Montag, 4. Juli 2011

Zuletzt gehört...

Lange schon nicht mehr angehört: Barbra Streisand mal "klassisch"

Weil es so bizarr klang und ich mir überhaut nicht vorstellen konnte, wie die Kombination Streisand - Klassik klingen könnte, hab ich mir vor ein paar Jahren die CD Classical Barbra (ist bei SONY als LP erstmals 1976 erschienen) zugelegt.

Ich wurde seinerzeit - in Bezug auf die erwartete (oder befürchtete?) Skurrilität dieser Aufnahme - dann auch nicht enttäuscht:
Begleitet vom Columbia Symphony Orchestra (und zweimal auch vom Klavier) aalt sich "Frau Streusand" in ihrem vom Broadway her ja bereits bestens bekannten Lieblings-Tempo herum – schneller als Largo oder Adagio macht sie es musikalisch ja ausgesprochen ungern und schon gar nicht, wenn sie klassische Musik zum Besten gibt (was sie glücklicherweise wohl nur dieses eine Mal versucht hat)... *räusper*

Und so gibt es auf der CD dann eine ziemlich eigentümliche Zusammenstellung, in der sich unter anderem Debussys "Beau soir", Hugo Wolfs "Verschwiegene Liebe", Schumanns "Mondnacht", Faurés "Pavane" als Vocalise, Händels "Lascia ch’ io pianga" aus der Oper Rinaldo oder "In trutina" aus Carl Orffs "Carmina burana" versammeln – was für eine Mischung!!

Und wenn Madame dann z. B. das Schumann-Lied (wohlgemerkt auf Deutsch!) singt, versteht man kein einziges Wort: Ich habe es mehrfach versucht. Gut, dass alle Texte im CD-Booklet stehen (mit hilfreichen, von mir beim ersten Durchblättern noch als völlig überflüssig aufgefassten Hinweisen versehen, welche Sprache das von uns' Barbra Gesungene dann jeweils darstellen soll…) – Frau Streisand verschluckt und nivelliert sämtliche Konsonanten dermaßen, dass es klingt, als würde sie nur einen einzigen, langgestreckten und mehrfach umgefärbten Vokal von sich geben. Aber das soll dann ein Lied von Schumann sein? Eine derart ungewöhnliche Interpretation eines Schumann-Liedes muss man wirklich lange suchen!
Textkommentar im Booklet:
Wie schon Wolfs "Verschwiegene Liebe" wird auch dieses Lied so vorgetragen, wie Schumann es komponiert hat.

Das klingt irgendwie wie eine Drohung... *grins*
Ein äußerst aufschlussreicher und irgendwie völlig überflüssiger Kommentar, der eigentlich einen Preis für besonders geistloses Formulieren verdient hätte, da ein solcher Vortrag ("wie vom Komponisten komponiert") ja doch eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein sollte, oder verstehe ich da irgendwas falsch?

Fazit:
Wer auch immer die Künstlerin auf die Idee gebracht hat, eine Klassik-CD aufzunehmen, hätte das Projekt entweder ganz anders aufziehen oder aber gleich eine andere Sängerin engagieren müssen!

In Musicals und z. B. in Kooperation mit Barry Gibb ist sie ja wirklich eine spezielle Klasse für sich – aber wenn eine Händel-Arie plötzlich wie "I am a Woman in Love" klingt, frage ich mich schon, was da wohl falsch gelaufen sein könnte...
Jedenfalls überrascht es mich überhaupt nicht, dass das Album Classical Barbra in all den langen Jahren ihrer Karriere der einzige Ausflug der großen Diva in die Welt der klassischen Musik geblieben ist - wahrscheinlich hat sie selbst gemerkt (oder man hat es ihr schonend beigebracht), dass dieses Projekt irgendwie nicht zu ihren gelungensten gehört.

Aber solche Aufnahmen haben ja durchaus einen gewissen Kult-Faktor: Ich hatte jedenfalls mal wieder großen Spaß beim Anhören dieses somit in jeder Hinsicht wirklich ungewöhnlichen - und einzigartigen - Machwerks... ;-)

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