In den knapp 4 Wochen, die seit dem runden Geburtstag von Luigi Cherubini vergangen sind, habe ich mir nun schon eine ganze Reihe der zahlreichen Messvertonungen dieses großen Vertreters des musikalischen Klassizismus angehört und mir ist bei diesen herrlichen Werken immer wieder aufgefallen, wie sehr sie mich an die großen Messen von Joseph Haydn (1732-1809) erinnern, die ja auch nur wenige Jahre vor Cherubinis Kompositionen entstanden sind und die dieser mit Sicherheit gekannt hat, zumal er Haydn ja auch sehr bewunderte.
Gestern habe ich mir dann zur Abwechslung mal etwas Instrumentalmusik von Cherubini angehört - seine (einzige) Symphonie in D-Dur, die im Jahr 1815 neben einigen anderen kleineren Stücken als Auftragswerk für London entstanden ist (ein Konzertaufenthalt des Komponisten vor Ort war in diesem Auftrag inbegriffen).
Diese viersätzige, gut halbstündige Symphonie gehört eher zu den unbekannteren Werken Cherubinis und wiederum klingt das offenbar auch im symphonischen Bereich maßstabsetzende Vorbild Haydn unverkennbar an.
Die Parallelen sind aber auch verblüffend: Auch Haydns letzte Symphonien (immerhin 12 an der Zahl!) entstanden innerhalb weniger Jahre anlässlich zweier Aufträge aus London, die ebenfalls mit jeweils mehrmonatigen Konzertaufenthalten vor Ort verbunden waren. Diese 12 "Londoner Symphonien" sind bis heute Haydns populärste Beiträge zur Gattung - was man von Cherubinis arg in Vergessenheit geratener Symphonie leider nicht behaupten kann, obwohl sie sich eigentlich nicht hinter Haydns Symphonien zu verstecken braucht.
Das Problem dieser Symphonie aus dem Jahr 1815 dürfte wohl eher in der Tatsache begründet liegen, dass zwischenzeitlich bereits acht der neun Symphonien Beethovens entstanden waren (die 8. Symphonie war zuletzt im Jahr 1814 uraufgeführt worden) und diese symphonischen Meilensteine haben Cherubinis an Haydn orientierten Gattungsbeitrag gründlich verdrängt, wirkt dieser im Vergleich zu Beethovens Kompositionen doch wie ein deutlicher Rückschritt bzw. ein Verharren in kompositorischen und ästhetischen Elementen des Klassizismus und des längst zu Ende gegangenen 18. Jahrhunderts (den frühen Symphonien von Franz Schubert, die ungefähr zur selben Zeit entstanden sind, ist übrigens häufiger derselbe Vorwurf gemacht worden).
Wie schon an anderer Stelle erwähnt: Die Musikgeschichte kann mit ihrer gnadenlosen Selektion zuweilen unerbittlich sein...
Blendet man jedoch den "Faktor Beethoven" einmal aus, sehe ich keinen Grund, an Cherubinis einziger Symphonie nicht Gefallen zu finden...! ;-)
Die im Jahr 2007 bei NAXOS erschienene Einspielung des Orchestra Sinfonica di Sanremo unter der Leitung von Piero Bellugi vermittelt einen guten Eindruck dieses Werks und kombiniert die Symphonie mit drei ebenfalls sehr hörenswerten Ouvertüren zu Opern Cherubinis:
Lodoïska (1791), Médée (1797) und Faniska (1806), letztere übrigens ein Auftragswerk für Wien und Cherubinis einzige deutschsprachige Oper.
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