Donnerstag, 10. März 2011
Buchtipp: Wer schrieb Beethovens Zehnte?
Hier hat der Buchtitel seine Wirkung nicht verfehlt: Kaum hatte ich ihn gelesen, war meine Neugier sofort geweckt! *grins*
Harald Asel:
Wer schrieb Beethovens Zehnte?
Alles was Sie über Musik nicht wissen
Bei diesem im Jahr 2008 im Eichborn-Verlag erschienenen Buch handelt es sich um eine vergnügliche Zusammenstellung interessanter Fakten, Geschichten und Fragestellungen, mit denen wohl jeder Klassik-Fan irgendwann einmal konfrontiert wurde - und auf die man nicht unbedingt immer sofort eine passende Antwort hat, bzw. man nicht auf Anhieb weiß, wo genau man da mal schnell nachschlagen könnte...
Auf 280 Seiten hat der Autor, der Musikwissenschaftler und Kulturjournalist Harald Asel einige solcher im wahrsten Sinne des Wortes "klassischen Fragen" zusammengestellt und beantwortet diese in einem informativen, gut und unterhaltsam zu lesenden Plauderton - und das stets mit einem sympathischen Augenzwinkern, was wieder einmal beweist, dass das ganze Gebiet der klassischen Musik keinesfalls immer so intellektuell-abgehoben angegangen werden muss, wie man es leider viel zu oft mitbekommt (und was ja viele potentiell Interessierte stets wieder aufs Neue abschreckt), sondern dass man auch bei der Vermittlung von Hintergrundwissen Spaß haben sich dabei gut unterhalten lassen kann!
Das Konzept von Beethovens Zehnter erinnerte mich ein bisschen an das von mir im letzten Herbst vorgestellte Buch Einsteins Violine, allerdings besteht der Einstein hauptsächlich aus mehr oder weniger unkommentierten Listen, Tabellen und Zitatensammlungen(was ja auch sehr unterhaltsam sein kann), während es sich im hier vorgestellten Buch bei allen (erneut augenzwinkernd) strikt alphabetisch nach Stichwörtern sortierten Themengebieten um ausformulierte Artikel handelt.
Zum Neugierigmachen hier mal ein paar Überschriften:
-Absolutes Gehör
-Brennendes Rom
-Coburgs Walzerkönig
-Dirigentin, erste
-Doppelt und dreifach vertont
-erfundene Musikgeschichte
-Fälschlich zugeschrieben
-Historische Momente auf dem Theater
-Kammerton a
-Köchel, Hoboken & Co. (Werkverzeichnisse)
-Kollegenlob und -schelte
-Klarinettenersatz, wetterfester (die Geschichte des Saxophons)
-Mannheimer Raketen
-Neun, Mythos der Zahl
-Oeuvres, schmale und überbordende
-Plagiatsverdächtig
-Primadonnengezeter
-Sitzordnung im Orchester
-Syphilitiker
-Taktstock
-Thomaskantoren
-Wahnsinnige (auf und hinter der Bühne)
-Zahlensalat bei Schubert
Ich ertappe mich zur Zeit ständig dabei, dass ich beim oberflächlichen Rumblättern stets wieder irgendwo hängen bleibe und ganz unbewusst ans Schmökern komme :-)
Es gibt einfach zu viele interessante Themen, die Harald Asel da anreißt!
Kritisieren würde ich vor allem die etwas irritierende Tatsache, dass auf jeder Seite außen ein Drittel freigelassen wurde, was ich für eine ziemliche Platzverschwendung halte, wenn man das mal auf die Gesamtseitenzahl dieses Buches umrechnet! Mich erinnert das Ganze an den Korrekturrand, den man in der Schule immer bei Klausuren freilassen musste - erwartet man das hier etwa vom Leser?
Das bringt mich auf den zweiten Kritikpunkt: Der Lektor hätte hier mal ein bisschen genauer hinschauen sollen vor der Druckfreigabe - es gibt hier ärgerlicherweise doch einige Druck- oder Schreibfehler, die nicht hätten sein müssen!
Und als Musikfreak findet man natürlich auch häufig irgendwelche Stellen, an denen man selber noch Ergänzungen oder Korrekturen hätte anbringen wollen (die kann man jetzt ja auf den breiten Seitenrand notieren...) - eine Vollständigkeit, die jeden Leser und jede Leserin zufriedenstellt, kann es eh nicht geben, dazu ist das Sachgebiet einfach zu umfangreich!
Aber zumindest bei der "Titelgeschichte", die sich um Beethovens 10. Symphonie dreht, hätte ich mir doch einen Hinweis auf existierende Skizzen zu einer solchen Symphonie des großen Bonners gewünscht, die von der Menge und der musikalischen Substanz her immerhin ausgereicht haben, dass sich Musikwissenschaftler ernsthaft mit einer Rekonstruktion bzw. Vollendung dieser nun wirklich allerletzten Symphonie Beethovens (oder zumindest eines Satzes?) beschäftigt haben!
Ich kann mich erinnern, dass in den Neunzigern eine Neuaufnahme aller Beethoven-Symphonien auf den Markt kam (bei PHILIPS Classics???), die auf dem Box-Cover plakativ mit der "10" warb (ihr war aber - glaube ich - kein allzugroßer Erfolg beschieden). So ein Projekt hätte der Autor meiner Meinung nach aber in seinem Artikel zu diesem Thema zumindest kurz erwähnen müssen, statt das Ganze ausschließlich auf den Ausspruch des Musikkritikers Eduard Hanslick abzustellen, der die erste Symphonie von Johannes Brahms aus dem Jahr 1876 letztlich als "Beethovens Zehnte" bezeichnete, um diesem Werk damit quasi das höchstmögliche Lob auszusprechen.
Naja - hiervon abgesehen ein wirklich gelungenes Buch, dessen Lektüre jedem Klassik-Fan mit Sicherheit Vergnügen und eine Menge zusätzlichen Wissens bringen dürfte!
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Das ist und bleibt ein echt toller Beitrag und ich bin froh die Homepage durch Google entdeckt zu haben.
AntwortenLöschenKurzum das ist ein neuer Weblog und auch wir freuen uns viel mehr zu lesen.
Danke vielmals!
Ciao
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