Das heutige Mittagskonzert konnte mit einer interessanten Premiere aufwarten:
Unser Organist Wolfgang Abendroth weihte heute den neuen mobilen Fernspieltisch der Beckerath-Orgel der Düsseldorfer Johanneskirche ein, was bedeutete, dass er heute erstmalig ein Konzert vor den Augen seines Publikums spielen konnte, statt wie üblich auf der Empore hinter der großen Orgel verschwinden zu müssen!
Der neue Fernspieltisch verfügt über sämtliche Funktionen und Register, die der Organist auch am "althergebrachten" Spieltisch der Orgel auf der Empore vorfindet, nur, dass die Registereinstellungen sowie die Tasten- und Pedalanschläge jetzt elektronisch und nicht mehr mechanisch an die Pfeifen übermittelt werden.
Das hat allerdings den Nachteil, dass es auf diese Weise eine Verzögerung zwischen Tastenanschlag und eigentlicher Tonerzeugung gibt (ca. eine halbe bis eine Sekunde), worauf man sich beim Spielen natürlich erst einmal einstellen müsse, wie Herr Abendroth uns vor Konzertbeginn erläuterte.
Diese Verzögerung stelle ich mir wirklich gewöhnungsbedürftig vor - gerade bei einer Orgel, wo man ja gleich mehrere Manuale und die Pedale irgendwie in Einklang bringen muss!
Das heute präsentierte Programm ließ allerdings nicht erkennen, dass unser Organist mit diesem Umstand noch irgendwelche Schwierigkeiten hatte. Und so kam es, dass ich heute nach so vielen Jahren regelmäßiger Lunch-Time-Orgel-Konzertbesuche zum allerersten Mal unseren Organisten beim Spielen beobachten konnte!
Folgendes Programm aus Spätbarock bzw. der nachfolgenden Epoche der Empfindsamkeit (oder Vorklassik) hatte Herr Abendroth für diesen Anlass ausgewählt:
J. S. Bach (1685-1750)
Präludium und Fuge h-moll (BWV 544)
Johann Ludwig Krebs (1713-80)
Präludium und Choral "Jesu, meine Freude"
Johann Gottfried Walther (1684-1748)
Partita über "Jesu, meine Freude"
Neben dem verhältnismäßig kurzen Präludium und Choral des Bach-Schülers Johann Ludwig Krebs gefiel mir die abwechslungsreiche Variationenreihe von Johann Gottfried Walther über den bekannten Choral "Jesu, meine Freude" besonders gut.
Eindeutiger Höhepunkt des Konzerts war jedoch definitiv Bachs Präludium und Fuge h-moll (BWV 544) - ein ziemlicher Gegensatz zur Interpretation, die ich vor drei Wochen noch im Konzert von Cameron Carpenter erleben konnte! War der Ansatz des Amerikaners schon fast übertrieben verinnerlicht und zart, so nutzte Herr Abendroth gerade beim einleitenden Präludium durchaus die volltönenden Register der Orgel, ohne jedoch hier zu dick aufzutragen und das Ganze im dramatischen Pomp zu ertränken.
Und diese Interpretation hat mir im direkten Vergleich deutlich besser gefallen.
Vielleicht wird es künftig nicht immer Konzerte geben, die vom neuen Fernspieltisch aus bestritten werden, aber es ist auf jeden Fall eine tolle Ergänzung und Abwechslung, die uns Zuhörern da seit heute geboten wird!
Mittwoch, 29. Februar 2012
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