Dienstag, 7. August 2012

Neuerwerbung

Da der Sommer in diesem Jahr hier bei uns irgendwie nicht wirklich stattfinden will, habe ich beschlossen, mich an das zu halten, was schon die Wise Guys vor ein paar Jahren so schön formuliert haben: Ganz egal, ob es stürmt oder friert, Sommer ist, was in deinem Kopf passiert!

Naja – und da ich für mein sommerliches „Kopfkino“ gerne die entsprechende Stimmung evozierende Musik hinzuziehe (ich erinnere an meine Ausführungen zum Thema Klassik im Sommer), ergab sich vor ein paar Tagen nun quasi wie von selbst die Gelegenheit, sich einmal etwas eingehender mit der kürzlich erschienenen zweiten Solo-CD des neuen Gitarren-Beaus Miloš Karadaglić zu befassen.

Latino heißt sie und das auf ihr enthaltene Programm stellt eine bunte Mischung klassischer Gitarrenkompositionen des 20. Jahrhunderts aus Lateinamerika dar.

Nach seiner im Vorjahr erschienen Debüt-CD mit dem Titel Mediterráneo (und ihrem entsprechend mit Kompositionen aus dieser Region zusammengestellten Programm) ist es eigentlich nur konsequent, dass Miloš Karadaglić sich nun der zweiten Region zuwendet, in der die Gitarre ebenfalls so etwas wie das unverzichtbare Universalinstrument darstellt und es entsprechend viel interessante Musik zu entdecken gibt!

Und so finden sich neben bekannten Größen wie Astor Piazzolla (1921-92) oder Heitor Villa-Lobos (1887-1959) auf der neuen CD dann auch eine Menge dem durchschnittlichen mitteleuropäischen Musikfreund gänzlich unbekannte Komponistennamen.

Und neben ein paar recht bekannten Melodien wie z. B. der des Tango-Klassikers La cumparsita, den wohl jeder schon einmal irgendwo gehört hat, bekommt man dann auch eine Reihe schöner und stimmungsvoller Kompositionen zu hören, die für uns Hiesige wohl eher völliges Neuland bedeuten dürften und die mit Sicherheit neugierig auf Mehr machen dürften – so ging es mir jedenfalls beim Anhören: Die angestrebte (und erhoffte) Assoziation mit Sommer, Sonne, feurigen lateinamerikanischen Tänzern in exotischer Kulisse hat jedenfalls relativ problemlos funktioniert…

„Mission erfüllt!“ könnte man dem jungen, souverän und scheinbar mühelos aufspielenden Solisten und dem auf dieser CD vorgestellten Programm also zurufen.
Etwas ärgerlich, weil eigentlich völlig überflüssig, sind allerdings die vier der insgesamt sechzehn Stücke, in denen der Gitarrist von einem Orchester (dem Studioorchester der Europäischen FilmPhilharmonie) begleitet wird: Sie wirken in dem ansonsten rein solistischen Programm wie Fremdkörper, zumal das Orchester in keinem der vier Stücke wirklich Substantielles beitragen kann und eine reine Begleitfunktion ausübt. Da es sich bei sämtlichen Stücken laut CD-Booklet auch noch um Orchester-Arrangements handelt, die offenbar eigens für diese Aufnahme entstanden sind, fragt man sich schon, warum man sich überhaupt diese Mühe gemacht hat? Wollte man überflüssigerweise etwas Abwechslung in das ansonsten reine Gitarren-Soloprogramm bringen?
Das Ganze hätte man sich meiner Meinung nach wirklich sparen können – immerhin: Auf der letztjährigen Debüt-CD von Miloš Karadaglić gab es ja ebenfalls ein solches orchesterbegleitetes Stück zu hören – und da es dort tatsächlich nur ein Titel war, muss man bei der neuen CD wohl schon von einem echten Fortschritt sprechen…

Es wird wohl Absicht der Marketingstrategen sein, dass derartige CDs mit Gitarrenmusik immer rechtzeitig vor dem Sommer (oder dem, was sich zumindest so nennt…) neu erscheinen – offenbar geht es nicht nur mir so, dass ich Gitarrenmusik am liebsten (oder eigentlich fast ausschließlich) während der heißen Jahreszeit höre.

Ich bin gespannt, was man als nächstes Projekt mit dem sympathischen Miloš plant (wahrscheinlich erfahren wir es aber nicht vor dem Frühsommer 2013) – meine ja schon im Vorjahr abgegebene Prognose in Richtung Concierto de Aranjuez von Joaquin Rodrigo halte ich nach wie vor aufrecht, wenn ich auch in diesem Jahr (noch) enttäuscht worden bin, allerdings auf positive Art und Weise… *zwinker*

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