Dienstag, 5. Januar 2010

Zuletzt gehört...

In regelmäßig-unregelmäßigen Abständen möchte ich hier ein bisschen darüber berichten, was ich so alles (vor allem an klassischer) Musik zusammenhöre :-)

Im Verlauf eines Jahres, das ist mir schon aufgefallen, orientiere ich mich doch mehr an Jahreszeiten oder Festtagen, als ich gedacht hätte - aber mir ist halt weder im Mai nach Weihnachtsoratorium noch im Dezember nach der Matthäus-Passion...
Von solchen äußeren Umständen kann ich mich also nicht wirklich frei machen, aber daran ist ja eigentlich auch nichts auszusetzen.

Bisher habe ich noch nie festgehalten, was ich wann so gehört habe - das soll hier jetzt also auch eine Art musikalisches Tagebuch werden, um später mal nachvollziehen zu können, was ich wann gehört habe.

Gestern Abend habe ich nun - wie schon berichtet - Pergolesi als dem "Geburtstagskind des Tages" die Ehre erwiesen und mir zum einen sein Flötenkonzert in G-Dur angehört (von dem ich den 1. Satz ganz besonders liebe!) und dann natürlich sein bekanntestes Werk, das Stabat Mater aus seinem Todesjahr 1736.

Pergolesis Stabat Mater besticht durch seine sparsame, fast schon spröde zu nennende Besetzung: 2 Solostimmen (Sopran und Alt - ursprünglich zwei Kastratenpartien), begleitet von einem Streichorchester und einem Continuo-Instrument, in diesem Falle geistlicher Musik dürfte das am ehesten wohl eine kleine Truhenorgel (und eben kein Cembalo) sein. Diese nicht gerade üppige Besetzung ist wohl auf die Auftraggeber der Komposition zurückzuführen, Pergolesi hat aus diesen Beschränkungen dann aber ein wunderbar verinnerlichtes, ja fast intim zu nennendes Werk gemacht, das die traurige Stimmung und die meditativen Aspekte des gesungenen Textes perfekt transportiert.
Ich habe gelesen, dass es im späten 18. und dann auch noch im 19. Jahrhundert Versuche gegeben hat, dieses Werk durch Hinzufügen weiterer Stimmen (Solisten und Chor) und weiterer Instrumente (vor allem Bläser) etwas "aufzupeppen" und repräsentativer zu gestalten. Da würde ich ja gerne mal hören, wie das dann so geklungen hat... Als ob Pergolesis Stabat Mater das nötig hätte!
Naja - es zeigt natürlich die ungebrochene Popularität dieses Werks, dass man sich damals die Mühe machte, ein derart altes Musikstück überhaupt aufführen zu wollen! Gerade im 18. Jahrhundert komponierte man doch lieber schnell etwas Neues, bevor man sich mit einer Neuauflage von etwas Altem abgab - so gesehen ist das dann natürlich quasi ein "Ritterschlag" für das Stabat Mater!

Ich besitze drei Aufnahmen dieses Werks:

1972:
Mirella Freni (Sopran), Teresa Berganza (Alt), Solisti dell' Orchestra "Scarlatti" di Napoli, Dir.: Ettore Gracis


1999:
Barbara Bonney (Sopran), Andreas Scholl (Altus), Les Talens Lyriques, Dir.: Christophe Rousset



2003:
Jörg Waschinski (Sopranist), Michael Chance (Altus), Kölner Kammerorchester, Dir.: Helmut Müller-Brühl


Persönlich gefällt mir die Aufnahme mit Barbara Bonney und Andreas Scholl (bin eh ein Fan dieses Sängers!) am besten - die Stimmen der beiden Solisten mischen sich hier einfach am harmonischsten und zumindest eine der beiden Partien wurde - wie zur Zeit der Uraufführung - mit einem Mann besetzt. Die meisten Aufnahmen des Stabat Mater werden heutzutage (und in den vergangenen Jahrezehnten) nämlich mit zwei Sängerinnen besetzt, wie z. B. die oben erwähnte Einspielung mit dem Damen-Duo Freni/ Berganza.
So gesehen ist natürlich die Aufnahme von Helmut Müller-Brühl aus dem Jahr 2003 ein echtes Wagnis, da hier nämlich auch die heikle Sopran-Partie ebenfalls mit einem Man besetzt wurde, dem Sopranisten Jörg Waschinski, ein faszinierender Künstler, den ich in der Bonner Oper schon einmal live in Aktion gesehen und gehört habe (als David in Händels "Saul").
Diese Aufnahme des Stabat Mater klingt nicht schlecht, kommt bei mir aber eben erst nach meiner erwähnten Favoriten-Einspielung aus dem Jahr 1999. Die beiden männlichen Solisten harmonieren für meinen Geschmack einfach nicht so perfekt, wie es Bonney/ Scholl tun. Und der Sopranist klingt manchmal ein bisschen schrill - leider! Aber im Großen und Ganzen lohnt es sich schon, diese interessante Aufnahme anzuhören, zumal hier noch ein kürzeres Salve Regina Pergolesis (in c-moll), diesmal von Jörg Waschinski als alleinigem Solisten gesungen, zu erleben ist.
Auch auf der CD mit Barbara Bonney und Andreas Scholl sind noch zwei Salve Regina des Komponisten enthalten (mehr als 2 hat er meines Wissens auch nicht komponiert): Miss Bonney singt das in a-moll, Herr Scholl das in f-moll, wobei es sich um eine für die Altstimme transponierte Version des oben erwähnten Salve Regina in c-moll (für Sopran) aus Pergolesis Todesjahr 1736 handelt. Auch sehr hörenswert :-)

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