So, endlich war es dann mal soweit: Der erste Theater-Besuch im Jahr 2010 hat am vergangenen Samstag (13.03.) stattgefunden - wir haben in der (ausverkauften!) Kölner Oper eine Aufführung von Cole Porters Broadway-Klassiker "Kiss me, Kate" gesehen, bzw. gehört.
Ich muss mich ja als Fan der großen "klassischen" Musicals outen - bei Namen wie "My Fair Lady", "Annie get your gun", "The King and I", "West Side Story" oder "Show Boat" bekomme ich regelmäßig glänzende Augen - naja und "Kiss me, Kate" gehört in diese illustre Reihe natürlich unbedingt mit rein!
Schade, dass Musicals wie diese in den letzten Jahren hierzulande viel zu selten aufgeführt werden! Keine Ahnung, warum man spätestens seit den Neunzigern in Deutschland mit "Musical" hauptsächlich diese austauschbaren "Hochglanz-Produktionen" à la "Die Schöne und das Biest", "Miss Saigon" oder "Mamma Mia", etc. verbindet, die in haargenau denselben Versionen quer durch die Republik gereicht werden, bis sie keiner mehr sehen und hören mag... das ist echt schade - und auch ziemlich einfallslos!
Da lobe ich mir eine Inszenierung wie die, die wir letzten Samstag hier bei uns in der Kölner Oper zu sehen bekamen: Es war wirklich klasse und mitreißend - wir sind drei Stunden lang bestens unterhalten worden, tolle Kostüme, kiloweise Pailletten und sonstiger Glitter *grins*, Tanz und Gesang - und das alles nicht zu diesen maßlos überteuerten Preisen, die man für "We will rock you", "König der Löwen" & Co. hinblättern muss!
Die Kölner Oper ist in den vergangenen Jahren (im Gegensatz zu manch anderem Stadttheater wie z. B. dem Gelsenkirchener "Musiktheater im Revier") nicht gerade durch ihren übermäßigen Einsatz für Musicals aufgefallen und so ging man in dieser neuen Spielzeit 2009/10 (mit neuem Intendanten!) auch erst einmal auf Nummer sicher und übernahm mit der aktuellen "Kiss me, Kate"-Inszenierung eine Produktion der Komischen Oper Berlin aus dem Jahr 2008, was ich im Nachhinein für einen klugen Schachzug halte und mit der Hoffnung verbinde, dass wir hier in Köln auch künftig mal wieder ein paar weitere Musical-Klassiker präsentiert bekommen! Die Chancen stehen gut, würde ich sagen, denn die "Kiss me, Kate"-Inszenierung kam hier in Köln wirklich gut an, was die ständig ausverkauften Vorstellungen und die zu Recht guten Pressekritiken beweisen!
Hervorzuheben ist besonders die Hauptdarstellerin Dagmar Manzel, die als kratzbürstige Kate eine derartige Energie versprüht, dass einem wirklich Angst und Bange werden konnte, wenn sie einen ihrer Wutanfälle zelebrierte *lach*
Die Frau ist ein echter Vulkan und produziert bei ihren Temperamentsausbrüchen Geräusche, die man am ehesten noch mit Pumuckl oder anderen wildgewordenen Kobolden vergleichen könnte! Dass sie außerdem auch noch fabelhaft singen und tanzen kann, machte die ganze Sache zu einem perfekten Ganzen, denn mit einer guten Darstellerin der Kate/ Lilli steht und fällt das ganze Stück!
Der Darsteller der männlichen Hauptrolle, der österreichische Bassbariton Claudio Otelli, hat mir dagegen nicht so gut gefallen - es stört in einem Musical wie diesem doch schon, dass der Mann ausgebildeter Opernsänger ist, da er seine Songs naturgemäß mit großer Geste und Opernstimme anging, was irgendwie nicht ganz zum Rest des Ensembles und dem Stil der Musik im Bigband-Sound der 1940er Jahre passen wollte. Wenn Herr Otelli sang, blieb erstaunlicherweise auch sofort die Textverständlichkeit größtenteils auf der Strecke, das scheint irgendwie bei Opernsängern eine Art Grundproblem zu sein, wie ich es in zahllosen Aufführungen "normaler" Opern schon erleben musste - schade eigentlich...
Ein Rätsel blieb für mich auch, warum alle Darsteller mit diesen portablen Mikrofon-Teilen ausgestattet waren (so wie es in den oben erwähnten "Hit-Musicals" ja üblich ist)? Die Kölner Oper hat im Gegensatz zu diesen riesigen "Event-Hallen" eine gute Akustik, reguläre Opernaufführungen werden ja auch ohne diese Mikrofon-Dinger gegeben; wirklich notwendig sind die Teile meiner Meinung nach also nicht (und auch "Kiss me, Kate" dürfte seit der Uraufführung 1948 mehrheitlich eher ohne diese Technik über die Bühne gegangen sein...) - meint man damit die heutzutage richtige "Musical"-Theaterstimmung erzeugen zu müssen, ohne die es angeblich nicht (mehr) geht? Hmmm, also ich fand die Stimmen manchmal ein bissel übersteuert...
Das Orchester war übrigens auch echt spitze - "Kiss me, Kate" sieht eine klassische Bigband mit Streicherverstärkung vor und es machte Spaß, die Musiker beim Spielen zu beobachten, zumal man die "Band" wie eine Bigband in einem Tanzclub der 1940er Jahre präsentierte: Die einzelnen Notenständer hinter weißen Sichtblenden versteckt, die gesamte Band war auf einem stufenartigen Gestell (auch ganz in weiß) übereinander aus dem Orchestergraben aufsteigend bis weit auf die Bühne hinauf positioniert, so dass man sie eben auch während der Vorstellung gut sehen konnte, der (natürlich auch weiße) Flügel im Zentrum konnte von der Bühne aus über diese Stufenkonstruktion mühelos von den Darstellern "betreten" werden - es macht sich ja immer gut, wenn man sich mal beim Singen oder Steppen auf dem Klavierdeckel tummeln kann :-)
Die Musiker trugen weiße Hemden und schwarze Hosen und als kleinen Farbklecks dazu magentafarbene Feze (schreibt man das so??), also diese klassischen türkischen "Eimerhütchen" mit Bommelschnur, die ich in alten Schwarz-Weiß-Filmen tatsächlich schon mal als Band-Outfit gesehen habe - das sah klasse aus! Ich hab ja eh eine Schwäche für so kleine Details!
Warum in der Inszenierung alle Szenen, die im Stück eigentlich im Padua der Renaissance spielen (wie von Shakespeare in seiner Komödie "The Taming of the Shrew" - "Der Widerspenstigen Zähmung" eigentlich vorgesehen), im Look von glitzernden Las Vegas-Cowboys und -girls gegeben wurden, habe ich nicht so ganz verstanden.
Ich hatte zeitweise das Gefühl, im Westernzirkus aus "Annie get your gun" gelandet zu sein, muss allerdings dem Regissuer Recht geben, der im Programmheft dazu schreibt, dass diese Renaissance-Welt im Stück eh ein reines Phantasieland ist, deren Look nun schon (spätestens seit der berühmten Verfilmung des Stücks aus dem Jahr 1953) so oft kopiert worden ist, dass man sie zum einen endlich mal getrost über Bord werfen könne und es somit zum anderen eh völlig egal sei, ob das Ganze nun in Venedig, Rom, Neapel oder Las Vegas spiele. Naja, da hat er sich dann eben für diese quietschbunte, glitzernde Las Vegas-Version entschieden...
Aber abgesehen von diesen wenigen, wirklich zu vernachlässigenden Punkten ist diese Köln/Berliner "Kiss me, Kate" ein sehr, sehr lohnendes Theatervergnügen geworden, das man unbedingt gesehen und gehört haben sollte!
Wer also noch nicht drin war, sollte sich bemühen, für die verbleibenden Vorstellungen noch Karten zu ergattern - vergesst "Hairspray" im Musical-Dome, "Kiss me, Kate" ist das Musical der Saison in Köln!
"Wunderbar, wunderbar...!" *träller*
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