Da ich zufällig an eine Karte gekommen war, hatte ich Dienstagabend zum ersten Mal seit Monaten wieder mal Gelegenheit, ein Symphoniekonzert in der Kölner Philharmonie zu besuchen - da war ich seit über einem Jahr schon nicht mehr, da mein Fokus in der letzten Zeit neben den Orgelkonzerten ausschließlich auf Opernbesuche gerichtet war - das sollte ich vielleicht bald mal wieder ändern...
Im Rahmen der Symphoniekonzerte des Kölner Gürzenich-Orchesters gab es am Dienstag folgendes Programm - ganz in d-moll - zu erleben:
W. A. Mozart (1756-91): Klavierkonzert Nr. 20 d-moll KV 466
Dmitri Schostakowitsch (1906-75): Symphonie Nr. 5 d-moll, op. 47
Antti Siirala (Klavier)
Gürzenich-Orchester Köln
Dirigent: Michael Sanderling
Über das Mozart-Konzert habe ich mich sehr gefreut, denn unter seinen knapp 30 Klavierkonzerten ist mir das mit der heute üblichen Nummer 20 mit seinem unruhig-dramatisch-leidenschaftlichen Grundton das Liebste!
Die ca. 30 Orchestermusiker begleiteten den 31-jährigen Finnen Antti Siirala auf modernen Instrumenten, Michael Sanderling (den ich 2003 als Leiter des Deutschen Musikschulorchesters kennengelernt habe) verstand es aber trotzdem, einen weitgehend transparenten Klang und einen federnden, flotten Grundrhythmus entstehen zu lassen, der gut zu dem Werk passte.
Ich finde es gut, dass auch "traditionelle" Symphonieorchester nach wie vor Musik der Wiener Klassik (hier vor allem die von Haydn und Mozart) spielen und diese Epoche den auf historischem Instrumentarium spielenden Spezialensembles nicht alleine überlassen (obwohl man schon merkt, dass diese Musik heute seltener von Symphonieorchestern aufgeführt wird als noch vor 25 oder 30 Jahren).
Passend zum modernen Instrumentarium erklang der Klavierpart des Konzerts dann auch vom großen Steinway-Flügel, wobei auch der Solist darum bemüht war, einen möglichst entschlackten und klaren Ton zu erzeugen und das Ganze nicht in üppige (spät-)romantische Klangkaskaden einzupacken.
Sehr schön fand ich auch, dass es die beiden Solokadenzen zu hören gab, die Ludwig van Beethoven für den ersten und dritten Satz dieses Konzerts verfasst hat - die klingen typisch nach dem großen Bonner und passen stilistisch nicht wirklich zum Rest des Konzerts, sind aber sehr ausdrucksstark und es gibt jeweils herrliche Steigerungen zum Ende hin!
Irgendwie hatte ich den Eindruck, dass der Solist sich vom Tonfall her in dieser Beethoven-Klangwelt wohler fühlte, als im etwas zurückhaltenderen Mozart-Idiom.
Eine etwa fünfminütige Solozugabe, die Siirala nach Beendigung des Klavierkonzerts noch zum Besten gab (es müsste ein Stück von Brahms gewesen sein, genauer kann ich es leider nicht sagen...?), bestätigte meinen Eindruck, dass er sich in der Ausdruckswelt der Klaviermusik des 19. Jahrhunderts wohl doch wohler fühlen dürfte als im späten 18. Jahrhundert - der tiefgründig-romantische Tonfall liegt ihm definitv!
Nach der Pause gab es dann das Gürzenich-Orchester quasi in Vollbesetzung zu erleben, denn für die Schostakowitsch-Symphonie wurde die Orchesterbesetzung gegenüber dem Mozart-Konzert mehr als verdoppelt: Ca. 80 Musiker und Musikerinnen betätigten sich in den kommenden gut 50 Minuten auf der Bühne und es gab neben dem Hören der ausgesprochen dankbaren 5. Symphonie nun auch eine Menge zu sehen: Allein die reich besetzte "Schießbude" - wie Orchestermusiker die Schlagwerkabteilung nennen - war ein Erlebnis, dazu dann noch zwei Harfen, ein Flügel (in dieser Symphonie allerdings nur passagenweise zur Klangverstärkung vorgesehen), eine Celesta, jeeede Menge Bläser und ein üppig besetztes Streichensemble (allein acht Kontrabässe!) gaben eine wirklich beeindruckende Kulisse ab!
Und der Klang eines derart ausgestatteten Symphonieorchesters an den lauten wie auch den leisen Stellen ist live immer wieder ein echtes Erlebnis - da kommt einfach keine noch so gute Musikkonserve mit! Schön, dass ich sowas mal wieder erleben durfte.
Michael Sanderlings dynamisches und energiegeladenes Dirigat sorgte für eine mitreißende Wiedergabe dieser Schostakowitsch-Symphonie - die Interpretation hat mir (wie offensichtlich auch dem Rest des Publikums in der zu gut 70 % ausgelasteten Philharmonie) wirklich sehr gut gefallen - ich werde mich demnächst wohl mal wieder etwas intensiver mit Schostakowitsch beschäftigen... ;-)
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Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.
AntwortenLöschenDanke für den Bericht. Schön, ein Review über ein Klavierkonzert zu lesen. Manchmal denke ich, hätte Mozart den Charakter Steinway gekannt, hätte er ganz anders komponiert. Ich bin fast jedes Mal unzufrieden mit den Leistungen der Pianisten, die Mozart präsentieren. Das liegt wohl nicht an ihren Fähigkeiten, sondern an den modernen Flügeln. In jedem Konzert Saal steht Steinway. Pianisten geben ihr Bestes, um das Instrument zu zähmen, am Ende jedoch gewinnt das Steinway.
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