Mittwoch, 8. August 2012

Heute in der Lunch-Time-Orgel

Nachdem die Lunch-Time-Orgel in der vergangenen Woche leider kurzfristig ausfallen musste, wurden wir dafür im heutigen Mittagskonzert mit verschiedenen musikalischen Umsetzungen von Psalmen (bzw. deren Texten) entschädigt.

Wolfgang Abendroth spielte folgendes Programm für uns:

Anthoni van Noordt (1619-75)
Psalm 7 (in drei Versen)

J. S. Bach (1685-1750)
Choralbearbeitung "Aus tiefer Not schrei ich zu dir" (Psalm 130)
aus dem "Dritten Teil der Klavierübung"
Choralbearbeitung "An Wasserflüssen Babylon" (Psalm 137)
aus den "Leipziger Chorälen"

Otto Malling (1848-1915)
Der 33. Psalm
Der 23. Psalm


Ich finde es immer besonders interessant, wenn einem im Konzert Komponisten begegnen, von denen man bisher noch nie etwas gehört hat - heute war es wieder mal soweit:
Weder der Niederländer Anthoni van Noordt, der in Amsterdam wirkte und unter dem Einfluss des berühmten Jan Pieterszoon Sweelinck (1562-1621) ausgebildet wurde und komponierte, noch der Däne Otto Malling, ein Schüler des berühmten Niels Wilhelm Gade (1817-90) und später unter anderem Organist an verschiedenen Kirchen Kopenhagens waren mir bislang ein Begriff.

Während Anthoni van Noordts dreiteilige Variationen über eine Choralmelodie, die zu den Worten des 7. Psalms verfasst wurde und in der die Melodiestimme in verschiedenen Stimmlagen auftaucht, wohl als ein recht typisches (Orgel-)Werk aus der Mitte des 17. Jahrhunderts bezeichnet werden kann, ließen die beiden Psalmvertonungen des "spätromantischen Dänen" Malling aufhorchen:
Was es hier an zum Teil überraschenden Harmonien, melodischen Wendungen und Rhythmen zu hören gab, hätte ohne Weiteres auch aus Jahren stammen können, die nach Mallings Todesjahr 1915 liegen!
Der Mann schien seiner Zeit voraus zu sein (so habe ich das jedenfalls empfunden) und nahm bereits einiges musikalisch vorweg, was Jahre später erst kommen sollte.
Die leicht exotisch-orientalischen Anklänge des 33. Psalms mit ihren rhythmisch zum Teil unerwarteten aber genau deshalb gerade so faszinierend fremdartig klingenden Passagen fand ich sehr apart, während die Vertonung des bekannten 23. Psalms vor allem die im Text formulierte Geborgenheit und die friedliche Stimmung musikalisch ausdrückte - ein etwas unruhigerer und düsterer Mittelteil sollte kontrastierend dazu wohl die im Text erwähnten "Feinde" und das sprichwörtliche "finstere Tal", durch das gewandelt wird, symbolisieren.

Wieder einmal eine echte Entdeckung!

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