Mittwoch, 11. August 2010

Neuerwerbung

Vor einigen Jahren habe ich peu à peu die Werke britischer Komponisten (mit Schwerpunkt auf der Zeit so ca. zwischen 1870 bis 1930) für mich entdeckt.

Ich weiß gar nicht, von wem die bösartig-herablassende Äußerung von "Großbritannien, dem Land ohne Musik" stammt, aber spätestens seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts muss man diesem kontinentalen Vorurteil vehement widersprechen! Wer immer diese so griffige Charakterisierung in die Welt gesetzt hat, hat zumindest hierzulande ganze Arbeit geleistet:
In klassischen Konzerten oder im Opernhaus werden Werke von den britischen Inseln nach wie vor äußerst selten aufgeführt - obwohl es da jede Menge ausgesprochen dankbarer und lohnender Beiträge aller Gattungen (Kammermusik, Symphonien und sonstige Orchesterwerke, Oratorien und Opern) zu hören gäbe!
Auch in unseren Konzertführern findet man leider nicht allzu viele Fakten zu britischen Komponisten (es besteht ja auch keine große Notwendigkeit hierzu, wenn diese in Konzerten eh so gut wie nie gespielt werden...) - es ist ein Segen, dass es das Internet gibt, wo man (notfalls auch in Englisch) lange vergeblich gesuchte Fakten und zumindest grundlegende Informationen über Komponisten wie z. B. Arthur Sullivan (1842-1900), Hubert Parry (1848-1918), Charles Villiers Stanford (1852-1924), Edward Elgar (1857-1934), Frederick Delius (1862-1934), Ralph Vaughan Williams (1872-1958), Gustav Holst (1874-1934) oder Arnold Bax (1883-1953) finden kann!
Gut, den ein oder anderen Namen hat man auch hier bei uns schon mal gehört, man kennt evtl. sogar auch das ein oder andere Werk, aber welche Vielfalt an musikalischen Schätzen sich tatsächlich hinter diesen Namen verbirgt, hat sich auch mir erst im Lauf der Zeit Sück für Stück erschlossen. Das Ganze hat sich zu einer einzigartigen musikalischen Entdeckungsreise entwickelt, die ich (dank des großen Angebots auf dem internationalen CD-Markt zumindest "auf Konserve") in den letzten Jahren machen konnte, in deren Verlauf ich bislang tatsächlich noch nie enttäuscht wurde, egal, zu welchem Komponisten oder zu welcher Musikgattung ich auch gegriffen habe!
Es ist wirklich erstaunlich, dass so viel abwechslungsreiche, originelle, mitreißende und eingängige Musik hier bei uns nach wie vor so konsequent ausgeblendet wird! Ist das die Hybris eines Kulturraums, der musikalisch im 19. Jahrhundert (zumindest im symphonischen Bereich) die Führungsrolle übernommen zu haben glaubte und es nach wie vor nicht für besonders wichtig hält, auch mal über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen?

Egal - bevor ich mich wieder unnötig (und leider auch umsonst) aufrege, möchte ich heute zwei CDs vorstellen, die ich mir kürzlich angeschafft habe (wieder einmal zum sympathisch-günstigen NAXOS-Preis!) und auf denen nicht ganz so häufig zu hörende Werke von Ralph Vaughan Williams eingespielt wurden, den man hierzulande am ehesten noch durch Werke wie die wunderbare "Thomas-Tallis-Fantasie" oder die "Greensleeves-Fantasie" kennt. Auf der CD mit den Orchesterwerken ist neben dem originellen Klavierkonzert in C-Dur die Suite "The Wasps" und die English Folk Song Suite (in der Orchesterfassung von Gordon Jacob) zu hören. Ashley Wass ist der Solist im Klavierkonzert, es spielt das Royal Liverpool Philharmonic Orchestra unter der Leitung von James Judd - die Aufnahmen entstanden im Januar 2009.
Die CD mit den Chorwerken wurde im September 2009 aufgenommen - zu hören gibt es die Kantate Dona nobis pacem aus dem Jahr 1936 und das halbstündige Oratorium Sancta Civitas von 1926, beide in der Tradition der anglikanischen Chormusik angesiedelt, aber auch abwechslungsreich mit ausdrucksstarken Soli und dramatischen Höhepunkten angereichert.
Es singt der traditionsreiche britische Bach Choir (den unter anderen auch Vaughan Williams selbst geleitet hat), im Oratorium verstärkt durch die Winchester Cathedral Choristers und begleitet vom Bournemouth Symphony Orchestra unter der Leitung von David Hill.

Was soll ich sagen?
Ich bin wieder einmal äußerst angetan und freue mich schon auf künftige musikalische Entdeckungen von den britischen Inseln! :-)

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