidet der erfolgsverwöhnte Gluck im September desselben Jahres mit seiner Oper
Echo et Narcisse einen Misserfolg, an dem auch eine Umarbeitung im Folgejahr nichts ändern kann. Diese sicher interessante letzte Gluck-Oper ist bis heute unbegreiflicherweise ein „Schmerzenskind“ geblieben, die auf den Bühnen nicht gespielt wird und deren einzige mir bekannte Aufnahme seit Jahren vergriffen ist (und selbst jetzt im Gluck-Jahr nicht noch einmal neu herausgebracht wurde)!
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Die bis heute einzige (!) Aufnahme der Oper Echo et Narcisse aus dem Jahr 1987 unter der Leitung von René Jacobs. Seit Jahren vergriffen und somit auch im Gluck-Jahr 2014 nicht mehr erhältlich - Schade eigentlich... |
Verbittert über die Reaktionen des Publikums und der Presse verlässt Gluck die französische Hauptstadt und kehrt endgültig nach Wien zurück; spätere Pläne, doch noch einmal nach Paris zurückzukehren, werden durch den angeschlagenen Gesundheitszustand des Meisters (mehrere Schlanganfälle!) vereitelt. Er betreut noch eine in deutscher Sprache produzierte Wiener Fassung der
Iphigenie auf Tauris im Jahr 1781 und kann erleben, wie auch weitere seiner (Pariser) Opern in Wien erfolgreich gegeben werden. Sein wohl letztes Werk, ein
De profundis (eine seiner wenigen geistlichen Kompositionen) wird dann auch im Rahmen seiner Begräbnisfeier unter der Leitung von
Antonio Salieri (1750-1825), der von Gluck in den Jahren zuvor protegiert worden war (und sich auch als dessen Schüler bezeichnete, ohne von diesem jemals wirklich unterrichtet worden zu sein), aufgeführt.
Sehr interessant ist nun der Umgang der Nachwelt mit der künstlerischen Hinterlassenschaft Glucks:
Lange gerühmt und als Vorbild betrachtet werden seine großen, für Paris produzierten Opern – sie bilden quasi den Grundstock des „musikalischen Klassizismus“, der grob in den Jahren zwischen 1780 und 1810 die Opernbühnen vor allem Frankreichs und Deutschlands beherrscht, zumindest, was die repräsentative, ernste Oper anbetrifft.
In diesem Stil komponieren z. B. Salieri (hier vor allem die Oper
Les Danaïdes, die 1784 in Paris unter dem werbewirksamen aber falschen Etikett eines Gluck-Salieri-Gemeinschaftswerks uraufgeführt wird), Mozart (dessen 1781 in München uraufgeführter
Idomeneo ohne Glucks maßstabsetzende „Vorarbeiten“ so ganz gewiss nicht hätte entstehen können – ebenso wie die 1791 komponierte
La clemenza di Tito!), aber auch Komponisten wie
Luigi Cherubini (1760-1842) oder
Gasparo Spontini (1774-1851).
Zu Glucks Bewunderern im 19. Jahrhundert zählen unter anderem
Hector Berlioz (1803-69) und
Richard Wagner, beide interessanterweise ebenfalls Künstler mit dem hohen Anspruch an sich selbst, reformierend in den Verlauf der Musikgschichte eingreifen zu müssen. Von beiden Komponisten stammen auch Bearbeitungen Gluckscher Opern, die dem aktuellen Zeitgeist angepasst wurden (im 19. Jahrhundert war man da noch nicht zimperlich, was den Begriff der „Werktreue“ anging…) – was dazu führte, dass zu Beginn des 20. Jahrhunderts von Opern wie
Alceste oder dem
Orfeo (beides übrigens Werke, die nach wie vor in den Spielplänen der Opernhäuser vertreten waren - genau wie die beiden
Iphigenie-Opern!) seltsame Mischfassungen existierten, die teilweise auf den italienischen Erstfassungen basierten, zum Teil Elemente aus den französischen Zweitfassungen integrierten, oder umgekehrt verfuhren…
Daneben existierten – quasi außer Konkurrenz – auch noch einige der in Wien entstandenen Opéra comiques, die vor allem auf deutschen Bühnen (in deutscher Sprache) neben ähnlichen Werken von Komponisten wie Auber oder Boieldieu gerne gespielt wurden.
Wenn man sich Darstellungen der Operngeschichte aus dem späten 19. und frühen 20. Jahrhundert anschaut (z. B. die von
Oscar Bie aus dem Jahr 1913), dann erhält man den Eindruck, dass die ernstzunehmende Geschichte des Musiktheaters tatsächlich erst mit Gluck – und ganz konkret mit dem
Orfeo aus dem Jahr 1762 – beginnt. Alles, was es in den 150 Jahren davor in der Welt der Barockoper gegeben hat, wird gönnerhaft als unbedeutend und für die moderne Bühne als untauglich abgetan! Es erscheint zu diesem Zeitpunkt völlig unvorstellbar, dass sich Opern von Komponisten wie Händel, Vivaldi oder gar Monteverdi jemals wieder als repertoiretaugliche Werke etablieren könnten!
Das Gleiche gilt natürlich auch für Glucks Opernschaffen
vor dem
Orfeo! Hier herrscht jahrzehntelang große Gleichgültigkeit und Desinteresse!
Amüsant ist es, das Bemühen vieler Biographen und Operngeschichtsverfasser zu verfolgen, die Glucks Laufbahn als die eines von Anfang an zielgerichtet handelnden Reformators darzustellen versuchen. Da wird das Frühwerk (also die ganzen Opern, die auf Libretti Metastasios basieren) als eine Art „Übungs“- oder „Aufwärmphase“ klassifiziert, frei nach dem Motto „man muss das, was man reformieren will, schließlich gut kennen“…
Umso schwerer tun sich die Biographen dann mit den zahlreichen „ästhetischen Rückfällen“ Glucks – denn wie soll man es zum Beispiel glaubhaft erklären, dass er nach dem Meilenstein seines
Orfeo im Jahr darauf tatsächlich wieder eine „herkömmliche“ Metastasio-Oper, nämlich
Il trionfo di Clelia für Bologna komponiert oder ebenfalls 1763 eine Neufassung seiner Oper
Ezio herausbringt?
Ich bin sicher, dass diese stilistische „Zweigleisigkeit“ für Gluck kein Widerspruch war – in Wien hatte er einfach das Glück gehabt, mit dem Kreis um den Intendanten Durazzo und Ranieri de‘ Calzabigi eine Gruppe künstlerisch Gleichgesinnter zu treffen, mit denen er vor Ort (aber eben auch nur dort!) seine neuartigen Opernprojekte verwirklichen konnte. Außerdem kann man an den Partituren der beiden genannten Opern des Jahres 1763 sehr gut erkennen, dass Gluck durchaus neu gewonnenen Erkenntnisse in diese Werke hat einfließen lassen!
Erst nach seinen großen Erfolgen in Paris (und der damit verbundenen wirtschaftlichen Unabhängigkeit) hätte er es sich leisten können, auch einen lukrativen Kompositionsauftrag für eine Oper im „althergebrachten“ neapolitanischen Stil abzulehnen – dies hätte er aber wohl auch aus seinem künstlerischen Selbstbewusstsein heraus dann eh nicht mehr getan…
In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts trifft man dann Glucks komische Opern immer seltener auf den Spielplänen an – ebenso wie die Opern von Auber & Co., was (wie oben schon erwähnt) bis heute ja leider so geblieben ist.
Aber auch die einstmaligen, jahrzehntelangen Repertoiresäulen wie
Alceste oder die beiden
Iphigenien werden längst nicht mehr so regelmäßig aufgeführt (immerhin macht man sich seit einigen Jahren die Mühe, die verschiedenen Wiener und Pariser Fassungen wieder deutlich voneinander zu trennen und die Opern „sortenrein“ aufzuführen!) – die Werke, die man zur Gattung des von Gluck begründeten Opernklassizismus rechnen kann, sind von der Wiederentdeckung der Belcanto-Oper des frühen 19. Jahrhunderts (also Werke von Rossini, Bellini und Donizetti) ziemlich verdrängt worden. Das Publikum erfreut sich seit den Tagen einer Maria Callas, Joan Sutherland, Marilyn Horne oder Edita Gruberova lieber an spektakulären Gesangsnummern aus der „Belcanto-Küche“, statt den über weite Strecken in zwar hochdramatischen, aber doch eben auch oft recht gleichförmigen und langatmigen Rezitativen verlaufenden Opern eines Cherubini, Spontini und leider eben auch Gluck zu folgen…
Und so ist es eigentlich eine logische Entwicklung (die vor, sagen wir, 15 oder 20 Jahren noch überhaupt nicht absehbar war), dass – zunächst zaghaft, dann aber immer vehementer - Glucks frühe italienische Opern in den Fokus des musikalischen Interesses geraten!
So etwas wie eine Initialzündung lieferte die famose Cecilia Bartoli, die im Jahr 2001 mit ihrem Album
“Gluck Italian Arias“ eine Auswahl bis dahin fast durchweg noch niemals auf Tonträger erschienenen Arien aus Metastasio-Opern Glucks vorlegte. Und überrascht musste man feststellen, was da für erstaunliche, hochdramatische und musikalisch mitreißende Perlen zum Vorschein kamen! Dabei hatte man als Opernfan doch immer und immer wieder zu lesen und hören bekommen, dass Glucks italienisches Frühwerk „lediglich“ eine Art Vorstufe zu seinen späteren reformatorischen Meisterwerken darstellt und somit ohne größere Bedeutung, geschweige denn künstlerische Aussagekraft sei! Die Neugier des Publikums war jedenfalls deutlich geweckt worden!
Und so war es dann auch nur noch eine Frage der Zeit, bis die ersten Gesamtaufnahmen dieser Opern produziert wurden – diese Tatsache wurde noch dadurch begünstigt, dass in den letzten Jahren ja auch die Countertenöre in puncto Beliebtheit, Gesangstechnik und Experimentierfreudigkeit einen enormen, bisher so nicht gekannten Aufschwung erlebt haben und nun die ursprünglich für Kastraten vorgesehenen Partien in diesen Opern übernehmen können. Ein ausgesprochen praktischer Doppeleffekt!
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Für mich die gelungenste der drei derzeit erhältlichen Ezio-Einspielungen: Die im Jahr 2007 bei Coviello Classics erschienene Aufnahme unter der Leitung von Andreas Stoehr. Die Rolle des Valentiniano singt Max Emanuel Cencic, Mariselle Martinez eine fantastische Fulvia! |
Fast schon absurd scheint es, dass die Oper
Ezio in den Jahren 2007, 2008 und 2011 in gleich 3 (!) verschiedenen Einspielungen auf dem Markt erschien (darunter neben der zweimal vertretenen Prager Fassung von 1750 immerhin auch einmal die Wiener Version von 1763)! Da fragt man sich wirklich, was das denn nun soll?
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2008 erschien die nächste Ezio-Aufnahme bei OEHMS Classics - eine Produktion der Ludwigsburger Schlossfestspiele unter der Leitung von Michael Hofstetter - es handelt sich um die von Gluck bearbeitete Neufassung seiner ursprünglich im Jahr 1750 in Prag uraufgeführten Oper, die er für eine Auffühung im Jahr 1763 in Wien herausbrachte. Er ersetzte einige Arien durch Material aus seinen anderen Opern, strich und kürzte das Ganze - konnte letztlich mit dieser Version aber keinen bleibenden Erfolg erzielen. |
Es gibt noch eine ganze Reihe Gluck-Opern, die sicher hochinteressant sind (und – nicht ganz unwichtig – deren Partitur vollständig erhalten ist!), von denen bis heute aber noch nie eine Gesamtaufnahme erschienen ist (z. B. der
Telemaco von 1765) – muss man denn da unbedingt eine Opernrarität gleich mehrfach auf den Markt bringen, statt sich vielleicht sinnvoll zu ergänzen?!?
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Im Jahr 2011 erschien absurderweise eine weitere (die insgesamt dritte!) Gesamtaufnahme der zuvor völlig unbeachteten Oper Ezio bei Virgin Classics (jetzt ERATO) unter der Leitung von Alan Curtis. Die Rolle des Valentiniano singt erneut Max Emanuel Cencic, Ann Hallenberg die Fulvia. |
Überhaupt ist die Reaktion auf das runde Gluck-Jubiläum (wie zu befürchten war) von Medien, Plattenfirmen und Bühnen leider nicht allzu groß – jedenfalls steht sie in keinem Vergleich zu dem, was im vergangenen Jahr zu Wagners 200. Geburtstag los war!
Es gibt natürlich einige Opernaufführungen zu Ehren des Jubilars, aber hier trifft man am häufigsten auf den eigentlich eh immer im Spielplan präsenten
Orfeo (viele Intendanten scheuen wohl das Risiko, Unbekanntes ins Programm zu nehmen) und mittlerweile sind ja selbst Werke wie
Alceste oder die beiden
Iphigenie-Opern so selten in den Spielplänen vertreten, dass man froh ist, diese Stücke überhaupt mal wieder in Opernprogrammen verschiedener Häuser erscheinen zu sehen… (oder bin ich da zu hart im meinem Urteil?)
Auf dem CD-Sektor sieht es in puncto Neuerscheinungen leider auch nicht viel besser aus: Es gibt eine bei DECCA erschienene Gluck-Box
“The Great Operas“, die seine bekanntesten Opern enthält – allesamt in künstlerisch hochwertigen Aufnahmen aus den letzten 10 bis 20 Jahren (die zum Teil auch schon länger vergriffen waren), aber eben alles keine Neueinspielungen!
Vielleicht ist die Konkurrenz zum anderen „Opernjubilar“ dieses Jahres (Richard Strauss) hier dann doch zu groß und somit zu Ungunsten des älteren Gluck ausgefallen? Auch Plattenfirmen haben leider nicht mehr so viel Geld wie früher…
Ganz frisch erschienen ist bei DECCA eine Zusammenstellung von Tenor-Arien aus verschiedenen Gluck-Opern mit dem jungen Tenor Daniel Behle. Während noch vor 15 oder 20 Jahren hier wahrscheinlich keine einzige Arie aus einer Metastasio-Oper dabei gewesen wäre, sind diese nun in der Mehrzahl (7 von 10)! Es gibt darüberhinaus noch je eine Arie aus
La rencontre imprévue (erstaunlich, aber auch sehr erfreulich!), aus
Iphigénie en Aulide und aus dem
Orphée natürlich Glucks berühmteste Arie überhaupt, das anrührende
"J'ai perdu mon Eurydice" - eine lobenswerte Neuerscheinung mithohem Repertoirewert, auch wenn mir Behles Tenorstimme nicht in allen Arien wirklich zusagt.
Eine wirklich rundum gelungene Aufnahme gibt es dann aber doch und sie hat mir dieses Gluck-Geburtstagsjahr ganz besonders versüßt:
Die im Herbst 2013 im Rahmen einer konzertanten Aufführung im benachbarten Leverkusen (!) aufgezeichnete und in diesem Frühjahr beim Label
Deutsche Harmonia Mundi erschienene Ersteinspielung der 1752 für Neapel entstandenen
La clemenza di Tito unter der Leitung von Werner Ehrhardt! Eine ganz furiose, wunderbare Aufnahme dieses frühen Meisterwerks, das so lange sträflich vernachlässigt wurde - unbedingt zu empfehlen!
Als Gluck- und Opernfan (mit Interessenschwerpunkt im 18. Jahrhundert) kann ich nur sagen: Mehr davon! Gluck hat es wirklich verdient!!