Da in diesem Jahr hier bei uns in NRW die Sommerferien ziemlich spät beginnen (Ende dieser Woche geht es los), ist auch die Opernspielzeit 2010/11 erst am vergangenen Wochenende abgeschlossen worden - Zeit also für eine kleine persönliche Rückschau auf die abgelaufene Saison.
Eine sehr ungewöhnliche Spielzeit, die aufgrund der ungewöhnlich zahlreichen Spielorte, die im ganzen Kölner Stadtgebiet verstreut lagen, Ausführenden wie Publikum sicher noch lange in Erinnerung bleiben wird!
Rückblickend kann man sagen, dass die Kölner Oper diese gewaltige logistische Herausforderung (die noch ergänzt wurde durch zwei Auslandsaufenthalte des Ensembles im Herbst 2010 in China und im Frühjahr 2011 im Irak) wirklich gut gemeistert hat - in der kommenden Spielzeit wird diese "Wanderung" ja noch einmal fortgesetzt werden, dann allerdings nicht mehr an so vielen verschiedenen Orten wie zuletzt.
Ich habe mehrere (aber bei weitem nicht alle) Neu-Inszenierungen der letzten Spielzeit besucht - und hier auch ausführlich darüber berichtet. So richtig enttäuscht hat mich - und ich freue mich, dass ich das sagen kann - keine dieser Produktionen! Das ist etwas, das man vor wenigen Jahren leider nicht immer am Ende einer Spielzeit der Kölner Oper sagen konnte, so gesehen bin ich nach wie vor sehr zufrieden mit dem bisherigen Verlauf der Intendanz von Uwe Eric Laufenberg - bislang hat er sich keinen wirklichen "Fehlgriff" geleistet; einige seine Vorgänger hingegen schienen dafür geradezu ein Händchen zu haben, was mir (und sicher auch anderen) über Jahre die Lust an Besuchen von Kölner Opernproduktionen ziemlich verdorben hat!
So häufig wie in den letzten zwei Jahren war ich schon ewig nicht mehr im heimischen Opernhaus - gut, dass wir hier in der Region gleich mehrere, nicht allzu weit von Köln entfernte Ausweichmöglichkeiten besitzen (Bonn, Düsseldorf, Wuppertal, Essen, Gelsenkirchen, etc.)…
Aber wie gesagt: Ausweichen war in den letzten Monaten nicht mehr unbedingt nötig, bei uns in Köln gab es genug Sehens- und Hörenswertes zu erleben! Auf der Homepage der Kölner Oper gibt es zur Zeit einen kleinen Film mit den Highlights der abgelaufenen Saison zu bewundern.
Meine beiden persönlichen Highlights der vergangenen Spielzeit sind bezeichnenderweise beides Inszenierungen gewesen, die nicht im eigentlichen Opernhaus, sondern in einer der diversen Ausweichspielstätten realisiert wurden: Monteverdis "L'incoronazione di Poppea" in der ehemaligen Konzernzentrale der Gerling-Versicherung und Brittens "The Turn of the Screw" in der Trinitatiskirche.
Nicht nur im Falle dieser beiden Produktionen kann man sagen, dass die Tatsache, dass man außerhalb der gewohnten Räumlichkeiten des Opernhauses verschiedene Inszenierungen auf die Beine stellen musste, bei allen Beteiligten eine enorme Kreativität geweckt hat - die verschiedenen Spielorte wurden nicht nur als einfache Räume aufgefasst, sondern mit all ihren individuellen Besonderheiten (Lage, Architektur, Ausstattung, etc.) in die jeweiligen Aufführungen mit einbezogen, was zum Teil zu wirklich einzigartigen Stimmungen vor, während und nach den Vorstellungen geführt hat!
Ich erinnere mich zum Beispiel sehr gern an die den gediegenen Charme der 1950er Jahre ausstrahlenden Repräsentationsräume im Gerling-Gebäude, die zum Ambiente der Poppea-Aufführungen ganz erheblich beigetragen haben. Schön, dass man als Besucher auch Gelegenheit bekam, sich ein wenig in der ungewohnten Umgebung umzusehen. Und die einzigartige Atmosphäre, die der Kirchenraum vermittelte, in dem die geheimnisvolle Geister-Oper "The Turn of the Screw" gegeben wurde, hätte man so auch in keinem "herkömmlichen" Operntheater erzeugen können!
Ich habe die Neu-Inszenierung der Zauberflöte im Dezember 2010 nicht besucht, die in der Aula der Universität stattgefunden hat. Hier gab es - eigentlich zum einzigen Mal - auch etwas kritischere Stimmen, die sich darum drehten, dass dieser heute als Hörsaal genutzte Ort nicht unbedingt der optimalste Ort für eine gut dreistündige Opernaufführung ist. Auch die Inszenierung musste sich in diesen Räumlichkeiten den begrenzten Möglichkeiten beugen und soll den Umständen entsprechend etwas bieder und farblos gewesen sein. Aber diese Produktion scheint die rühmliche Ausnahme gewesen zu sein - ansonsten war das bisherige Kapitel "Ausweichspielstätten" mehr als ein Erfolg: Man sollte meiner Meinung nach auch nach Beendigung der Sanierungsarbeiten am Opernhaus (die ja auch erst im Jahr 2012 beginnen werden) ab und an mal wieder "auf Tour" durch die Stadt gehen und sich an ungewöhnlichen Aufführungsorten vom dortigen Ambiente inspirieren lassen - das lohnt sich wirklich!
So gesehen hatten es im Vergleich hierzu die Inszenierungen im eigentlichen Opernhaus schon mal etwas schwerer (und auch diese gab es noch in der letzten Spielzeit), gegen die plötzlich nicht mehr als Handicap sondern sich als echter Vorteil erweisenden "Auswärts-Inszenierungen" anzukommen. Hierunter waren dann z. B. mit der Aida oder dem Rinaldo dann auch eher durchschnittliche Produktionen - keine absoluten Ärgernisse, aber eben auch "nur" moderne Inszenierungen, wie man sie in dieser Art und Weise heute fast überall zu sehen bekommt.
Das bezog sich jetzt alles nur auf die Inszenierungen - musikalisch hingegen gab es in dieser Spielzeit eigentlich fast gar nichts auszusetzen. Nicht nur in den von mir schon als meine persönlichen Highlights hervorgehobenen 2 Inszenierungen sondern auch in den anderen Aufführungen, die ich besucht habe, haben Orchester, Chor und Solisten gute, überzeugende, ja zum Teil sogar herausragende Leistungen geboten und das hat mich wirklich am allermeisten gefreut!
Ich wünsche mir sehr, dass man auf diesem guten Weg, den man nach langen Jahren des irgendwie planlosen Herumlavierens nun endlich gefunden zu haben scheint, auch in den kommenden Spielzeiten fortschreiten wird.
Mitte September geht es wieder los!
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