Mittwoch, 23. Februar 2011

Heute in der Lunch-Time-Orgel

Quasi als "Appetitmacher" und Einladung für sein Orgelkonzert in der Johanneskirche am 25.02.11 (um 19 Uhr), in dem sich alles um die Gattung der Toccata drehen wird, präsentierte uns Wolfgang Abendroth im heutigen Mittagskonzert zwei prominente Beispiele dieser gerade im Orgelbereich ausgesprochen beliebten Satzbezeichnung:

J. S. Bach (1685-1750):
Toccata und Fuge d-moll BWV 565

Maurice Duruflé (1902-86):
Suite op. 5 (Prélude - Sicilienne - Toccata)


Was soll man zur Toccata und Fuge in d-moll von Bach noch groß sagen oder schreiben?
Faszinierend, dass nicht nur Orgelfans sondern wohl so ziemlich jeder, den man nach einem Musikstück für Orgel fragt, unwillkürlich zuallererst an das charakteristische Eröffnungsmotiv dieser Toccata denken wird! Es gibt nur wenige Musikstücke, die so untrennbar mit einem Instrument verbunden sind und quasi stellvertretend für dieses stehen (vielleicht noch der Beginn von "Für Elise" von Beethoven als Synonym für Klaviermusik schlechthin...)!

Da man Stücke wie die Bach'sche d-moll Toccata und Fuge in- und auswendig kennt, ist es natürlich immer besonders reizvoll, auf Feinheiten bei der Interpretation und der Registrierung zu achten, weil man viele Details bereits im Ohr hat und so leichter vergleichen kann.
Wolfgang Abendroth wählte für seine Wiedergabe ein relativ moderates Grundtempo, was ich gar nicht schlecht fand, da bei rasend schnellen Interpretationen (zu denen sich Organisten offenbar ganz gerne mal verleiten lassen) viele Einzelheiten gar nicht mehr richtig wahrgenommen werden können und diese für mein Empfinden das ganze Stück oft zu einer Art Zirkus- oder Shownummer verkümmern lassen, in dem es dann nur noch ums "Schneller - Lauter - Pompöser" geht. Das hat dieses Werk nun wirklich nicht verdient!
So gesehen war die respektvolle und sorgfältige Herangehensweise von Abendroth eine adäquate Wiedergabe dieses Klassikers; die einzelnen Abschnitte waren (auch durch die den barocken Orgelklangkosmos nie verlasssende Registrierung) deutlich voneinander abgesetzt, gepaart mit kleineren Beschleunigungen oder Verlangsamungen, wo es dramaturgisch angebracht erschien.
Ich fand die Interpretation jedenfalls angemessen, durchdacht und überzeugend!

Die ungefähr 20-minütige dreisätzige Suite op. 5 des Franzosen Duruflé zeigte im Kontrast dazu, dass die Gattung Toccata auch im 20. Jahrhundert noch ihre Existenzberechtigung hatte.
Nach einem ausführlichen, mehrteiligen Prélude folgte zunächst noch ein Siciliano in typisch wiegendem Rhtyhmus, wobei Duruflé es jedoch vermeidet, die für diesen Typ des langsamen Satzes eigentlich charakteristische idyllische Stimmung aufkommen zu lassen.
Die abschließende Toccata ist ein hochvirtuoser Kraftakt für den Organisten: Während der knapp 10 Minuten dieses Satzes gibt es fast ununterbrochen eine in rasend schnellen Läufen vorzutragende Stimme, um die herum sich wechselweise die anderen Stimmen gruppieren.
Dieser Satz ist schon vom rein technischen Aspekt her gesehen echt der Wahnsinn und stellt auf jeden Fall einen würdigen Abschluss dieser Orgelsuite bzw. des ganzen heutigen Konzerts dar!
Ich würde sagen: "Mission Appetitmachung" für das Freitagskonzert mehr als gelungen! :-)

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