Auf der Straße vor unserem Bürogebäude hängt nun schon seit ein paar Wochen ein Plakat der Düsseldorfer Tonhalle, die unter dem Motto „Einfach fühlen“ eine neue Werbekampagne mit mehreren Motiven und Slogans gestartet hat.
Jedes Mal, wenn ich an dem Plakat vorbeigehe und mir der Spruch „Belohn dein Großhirn. Schenk ihm eine Auszeit“ ins Auge fällt, muss ich unwillkürlich an den Otto Waalkes-Sketch denken, in dem es immer heißt „Großhirn an Leber/ Milz/ Magen, etc.“ (kennt den noch jemand?) – das ist mit Sicherheit eine Assoziation, die von den kreativen Köpfen, die sich diese Kampagne ausgedacht haben, nicht so ganz beabsichtigt war. In dem Zusammenhang würde mich mal interessieren, wie vielen Passanten es spontan so geht wie mir, wenn sie an diesem Plakat vorbeigehen.
Wenn ich dann einen Moment länger über diesen Slogan nachdenke, stört mich an „Belohn dein Großhirn. Schenk ihm eine Auszeit“ im Zusammenhang mit dem Besuch eines klassischen Konzerts in der Tonhalle eigentlich vor allem die Tatsache, dass damit offenbar suggeriert wird, dass man bei einem solchen Konzert das Denken komplett abschalten soll (und das auch noch als Belohnung aufgefasst wird!) – ich schätze an Klassik eigentlich gerade den Umstand, dass man es hier mit Musik zu tun hat, bei der man zur Abwechslung auch mal mitdenken kann bzw. muss (andernfalls wird es beim Anhören z. B. einer Bruckner-Symphonie schon etwas schwierig mit dem totalen „Abschalten“). Man entdeckt – auch wenn man manche Stücke schon zum –zigsten Male gehört hat – doch immer wieder irgendetwas Neues, so vielschichtig und ausgefeilt sind viele Kompositionen.
Oder sehe ich das zu eng?
Bei dem Motto „Auszeit fürs Großhirn“ in Verbindung mit Musik denke ich jedenfalls eher an TV-Sendungen wie „Die ultimative Chart-Show“ oder „Musikantenstadl“ (auch wenn man sich bei manch einer dieser Sendungen wohl eher wünschen würde, gar kein Großhirn zu haben…).
Einige weitere Plakate dieser Tonhallen-Werbekampagne habe ich mittlerweile auch noch entdeckt – sie ziert jeweils eine Porträt-Aufnahme einer/s möglichen Konzertbesuchers/ -in, kombiniert mit einem knackigen Satz, der aufgrund seiner ungewöhnlichen Aussage zumindest kurzzeitig Aufmerksamkeit erregt – mehr kann man von einer Plakataktion wohl nicht erwarten, oder?
Folgende Plakate habe ich noch gefunden:
„Mach einen Ausflug. Besuch deinen inneren Zoo.“ (Bild eines kleinen Mädchens mit seinem Teddybären)
„Vergiss das kleine Schwarze. Trag Gänsehaut.“ (junge Dame, ca. 20 Jahre alt)
„Riskier alles. Leib, Seele, Männlichkeit.“ (älterer Herr, ca. 70 Jahre alt, mit Tränen in den Augen und gezücktem Taschentuch)
„Tu was fürs Herz. Stecke es in Flammen.“ (Dame, ca. 40 Jahre alt)
Die Plakate und die etwas schrägen, aber doch sehr fantasievollen Sprüche fallen ins Auge, das muss man sagen. Und im Großen und Ganzen finde ich den „Großhirn“-Slogan von den hier vorgestellten noch am wenigsten gelungen.
Aber das muss man den Düsseldorfern lassen – im Vergleich zu den Kölnern sind ihnen in den letzten Jahren immer wieder mal witzige bis ungewöhnliche Plakataktionen gelungen.
Ich denke da z. B. an die Plakate, auf denen verschiedene Musiker der Düsseldorfer Symphoniker mit ihren Instrumenten abgebildet waren und die jeweils mit dem Schriftzug „Ich bin ein DÜSY“ verziert waren.
Es dürfte gut und gerne 7 bis 8 Jahre her sein, dass diese Plakate überall in Düsseldorf zu sehen waren – aber der unglaublich griffige Slogan „Ich bin ein DÜSY“ ist bis heute präsent geblieben!
Oder die Konzertplakate, auf denen ein großer schwarzer Hund (bekleidet mit einem roten Strickpullover) am Meeresufer sitzt und aufs Wasser hinausblickt, während am Horizont darüber das Programm des nächsten Konzerts angekündigt steht (in Verbindung mit einer thematisch mehr oder weniger dazu passenden Illustration) – das war schon deshalb ein Hingucker, weil dieses Hunde-Strand-Motiv so rein gar nichts mit einem klassischen Konzert zu tun hatte. Auf so eine Idee muss man erstmal kommen!
Im Gegensatz dazu kann ich mich nicht wirklich an Werbeplakate für die Kölner Philharmonie oder das Gürzenich-Orchester erinnern. Wenn es sie gab (oder gibt), dann waren die allesamt irgendwie „nur“ nüchtern, zweckmäßig und definitiv wenig originell – ob man es in der Domstadt nicht nötig hat, in diesem Bereich auf sich aufmerksam zu machen?
Auch wenn es den Kölner schmerzt - hier geht der Punkt eindeutig an Düsseldorf!
Freitag, 24. Februar 2012
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