Mittwoch, 22. Dezember 2010

Weihnachtslieder (4)

Um das Thema mit meinen Gedanken und Kommentaren zu den traditionellen und modernen Weihnachtsliedern zum Abschluss zu bringen - ich bin gefragt worden, ob ich nicht ein paar CDs mit Weihnachtsliedern vorstellen könnte, die ich selber immer wieder gerne höre.

Das mache ich natürlich mit großer Freude und präsentiere hiermit nun ein paar CDs, die ich zum Teil schon seit mehr als 10 Jahren immer wieder zur Adventszeit hervorhole und stets wieder mit viel Vergnügen anhöre.

Im Bereich der deutschsprachigen Weihnachtslieder dürfte meine Abneigung gegen CDs, die überwiegend nur die mir musikalisch und textlich viel zu uninteressanten Weihnachtskinderlieder à la "Morgen kommt der Weihnachtsmann" enthalten, nicht wirklich überraschen (-> am besten selber singen!!)...
Ich höre mir in diesem Bereich aber nach wie vor gern Aufnahmen alter geistlicher Advents- und Weihnachtslieder an.
In den letzten Jahren haben einige exzellente junge Vokalensembles hier wirklich schöne Zusammenstellungen (zum großen Teil a cappella) aufgenommen - teilweise in ganz neuen und ungewohnten Arrangements, die die eigentlich längst bekannt geglaubten Melodien in ganz neuem Licht erscheinen lassen und wirklich gut gemacht und gesungen sind!
Ergänzt werden diese Klassiker (wie z. B. "In dulci jubilo") zum Teil durch originelle Aufnahmen von Weihnachtsliedern aus jüngerer Zeit, was zusätzlich Farbe und Leben in diese schönen Einspielungen bringt, die auch klanglich keine Wünsche offen lassen.

Das Repertoire der bekanntesten geistlichen Advents- und Weihnachtslieder in rein instrumentaler Fassung bietet der Organist Kay Johannsen, der schöne und einfallsreiche Orgelimprovisationen über diese bekannten Melodien eingespielt hat - eine CD, die ich ebenfalls Jahr für Jahr sehr gerne höre:

Und wenn man sich für die Präsentation der weihnachtlichen Kinderlieder wirklich etwas Besonderes einfallen lässt (und das Ganze nicht so bierernst, gefühlsduselig und bedeutungsschwanger interpretiert), dann gefallen sogar mir Machwerke wie "O Tannenbaum" oder "Advent, Advent, ein Lichtlein brennt" :-)
In diesem Zusammenhang möchte ich daher die zum großen Teil richtig schmissige CD von Max Raabe und dem Palast Orchester empfehlen:

Meine Liebe zu traditionellen englischen Christmas Carols schlägt sich auch in etlichen Aufnahmen dieser schönen, für unsere Ohren noch nicht so "abgenutzten" Melodien nieder - am liebsten mit einem traditionellen Chor, in dem die hohen Stimmen mit Knaben besetzt sind und der entweder a cappella oder nur mit Orgelbegleitung singt.
Zum Beispiel die Aufnahme größtenteils klassischer Christmas Carols aus der Tewkesbury Abbey, die bei NAXOS erschienen ist:

Ebenfalls bei NAXOS erschienen ist die exzellente Aufnahme der kanadischen Elora Festival Singers, die neben englischsprachigen Weihnachtsklassikern auch einige weihnachtliche Werke von Komponisten des 20. Jahrhunderts wie zum Beispiel Arthur Honegger (1892-1955) oder John Tavener (geb. 1944) eingesungen haben. Besonders gefallen mir in dem Zusammenhang die 1952 entstandenen "Quatre motets pour le temps de Noël" von Francis Poulenc (1899-1963) - die Elora Festival Singers verfügen über einen wunderbar homogenen, warmen und runden Ensembleklang, es macht wirklich Freude, ihnen zuzuhören! Der Chor singt zum Teil a cappella und wird ansonsten von der Orgel begleitet.
Besonders erwähnenswert ist übrigens gleich das erste Lied "The Huron Carol" auf dieser CD: Es handelt sich dabei um das wohl älteste in Nordamerika entstandene Weihnachtslied (Mitte des 17. Jahrhunderts), wird in dieser Aufnahme ganz besonders schön interpretriert und gehört seitdem zu meinen absoluten Weihnachtslieder-Favoriten!

Das musikalische Gegenstück aus dem französischsprachigen Teil Kanadas kommt von dem Ensemble "La Petite Bande de Montréal", das - teils a cappella, teils mit Orgelbegleitung - einige französischsprachige Weihnachtslieder aufgenommen hat, die man hier bei uns in Deutschland ja fast noch weniger kennt als die zahlreichen englischen Christmas Carols. Die meisten dieser Lieder stammen - anders als der Untertitel "Carols from French Canada" vermuten lässt - natürlich aus Frankreich, werden aber selbstverständlich auch in Québec & Co. gerne gesungen! Dass auch bei dieser Zusammenstellung das ur-kanadische Huron Carol nicht fehlen darf, versteht sich von selbst, komisch ist nur, dass der Chor es in englischer Sprache eingesungen hat (es gibt doch bestimmt auch eine französische Fassung?!!)...

Alles andere als das übliche musikalische Einerlei bietet ein weiterer NAXOS-Titel: "Festive Frolic" bietet neben einigen klassischen Christmas Carols auch eigene Kompositionen (Lieder wie Instrumentaltitel) des Briten Roderick Elms, so zum Beispiel das hörenswerte dreiteilige "Wassail down the wind" für Orgel und Orchester. Die Arrangements der traditionellen Lieder dieser Aufnahme (gesungen von der Joyful Company of Singers) stammen ebenfalls von Roderick Elms und stehen in bester britischer Chormusiktradition. Diese Aufnahme zum gewohnt günstigen NAXOS-Preis war vor ein paar Jahren für mich eine echte Entdeckung und gehört seither für mich zum alljährlichen (vor-)weihnachtlichen Standardprogramm!

Zu den Klassikern aus dem NAXOS-Katalog gehören auch zwei CDs, die Ende der Achtziger und zu Beginn der Neunziger Jahre unter der Federführung des Komponisten und Arrangeurs Peter Breiner (geb. 1957) unter dem Motto "Christmas goes Baroque" entstanden sind: Zu hören gibt es hier wirklich originelle und witzige deutsche und internationale Weihnachtslieder in barockem Orchestergewand - man könnte beim Anhören der eigentlch ja hinlänglich bekannten Melodien tatsächlich auf den Gedanken kommen, dass Händel, Vivaldi und Kollegen die eigentlichen Verfasser so bekannter Lieder wie "Jingle Bells" oder "We wish you a merry Christmas" waren!
Peter Breiner hat ein Händchen für derartige augenzwinkernde Arrangements, das muss man ihm lassen - wie er es schafft, das bekannte Air von J. S. Bach quasi im letzten Moment in "White Christmas" umzubiegen - das muss man ihm erstmal nachmachen! Zwei CDs, die einfach Spaß machen, weil sie mit dem vorhandenen, allbekannten Liedmaterial fantasievoll spielen und einige unerwartete Hörerlebnisse der ganz besonders barocken Art bieten!


Weihnachtsklänge im großen Hollywood-Kinosound bietet die CD "Joy to the world", die unter der Leitung der Soundtrack-Legende John Williams (geb. 1932) entstanden ist, der immerhin für so legendäre Filmmusiken wie Star Wars, Jurassic Park, Indiana Jones oder E.T. - Der Außerirdische verantwortlich zeichnet.
So überrascht es nicht, dass man auf dieser CD auch Musik aus dem ja ebenfalls zur Weihnachtszeit spielenden Film "Kevin allein zu Haus" aus dem Jahr 1990 zu hören bekommt, dessen Soundtrack natürlich auch von Mr. Williams stammt.
Zusammen mit einigen weiteren klassischen Christmas Carols (zum Teil in Medleys zusammengefasst) ergibt sich ein üppig orchestriertes, vollklingendes und sehr amerikanisches Weihnachtsspektakel, das ich mir auch immer wieder mal gern anhöre, nicht zuletzt, weil es auch hier einige hierzulande unbekannte, wunderschöne Melodien zu entdecken gibt - und für musikalische Abwechslung vom bei uns üblichen Weihnachtsrepertoire bin ich ja immer dankbar :-)

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