Heute spielte der Düsseldorfer Komponist, Musikprofessor und Kirchenmusiker Oskar Gottlieb Blarr für uns die halbstündige Lunch-Time-Orgel.
Er präsentierte uns einen originell zusammengestellten Orgelmusik-Schnelldurchlauf aus fünf Epochen, der unter dem sommerlichen Motto "Vögel" bzw. "Himmel" stand:
Zunächst gab es zwei kurze Stücke aus dem um 1465 entstandenen Buxheimer Orgelbuch mit den Titeln "Der Sumer" und "Die süß Nachtigall". Das Buxheimer Orgelbuch ist die älteste Quelle mit Orgelkompositionen in Deutschland.
Nach diesem Beginn in der Renaissance ging es weiter ins Barockzeitalter: Von Jan Pieterszoon Sweelinck (1562-1621) erklang dessen rein instrumentale Vertonung des Psalm 116.
Danach gab es drei Stücke von Johann Sebastian Bach (1685-1750), dessen 260. Todestag wir am heutigen 28. Juli gedenken (darauf wies Herr Blarr in seiner kurzen Einführung extra hin): Der Orgelchoral "Vater unser im Himmelreich", das Trio "Kommst du nun, Jesu, vom Himmel herunter" und das In organo pleno (= mit vollem Orgelwerk zu spielende) "Komm, Gott, Schöpfer, Heiliger Geist".
Die (Wiener) Klassik wurde durch Joseph Haydn (1732-1809) vertreten, von dem - wie bereits in der Vorwoche - erneut zwei der zahlreichen kleinen Stücke für die Flötenuhr erklangen, betitelt "Der Wachtelschlag" und "Trompetensignal".
Der ja auch in Düsseldorf wirkende Robert Schumann (1810-56), dessen 200. Geburtstag die Musikwelt in diesem Jahr begeht, war als nächster Komponist und damit als Vertreter der Romantik zu hören: Es gab zwei Orgelübertragungen Blarrs von ursprünglich von Schumann für das Klavier komponierten Stücke - die berühmte "Träumerei" aus den "Kinderszenen" und der Satz "Vogel als Prophet" aus den "Waldszenen" op. 82.
Zum Abschluss dieser ausgesprochen abwechslungsreichen halben Stunde spielte uns Oskar Gottlieb Blarr (geb. 1934) (und damit sozusagen als Vertreter der Moderne) eine eigene Komposition: Im Rahmen des Festivals Düsseldorfer Altstadtherbst wird in diesem Jahr am 2.10. in der Auferstehungskirche sein großes Oratorium in drei Teilen "Die Himmelfahrt" uraufgeführt (Anlass für die Komposition ist der 100. Geburtstag der Himmelfahrtskirche auf dem Ölberg in Jerusalem in diesem Jahr).
Als quasi kleinen "Appetitmacher" präsentierte uns der Komponist heute quasi als exklusive Vorab-Uraufführung das große Orgelsolo aus diesem Oratorium!
Ein dreiteiliges Werk, dessen stark rhythmischer Beginn mich spontan an einen Satz aus Olivier Messiaens Orgelzyklus "Les corps glorieux" erinnerte, sich dann aber zu einem ganz eigenen Satz (mit traditioneller Harmonik) weiterentwickelte - genau wie der ruhigere Mitelteil stets durch teils synkopierte, entfernt an Jazzmusik erinnernde Rhythmen vorangetrieben.
Ein ausgesprochen interessanter Appetizer, der wirklich neugierig auf das ganze Oratorium macht, wie ich zugeben muss!
Mittwoch, 28. Juli 2010
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen