Mittwoch, 10. März 2010

Carl Reinecke - 100. Todestag

Im Moment geht es echt Schlag auf Schlag…

Heute möchte ich zur Abwechslung mal nicht an einen runden Komponisten-Geburtstag erinnern, sondern an den Todestag des Komponisten, Pianisten, Dirigenten und Lehrers Carl Reinecke, der heute vor genau 100 Jahren in Leipzig gestorben ist.
Geboren wurde Reinecke 1824 in Altona und der früh als begabter Pianist auftretende junge Mann studierte in der Folge - versehen mit einem Stipendium - am Leipziger Konservatorium, wo der große Mozart-Bewunderer dann auch Felix Mendelssohn Bartholdy und Robert Schumann kennenlernte.

Nach einigen beruflichen Zwischenstationen, unter anderem in Köln und Barmen (heute Wuppertal), wurde Reinecke dann im Jahr 1860 Leipziger Gewandhauskapellmeister, ein Amt, das er bis 1895 ausübte. Zeitgleich war er an seinem alten Studienort, dem Leipziger Konservatorium, zunächst als Lehrer, später dann sogar als dessen Direktor tätig (bis 1902).


Als Komponist zahlreicher, heute leider meist in Vergessenheit geratener Werke aller Gattungen (Oper, Lieder, Symphonien, Konzerte, Klavier- und Kammermusik) war er ein eher konservativer Vertreter - seine schon erwähnte Verehrung für die Musik Mozarts sollte zeitlebens anhalten, auch die Kompositionen von Mendelssohn, Schumann und Brahms entsprachen seiner ästhetischen Überzeugung. Vielleicht liegt es genau daran, dass Reineckes Kompositionen heute nicht mehr so bekannt sind, da er sich stilistisch eben sehr an den genannten Komponisten orientierte, woraus er auch keinen Hehl machte, da er für sich selbst als Künstler darin kein Problem sah.

Bedeutender für den weiteren Verlauf der Musikgeschichte dürfte sicherlich seine langjährige Tätigkeit als Klavier- und Kompositionslehrer am Leipziger Konservatorium sein - die Reihe bedeutender Komponisten, Pianisten und Dirigenten, die von ihm ausgebildet wurden, ist lang und reicht bis weit ins 20. Jahrhundert hinein.
Isaac Albéniz, Max Bruch, Frederick Delius, Edvard Grieg, Leos Janacek, Sigfrid Karg-Elert, Emil Nikolaus von Reznicek, Christian Sinding, Charles Villiers Stanford, Arthur Sullivan und Johan Svendsen dürften nur die bekanntesten unter ihnen sein!

So gesehen finde ich es schön, wenn man auch mal eines Musikers gedenkt, der vor allem als Lehrer und Pädagoge eine einflussreiche Persönlichkeit war.

Kompositionen von Reinecke kenne ich persönlich (noch) nicht allzu viele.

Erwähnenswert sind auf jeden Fall der Klavierzyklus "Von der Wiege bis zur Bahre" op. 202 aus dem Jahr 1888, den es auch in einer Fassung für Flöte und Klavier gibt (die auch auf der hier vorgestellten NAXOS-Aufnahme zu hören ist), sowie die im Jahr 1885 entstandene Sonate in e-moll für Flöte und Klavier "Undine" op. 167.

Zu den bekanntesten und somit auch am häufigsten eingespielten Werken Reineckes dürften zwei dem Spätwerk zuzurechnende Werke gehören: Das Konzert für Harfe und Orchester e-moll, op.182 (1884) sowie das Konzert für Flöte und Orchester D-Dur, op. 283 (1908). Wie man erkennen kann, dürften vor allem Flötisten Carl Reinecke sehr dankbar für seine kammermusikalischen und konzertanten Beiträge zu ihrem eh nicht so großen Repertoire sein ;-)


Genau das dürfte eben auch der Grund für die anhaltende Beliebtheit gerade der beiden letztgenannten Konzerte sein: Im 19. Jahrhundert beschränken sich die meisten Komponisten beim Schreiben von Konzerten fast ohne Ausnahme (warum auch immer?) auf die Soloinstrumente Klavier, Violine und ab und an auch mal auf das Cello. Kein Wunder, dass Generationen von HarfenistInnen und Flötenspielern und -spielerinnen froh sind, dass es mit diesen beiden Konzerten auch für sie sehr aparte Werke aus der Epoche der Spätromantik gibt! Wie gesagt: Wer Musik von Schumann und Brahms mag, dürfte sich beim Anhören dieser Werke ebenfalls sehr wohl und "heimisch" fühlen :-)

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