Vergangenen Samstag (09.01.2010) gab es nun also das große Finale zum Thema "schönste Oper aller Zeiten" zur Hauptsendezeit bei 3sat zu bewundern, moderiert wurde das Ganze von dem Violinisten Daniel Hope und Mirjam Weichselbraun. Keine Ahnung, warum man sich für dieses Moderatorenteam entschieden hat: Frau Weichselbraun hat meines Wissens nichts mit Klassik zu tun und Herr Hope ist Geigenspieler. Hätte man nicht "originellerweise" einem Sänger und dann evtl. noch einem Dirigenten die Moderation übertragen können? Die hätten dann evtl. auch mal etwas an eigenen Erfahrungen und Erlebnissen zum Thema Oper und Musiktheater beitragen können.
Was mich jedoch hauptsächlich an dieser ganzen Aktion stört, ist die Tatsache, dass man nun offenbar auch noch im Klassikbereich das Bedürfnis zu verspüren scheint, sich dem seit ein paar Jahren im TV grassierenden "Die besten... aller Zeiten"-Wahnsinn anschließen zu müssen.
Was soll das? Muss denn wirklich alles und jedes heutzutage in eine - wie auch immer zustande gekommene "Hitparade" gepresst werden?
"Die besten Bands aller Zeiten", "Die größten Deutschen", "Die größten Hits der Achtziger", "Die peinlichsten TV-Pannen" - und jetzt also auch noch "Die schönsten Opern aller Zeiten", na bravo!
Immerhin - Kriterium für eine Oper, in die Endrunde dieser dubiosen Wahl zu kommen, waren relativ unbestechliche "nackte" Zahlen des Deutschen Bühnenvereins:
Die Opern, die hierzulande in den letzten 10 Jahren am besten besucht waren, schafften den Sprung in die Auswahlliste. Also zumindest eine objektive Grundlage. Aber ist eine Oper nur dann gut und "würdig" für eine solche "Hitliste", wenn sie von besonders viel Publikum besucht wird???
Wenn man sich die Mühe macht, irgendwelche Pop-Hits in Chartlisten zu packen, kann man das ja notfalls noch nachvollziehen - schließlich haben die meisten von ihnen eine überschaubare Länge von 3 bis 4 Minuten und sind damit viel "handlicher" als eine abendfüllende Oper. Hinzu kommt, dass solche Pophits dann in der Regel meist aus ein und demselben Zeitraum, maximal aber aus den letzten 40 bis 50 Jahren stammen. Opern gibt es seit mittlerweile mehr als 400 Jahren, wie will man da überhaupt noch etwas miteinander vergleichen können, wo doch zwischen den Opern einzelner Epochen mitunter Welten liegen???
Gut, wenn man das Ganze als eine Art "Werbeaktion" für die Oper an sich verstanden wissen wollte, mag man ja nun die erwünschte Publicity erreicht haben - aber ob man damit letztendlich auch neues Publikum für Opernaufführungen gewinnen konnte? Dann wäre der ganze Zirkus wenigstens nicht umsonst gewesen, wenn hier die ein oder andere Leidenschaft (oder zumindest Neugier) geweckt werden konnte...!
Ins Finale kamen erwartungsgemäß die "üblichen Verdächtigen" (Carmen, La Bohème, Zauberflöte, Don Giovanni, Aida usw.), natürlich hatten hier z. B. Barockopern wieder mal keine Chance: Logisch - was leider viel zu selten von Theatern angeboten wird, kann dann auch nicht so viele Besucher anlocken, dass es für einen der vorderen Plätze reichen würde...
Letztendlich hat doch eh jeder Opernfreund seinen eigenen Favoriten (am besten sogar für jede Epoche der Musikgeschichte einen eigenen) - und ich wüsste nicht, zu welch neuer Erkenntnis man jetzt kommen sollte, wenn man denn weiß, dass "La Traviata" nun also "offiziell" zur schönsten Oper aller Zeiten gekürt wurde...
Man hätte eine schlechtere Wahl treffen können, gebe ich zu. Aber für mich ist allein bei Verdi nicht die Traviata sondern "Don Carlos" mit Abstand die schönste Oper... da geht's schon los - soviel also dazu ;-)
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