Wie an verschiedenen Stellen hier im Blog schon zu merken war, mag ich geistreiche, gerne auch ironisch-bissige Bemerkungen, Aphorismen oder eben Bonmots sehr gerne.
Aber auch oft hiermit in Verbindung stehende kleine Anekdoten oder Witze lese ich immer wieder gern. Am liebsten natürlich, wenn sie auch noch aus dem Bereich der Musik stammen, versteht sich :-)
Gerade der Konzert- und Opernbetrieb (vor und natürlich hinter den Kulissen!) mit seinen vielen interessanten, manchmal etwas verschrobenen oder exzentrischen Künstlerpersönlichkeiten bietet ja einen schier unerschöpflichen Fundus an originellen Situationen und Äußerungen, von denen immer wieder mal einige in Sammlungen erscheinen.Ich habe schon einige dieser meist handlichen Bändchen im Lauf der Jahre in meiner Bibliothek versammelt und lese immer wieder gerne darin. Man findet hier neben amüsanten Geschichten über berühmte Komponisten, Sängerinnen, Dirigenten, etc. auch Musiker- und Orchesterwitze aller Art, geistreiche Wortspiele und noch einiges mehr aus der Welt der Musik. Leichte und kurze Lektüre für zwischendurch, die gute Laune macht - was will man mehr? Ich kann Büchlein wie die hier vorgestellten jedenfalls nur empfehlen!
Hier zum Appetitanregen ein paar kurze Kostproben aus dem Band "…fast ein Meisterwerk" von Stefan Pflicht (erschienen bei Piper Schott/ Atlantis Musikbuch):
Nach dem Tode des Komponisten Giacomo Meyerbeer [1791-1864] kam ein Neffe des Verstorbenen zu Rossini [1792-1868] und spielte ihm einen selbstkomponierten Trauermarsch vor. Darauf meinte Rossini: "Es wäre besser gewesen, Sie wären gestorben und Ihr Onkel hätte den Trauermarsch komponiert!"
Nach dem Fünfuhrtee brachte die Dame des Hauses ihren Gästen eine Arie aus Mozarts Singspiel Die Entführung aus dem Serail zu Gehör. Da öffnete sich die Salontür und ein älterer Herr fragte besorgt: "Hat hier jemand um Hilfe gerufen?" Da flüsterte ein Gast seinem Nachbarn zu: "Wahrscheinlich Mozart!"
Während eines Hauskonzerts wurde plötzlich die Tür aufgerissen und ein Polizist trat ein. Der Hausherr ging auf den Ordnungshüter zu und fragte: "Was wollen Sie? Ist etwas passiert?" "Ja", meinte der Polizist, "soeben verließ ein Herr ganz aufgeregt dieses Haus und rief, er könne es nicht ertragen, dass hier ein gewisser Herr Wagner grausam misshandelt wird…"
Der Heldentenor Heinrich Knote [1870-1953] brauchte besonders lange zum Einstudieren seiner Partien. Als ihn einmal ein Freund in seinem Haus am Starnberger See besuchen wollte, hörte er, dass Knote an der Partie des Tristan arbeitete. Erstaunt fragte er das öffnende Hausmädchen: "Der Herr Kammersänger studiert den Tristan doch schon seit Wochen, kann er die Rolle denn immer noch nicht?" Darauf erklärte das Hausmädchen verzweifelt: "Ich kann die Partie, die Frau Knote kann die Partie, die Nachbarn können die Partie und auch unser Dackel kann die Partie - nur der Herr Kammersänger kann sie immer noch nicht!"
Enrico Caruso [1873-1921] gastierte in Puccinis Oper La Bohème am Münchner Nationaltheater. Eine Kulisse fiel um und streifte den Sänger so hart am Kopf, dass er sich hinlegen musste. Der Theaterarzt wurde geholt, aber der Unfall erwies sich als harmlos und Caruso konnte weiterspielen. Als sich der Intendant von seinem Schrecken erholt hatte und nach der Vorstellung erleichtert das Theater verließ, meinte der alte Pförtner: "Herr Intendant, wenn der Caruso invalid geworden wär', hätten wir ihn totschlagen müssen, denn eine lebenslange Rente hätten wir ihm nicht zahlen können."
Der für seinen Sarkasmus bekannte Hans Pfitzner [1869-1949] probte seine Oper Das Christ-Elflein. Nach dem Textbuch sang die junge Hauptdarstellerin: "Ich bin ja so dumm!" Da rief Pfitzner zur Bühne hinauf: "Mein Fräulein, bitte nicht so überzeugend!"
Der diktatorische Arturo Toscanini [1867-1957] hatte wieder einmal Streit mit einem Sänger. Wütend schrie er ihn an: "Ich weiß, es ist das Vorrecht der Tenöre, dumm zu sein. Aber Sie, mein Herr, missbrauchen Ihre Rechte!"
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