Freitag, 27. Mai 2011

Oper Köln - Ausblick auf die Spielzeit 2011/12

Als ich neulich in der aktuellen Rinaldo-Inszenierung im Kölner Opernhaus war, habe ich mir gleich mal das brandneue Programm für die Spielzeit 2011/12 mitgenommen.
Was zu Beginn der jetzt allmählich zu Ende gehenden aktuellen Spielzeit seinen Anfang nahm, nämlich das Ausweichen an verschiedene Spielorte im Stadtgebiet, wird auch in der neuen Spielzeit seine Fortsetzung finden.

Das bereits bewährte Motto "Oper in Bewegung" wird (angereichert um den augenzwinkernden Slogan "Kommen Sie mit!") beibehalten; im Vergleich zur Spielzeit 2010/11 wird es in der kommenden Saison allerdings neben den auch weiterhin bespielten angestammten Spielstätten (Opernhaus am Offenbachplatz und Kinderoper in der Südstadt) jedoch deutlich weniger Ausweichspielorte geben, nämlich das bereits bewährte Palladium in Mülheim, das Oberlandesgericht am Reichenspergerplatz und dann die "Oper am Dom".
Hinter diesem noch etwas nebulösen Begriff, der im Moment wahrscheinlich noch den wenigstens Kölnern etwas sagen dürfte, verbirgt sich nichts anderes als der Musical Dome, der seit 1996 mit seinem markanten blauen Zeltdach direkt hinter dem Hauptbahnhof am Breslauer Platz steht und ab Mitte 2012 dann zur dauerhaften Hauptspielstätte für die Kölner Oper während der dann endlich regulär beginnenden, dringend notwendigen Sanierungsarbeiten am Offenbachplatz werden wird.
Nach dem monate- oder sogar jahrelangen (?) Hin und Her im Stadtrat hat man sich zum Glück nun auf diese auch vom Intendanten Uwe Eric Laufenberg favorisierte (und sogar als Bedingung für sein Verbleiben im Amt gemachte) Interimsspielstättenlösung einigen können und somit endlich eine Perspektive geschaffen, die den verantwortlichen Opernschaffenden Planungssicherheit und -möglichkeiten eröffnet (ich bin schon sehr gespannt auf diese Zeit im "blauen Zelt"!) und zugleich dem zwar ausgesprochen kreativen, aber mit Sicherheit auch organisatorisch unglaublich aufwendigen "Zug durch die Gemeinde" ein Ende gesetzt, so dass dann spätestens ab der Spielzeit 2012/13 aus der "Oper in Bewegung" die "Oper im Zelt", bzw. eben die erwähnte "Oper am Dom" werden wird.
Die Renovierungs- und Sanierungsarbeiten am und im Großen Haus am Offenbachplatz werden mit Sicherheit mindestens zwei Jahre dauern, so dass die Kölner sich wohl für eine Weile an diese "Oper am Dom" gewöhnen dürfen - wie es da so zugehen wird (und da bin ich schon sehr neugierig!), wird man dann frühestens mit der ersten Opernproduktion vor Ort am Ende der kommenden Spielzeit erleben können: Am 17. Mai 2012 wird Puccinis "Tosca" in einer Inszenierung von Thilo Reinhardt dort ihre Premiere erleben!

Das neue Opernprogramm, in dem die einzelnen Spielorte und die ihnen zugeordneten "Sehenswürdigkeiten" (= die dort aufgeführten Stücke) vorgestellt werden, beginnt "anstelle eines Vorworts" des Intendanten ungewöhnlicherweise mit einer Chronologie des Opernjahres 2010, in der die diversen Premieren (und sonstigen besonderen Ereignisse) von Januar bis Dezember 2010 aufgelistet und - nicht ohne Stolz - die zum Teil wirklich beachtlichen Auslastungszahlen einzelner Produktionen vermerkt sind. Ein erstes komplettes Kalenderjahr, auf das Kölns neuer Intendant Laufenberg mit Recht stolz sein kann, wie ich finde!

Immerhin 10 Premieren und 4 Wiederaufnahmen (sowie mehrere Gastspiele auswärtiger Tanzensembles) wird es in der neuen Spielzeit in den verschiedenen Spielstätten geben, darunter auch eine szenische Aufführung von Verdis Requiem, seiner oft als "Oper im Kirchengewand" bezeichneten großen Totenmesse und eine zweimalige konzertante Aufführung von Bellinis "Norma" im Opernhaus.

Ich werde mir aus diesem Angebot mal folgende Produktionen, die mich besonders interessieren, vormerken:

Prokofjews "Krieg und Frieden" (ab September im Opernhaus - diesen "Opernkoloss" nach Tolstois nicht minder gewaltiger Romanvorlage wollte ich immer schon mal erleben!);

Mozarts "Clemenza di Tito" (ab Oktober im Oberlandesgericht - das könnte aufgrund des hierfür als Aufführungsort gewählten wilhelminischen Prunkbaus ein fantastisches Opernerlebnis werden!);

Kálmáns "Die Csárdásfürstin" (ab Ende Dezember 2011 im Palladium - nachdem das Stück nicht zuletzt wegen des Hauptdarstellers Christoph Marti in der Titelrolle [!] in dieser Spielzeit gute Kritiken bekommen hat, möchte ich mir die Gelegenheit ungern entgehen lassen, mir das Spektakel einmal selber anzuschauen und bin daher für diese Wiederaufnahme sehr dankbar);

Monterverdis "Il Ritorno d'Ulisse in Patria" (im März 2012 im Palladium - nach den guten Erfahrungen mit der Kölner "Poppea" im letzten Herbst bin ich auf diese weitere Monteverdi-Produktion sehr gespannt!);

Händels "Alcina" (im Juni im Palladium - als Händel-Fan ist das natürlich quasi ein Muss für mich!)

Für diejenigen, die im letzten Herbst die tolle Inszenierung von Monteverdis "L'incoronazione di Poppea" im Haus der ehemaligen Gerling-Konzernzentrale verpasst haben (oder schlicht einfach keine Karten mehr bekommen konnten!), bietet sich in der zweiten Aprilhälfte 2012 an sechs Abenden die Gelegenheit, diese Inszenierung (mit dem Countertenor Franco Fagioli als Nerone) zu erleben. Leider nicht mehr in der einmalig-intimen und eleganten Atmosphäre im erwähnten Gerling-Haus, sondern im deutlich größeren, hallenartigen Palladium - es bleibt zu hoffen, dass diese Räumlichkeit mit ihrem ganz anders gearteten Industriecharme ebenso mit dieser kammerspielartigen Inszenierung harmoniert, wie es bei Gerlings der Fall war! Allerdings dürfte angesichts der zu erwartenden musikalischen Genüsse das Drumherum sowieso eher zweitrangig werden…

In diesem Sinne:
Auf eine spannende neue Spielzeit - ick freue mir schon jetzt! ;-)

P.S.
Der Vollständigkeit halber hier noch die oben nicht weiter erwähnten übrigen Kölner Premieren der kommenden Spielzeit:
Ariadne auf Naxos (Strauss), ab November im Opernhaus,
Rigoletto (Verdi), ab März im Opernhaus,
Der fliegende Holländer (Wagner), ab Mai im Opernhaus
und außerdem gibt es Wiederaufnahmen von La Traviata (ab Mitte Oktober im Opernhaus) und der Meistersinger von Nürnberg (ab April im Opernhaus).

2 Kommentare:

  1. Danke für die ausführliche Info.
    Mich interessiert "Krieg und Frieden" am meisten. Was ich nicht kenne, weckt meine Neugier;-)

    Übrigens, wieso lässt man Poppea im hallenartigen Saal aufführen? Mag keine Halle:-( Die Liebe doch duldet alles.

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  2. Die erneuten Aufführungen der Kölner "Poppea"-Inszenierung können nicht mehr in den Räumlichkeiten stattfinden, in denen diese Produktion im Herbst 2010 so große Erfolge feiern konnte, da diese nur für die einmalige Aufführungsreihe zur Verfügung standen (es handelte sich hierbei ja um einen der zahlreichen "Ausweichspielorte")!
    Das "Palladium" in Köln-Mülheim hingegen (eine ebenfalls als Ausweichspielstätte der Kölner Oper genutzte ehemalige, heute meist als Saal für Rockkonzerte bespielte Industriehalle) steht der Kölner Oper für einen längeren Zeitraum zur Verfügung, so dass man jetzt eben mit der "Poppea"-Wiederaufnahme hierhin umziehen muss.
    Ich bin mir aber ziemlich sicher, dass die Verantwortlichen der Kölner Oper auch für diesen neuen Aufführungsort wieder ein stimmungsvolles Ambiente zaubern werden, das (hoffentlich) der kammerspielartigen Herangehensweise dieser Inszenierung entspricht und durch die große Nähe zwischen Musikern, SängerInnen und Publikum für eine sehr intensive Atmosphäre gesorgt hat.

    Gruß aus Köln vom KLASSIKer!

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