Das heutige Mittagsprogramm, das unser Organist Wolfgang Abendroth für uns spielte, sah wie folgt aus:
Johann Gottfried Walther (1684-1748)
Choralbearbeitung "Meinen Jesum lass ich nicht"
Choraltrio "Mein Gott, das Herze bring ich dir"
Choralbearbeitung "Warum betrübst du dich, mein Herz"
Wolfgang Abendroth
Improvisation über den Psalm der Woche (Psalm 113)
Jehan Alain (1911-40)
Deuxième Fantaisie
Berceuse sur deux Notes qui cornent ("Wiegenlied über zwei Noten, die hängen")
Nach den einleitenden drei Choralbearbeitungen des Bach-Zeitgenossen und -Freundes J. G. Walther (der obendrein auch noch entfernt mit Johann Sebastian verwandt war) gab es heute wieder einmal eine Improvisation unseres Organisten zu hören!
Wolfgang Abendroth hatte sich diesmal nicht mit dem Lied, sondern mit dem Psalm der Woche beschäftigt und was er daraus machte, erinnerte mich spontan an klangprächtige und festliche Musik, die so um das Jahr 1900 herum beispielsweise von einem britischen Komponisten hätte verfasst werden können - anders ausgedrückt: Es hat mir sehr gut gefallen, was wir heute an Improvisatorischem zu hören bekommen haben!
Raffiniert auch das kleine melodische Zitat, das Herr Abendroth in seine Musik einfließen ließ - zum Vers 3 des Psalms 113 gibt es nämlich einen recht bekannten Kanon ("Vom Aufgang der Sone bis zu ihrem Niedergang sei gelobet der Name des Herrn!") und der Beginn dieses Kanons fand sich in der heutigen Improvisation dann auch wieder.
Zum Abschluss gab es dann noch zwei kleinere Stücke des früh verstorbenen Franzosen Jehan Alain: Eine recht exotisch anmutende Fantasie (mit zum Teil ziemlich unerwarteten Harmonien!) und ein kleines Stück, dass Alain aus dem Anlass komponierte - wie Herr Abendroth uns zu Beginn des Konzerts erzählte - dass zwei Töne auf der kleinen Orgel, die sein Vater besaß, "hingen" (also permanent gleichzeitig ertönten und sich nicht mehr abstellen ließen - ein Defekt, der bei Orgeln offenbar häufiger mal vorkommt).
Alain machte jedoch aus der Not eine Tugend und komponierte kurzerhand ein kleines Wiegenlied ("Berceuse"), in dem (zwangsläufig) von Anfang bis Ende die beiden "hängenden" Töne erklingen und sich der melodische und harmonische Rest des Stückes einfach drumherum gruppiert!
Eine originelle Idee, die - zumindest in diesem Stück - erstaunlich gut funktioniert - man muss sich halt zu helfen wissen...
Mittwoch, 22. August 2012
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