Mittwoch, 20. Oktober 2010

Heute in der Lunch-Time-Orgel

Heute spielte Wolfgang Abendroth für uns ausschließlich Orgelstücke, die in der Epoche der "französischen Orgelromantik" (also ganz grob so ungefähr zwischen 1860 und 1920) entstanden sind - meine absolute "Stilrichtungs-Lieblingsschublade" in puncto Orgelmusik!
Noch dazu gab es heute eher unbekannte Werke aus dieser Zeit zu hören, mir war zumindest keines der präsentierten Stücke auf Anhieb geläufig:

Théodore Dubois (1837-1924)
Alleluja

Georges Hüe (1858-1948)
Choral varié

Léon Boëllmann (1862-1897)
Suite Nr. 2 (Prélude pastoral/ Allegretto con moto/ Andantino/ Final - Marche)


Das Alleluja von Dubois basiert unüberhörbar auf einem gregorianischen Choral - der Komponist baut sein klangprächtiges Stück auf dieser mittelalterlichen Melodie auf und macht daraus eine typische, auch harmonisch sehr anspruchsvolle Komposition seiner eigenen Epoche.
Der Komponist Georges Hüe (für einen Franzosen ein sehr seltsamer Nachname, wie ich finde) ist mir heute zum ersten Mal begegnet - zumindest hierzulande ist er nicht sonderlich bekannt. Die Anzahl der Kompositionen für Orgel in seinem Gesamtwerk sind laut Herrn Abendroth auch eher gering.
Von Boëllmann kennt man eher die "Suite gothique" op. 25 - seine viersätzige 2. Suite für Orgel steht deutlich im Schatten dieses populären Orgelklassikers, obwohl sie ebenfalls ein ausgesprochen originelles Stück ist: Das einleitende Prélude weckte bei mir spontane Jazz-Assoziationen, so ungewöhnlich waren die darin vorkommenden (wie mir schien stark synkopierten) Rhythmen, die dem Satz teilweise ein ungewohnt "groovendes" Element verliehen.
Der abschließende Marsch ließ auch aufhorchen, denn statt einem vielleicht zu erwartenden pompös-erhabenen Ausklang der Suite erinnerte der Tonfall dieses Schlusssatzes viel eher an einen fröhlichen Kirmesmarsch, der allerdings fast durchgängig wie durch einen "Stimmungsfilter" mit einem eher traurig-melancholischen Ausdruck behaftet war. Schwierig zu beschreiben, dadurch aber definitiv ein absolut spannender und ungewöhnlicher Satz, mit dem die heutige Orgelei zu Ende ging!

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