Mittwoch, 18. August 2010

Neuerwerbung

Bei manchen Komponisten ist es wirklich praktisch - verschiedene Gattungsbeiträge passen zeitlich genau auf eine CD.
Um im Orgelmetier (um das es hier heute gehen soll) zu bleiben, möchte ich beispielsweise auf das kompositorische Orgel-Gesamtwerk von Johannes Brahms hinweisen, das praktischerweise eine CD füllt. Auch W. A Mozart hat seine Kompositionen für Orgel solo freundlicherweise so dimensioniert, dass sie ebenfalls das Fassungsvermögen einer handelsüblichen CD nicht überschreiten.

Der Dritte im Bunde ist der diesjährige Jubilar Robert Schumann, für dessen Orgelkompositionen das Gleiche gilt.

Schumann hat "nur" drei Opusnummern mit Werken für Orgel (bzw. Pedalflügel) hinterlassen (Opp. 56, 58 und 60).
Beim Pedalflügel handelt es sich um eine experimentelle Klavierkonstruktion, bei der man mittels Pedal (wie bei der Orgel) eine dritte Stimme erklingen lassen kann - das Instrument hat sich nicht durchgesetzt, aber Schumann, der einen - oder den (?) - Prototypen ausprobieren durfte, begeisterte sich zusehends für dessen spieltechnische Möglichkeiten und komponierte schlussendlich sogar die sechs Studien für Pedalflügel in Kanonform op. 56 und die vier Skizzen für Pedalflügel op. 58.
Diese Kompositionen werden heute in der Regel (und mangels eines anderen geeigneten Instruments) auf der Orgel gespielt, was aufgrund der Stimmverteilung natürlich problemlos möglich ist.
Sämtliche mir bekannten Schumann-Orgelmusik-CDs sind ergänzt um die sechs Fugen über B-A-C-H op. 60, die Zeugnis ablegen für Schumanns große Verehrung des berühmten Thomaskantors.
Diese identische Zusammenstellung erleichtert natürlich den unmittelbaren Vergleich und da ich in den vergangenen Jahren immer wieder mal einzelne Sätze aus den erwähnten drei Opera von Schumann hören konnte, hatte ich die Neuanschaffung einer Aufnahme seines Orgel-Gesamtwerks schon länger auf der Wunschliste.

Drei Aufnahmen sind letztendlich in meine "persönliche Endrunde" gekommen:
Mario Hospach-Martini an der Walcker-Orgel in der Stadtkirche von Winterthur (Aufnahme von 2009),
Rudolf Innig an der Klais-Orgel von St. Stephanus, Beckum (aufgenommen 1994) und
Andreas Rothkopf an der Walcker-Orgel in Hoffenheim (Aufnahme entstand 1987).

Zwei historische, aus der Schumann-Zeit stammende Walcker-Orgeln also, die in Konkurrenz zu einem Instrument aus der Bonner Orgelmanufaktur Klais treten.

Die Einspielung mit Rudolf Innig fand ich für meinen Geschmack zu ausdrucksschwach: Alles klingt viel zu vorsichtig, ohne den rechten "Drive" und die Orgel ist ebenfalls recht zurückhaltend registriert. Ist das vielleicht als Annäherung an den Klang eines Pedalflügels gedacht, der ja auch über keine markanten, verschiedenfarbige Register verfügt? Hat mich jedenfalls im Vergleich zu den beiden anderen Aufnahmen nicht so besonders angesprochen.

Die ganz frisch bei BERLIN CLASSICS erschienene, derzeit jüngste Aufnahme mit Mario Hospach-Martini kommt wesentlich zupackender und energischer daher - hier herrscht definitiv keine vornehme Zurückhaltung, wie sie bei Innig zu erleben ist. Der Organist versucht, die Stücke mitreißend zu gestalten, um gar nicht erst den Verdacht aufkommen zu lassen, dass es sich bei diesen Kompositionen um akademisch-trockene kontrapunktische Übungen Schumanns handeln könnte. Leider hat mir die Registrierung der Orgel streckenweise überhaupt nicht zugesagt. Das wirkt mir manchmal dann doch zu rustikal und grob. Vielleicht liegt es auch an der historischen Orgel, ich weiß es nicht - aber mehrfach munter knarrende und schnarrende Bässe und ein für mich insgesamt nicht besonders "rund" wirkender Gesamtklang der Orgel, stören mich dann doch so sehr, dass ich die frische Spielweise des Organisten nicht mehr wirklich genießen kann.

Die mittlerweile nun auch schon 23 Jahre alte Einspielung von Andreas Rothkopf (erschienen beim Label AUDITE) bietet meiner Meinung nach ein sowohl zupackendes, frisches Orgelspiel wie auch einen schönen, vollen Gesamtklang des verwendeten Instruments. Da haben mich beide Komponenten überzeugt!
Und nicht zuletzt die Tatsache, dass diese Aufnahme mit Abstand auch noch die günstigste der drei hier vorgestellten Einspielungen ist, hat dann den Ausschlag gegeben.

Vergleichen lohnt sich also - und es ist immer wieder ausgesprochen interessant, was man hier so alles an Unterschieden entdecken kann... ;-)

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