In NRW hat heute die erste Woche der Sommerferien begonnen und damit ist auch der reguläre Spielbetrieb auf den Bühnen hier im Land in die Sommerpause gegangen – die Saison 2011/12 ist somit beendet. Zeit also, einen kleinen Blick zurück zu werfen.
Tja, was soll ich sagen? Ein wehmütiger Blick zurück könnte es wohl tatsächlich werden, denn was sich in den vergangenen Wochen hier zwischen den kulturpolitischen Repräsentanten der Stadt Köln und dem Opernintendanten Uwe Eric Laufenberg abgespielt hat – ein in dieser Form geradezu beispielloser Konflikt, über den ich an anderer Stelle schon berichtet hatte – hat nun vor ein paar Tagen seinen „krönenden“ (und leider irgendwie auch absehbaren) Abschluss darin gefunden, dass man den eigentlich noch mehrere Jahre laufenden Vertrag des Intendanten fristlos aufgekündigt hat!
Sprich: Köln ist den erfolgreichsten und bei seinen Mitarbeitern wie beim Publikum auch beliebtesten Intendanten der letzten Jahre (Jahrzehnte?) losgeworden und steht damit jetzt gut 8 Wochen vor Beginn der Spielzeit 2012/13 ohne Führung da!
Sicher, die Schuld daran trifft nicht nur die Vertreter der Stadt, Herr Laufenberg scheint mir ein recht impulsiver Mensch zu sein, der sich nicht scheut, seine Meinung direkt und unverblümt öffentlich zu äußern, was es seinen Gegnern in Konfliktfällen sicher nicht einfach macht, aber der Mann ist nun mal nicht Diplomat von Beruf und ich hätte mir von Seiten der Politik ein bisschen mehr Einfühlungsvermögen gewünscht (denn dort, so sollte man meinen, sitzen schließlich die „Profis“ in Sachen Diplomatie und Verhandlungsführung…), zumal der Intendant - wie erwähnt - beim Publikum (und das sind schließlich alles Wähler!!!) große Sympathien besaß und die öffentliche Empörung in diesen Kreisen über den Umgang mit ihm seitens der Stadt Köln nun sehr groß ist.
Aber der Schaden ist nun einmal unwiderruflich entstanden und Köln ist um eine kulturpolitische Katastrophe reicher!
Mir tun jetzt vor allem die Mitarbeiter im Opernhaus leid, denn da muss das Klima im Moment ziemlich grausig sein, zumal dort wohl die meisten hinter ihrem streitbaren Chef gestanden haben dürften…
Ich muss gestehen, ich war so sauer über den Ausgang dieser Geschichte, dass ich meinen Plan, mir während meines Urlaubs schon mal ein paar Karten für die ersten interessanten Inszenierungen der neuen Spielzeit zuzulegen, erstmal wieder zurückgestellt habe! Ich hätte nicht übel Lust, die Kölner Oper erstmal zu boykottieren – aber damit straft man ja eigentlich die Falschen, denn die ganzen dort verbliebenen Mitarbeiter und Ensemblemitglieder können ja nicht wirklich was dafür und finden die aktuelle Situation sicher genauso besch…
Das Ganze wäre ja nicht so verheerend, wenn Herr Laufenberg in den 3 Spielzeiten seines Wirkens hier in Köln (mehr sind es dann ja leider nicht geworden) nicht so erfolgreiche, teilweise maßstabsetzende Produktionen auf die Bühne gebracht hätte und man sich schon darauf freute, wie es künstlerisch nun weitergehen würde.
Und genau da liegt der Hase im Pfeffer, denn neben Wiederaufnahmen von Laufenberg-Inszenierungen sind für die neue Spielzeit nicht weniger als 3 Neuinszenierungen von ihm geplant gewesen und da weiß jetzt im Moment anscheinend niemand, wie man diese jetzt mal eben so auf die Beine stellen soll!
Zum Glück ist die erste Inszenierung der neuen Spielzeit (La forza del destino) so gesehen „in trockenen Tüchern“, als dass sie von Olivier Py betreut wird – da hat man dann wenigstens noch ein bisschen Zeit gewonnen, aber spätestens Mitte Oktober wird es dann Ernst, wenn mit Le Nozze di Figaro die erste der drei geplanten Inszenierungen des (ehemaligen) Hausherrn der Kölner Oper im Palladium im Stadtteil Mülheim starten sollte!
Ich hoffe, dass man sich bis dahin etwas hat einfallen lassen! Beschwichtigenden Pressemitteilungen zufolge (denn der Kartenvorverkauf für diese Oper läuft ja längst) werden aber alle Vorstellungen – in welcher Form auch immer – wie in der Terminübersicht angekündigt stattfinden, da bin ich echt mal gespannt, was da jetzt passieren wird!
Die letzten 2 Spielzeiten waren ja schon deshalb spannend, weil immer wieder neue und unerwartete Spielorte ausgewählt wurden und man allein schon der ungewohnten Lokalität wegen mit einem ungewöhnlichen Opernabend rechnen konnte. Ich hätte aber jetzt auf dieses neuerliche „Spannungselement“ wirklich liebend gerne verzichten können – denn das muss man den Verantwortlichen lassen: So aufregend und voller Überraschungen wie im Moment war die Oper in Köln noch nie…!
Ach ja - ab November hätte Herr Laufenberg dann übrigens auch noch als Professor Higgins in My Fair Lady auf der Bühne stehen sollen, es bleibt nur zu hoffen, dass sich da auch noch jemand für findet – immerhin ist das jetzt keine so extravagante Partie, dass man da evtl. doch recht schnell einen Ersatzdarsteller für finden könnte…
Aber trotzdem – ich hätte mich gefreut, zur Abwechslung unseren Intendanten auch mal auf der Bühne in Aktion erleben zu können! Derartige Auftritte hat es meines Wissens in Köln auch noch nicht gegeben und man hat ja nun gründlich dafür gesorgt, dass es sowas auch künftig nicht geben wird…!
Es bleibt im Moment nichts anderes übrig, als abzuwarten und zu hoffen, dass aus der momentan wirklich vertrackten Situation wider Erwarten vielleicht doch noch etwas Positives heraus entsteht.
Trotzdem – hätte man sich nicht wenigstens darauf einigen können, es noch eine Spielzeit lang miteinander auszuhalten angesichts der ganzen Projekte, die sich Herr Laufenberg für die neue Saison vorgenommen hatte? Das hätte doch möglich sein müssen (und schien sich bis vor Kurzem auch so abzuzeichnen)! Dann hätte man ab sofort unter diesen gleichwohl immer noch unerfreulichen Prämissen in Ruhe für die Spielzeit 2013/14 planen können. Es kann doch in niemandes Interesse sein, jetzt alles mit dermaßen heißer Nadel zusammenstricken zu müssen, wie es sich im Moment abzeichnet?!?
Aber so bleibt mir hier aktuell leider nur der schon erwähnte wehmütige Blick zurück auf eine erneut ausgesprochen gelungene abgelaufene Spielzeit… *seufz*
Meine persönlichen Favoriten waren diesmal der wirklich spektakuläre Saison-Auftakt mit Sergei Prokofjews Krieg und Frieden und die im beeindruckenden Treppenhaus der Kölner Oberlandesgerichts stattfindende La Clemenza di Tito.
Zwei wirklich grandiose Opernabende, die in Erinnerung bleiben werden!
Sehr gut gefallen hat mir auch die Csárdásfürstin, die ich im Januar dieses Jahres als Wiederaufnahme aus der vorigen Spielzeit im Palladium erleben durfte und der Ulisse von Claudio Monteverdi war auch ein Erlebnis (allein schon, weil es sich um eine nicht so häufig gespielte Barockoper handelte)!
Ich werde wohl schon aus Neugier auch in der kommenden Spielzeit die ein oder andere Produktion der Kölner Oper besuchen, auch wenn ich kürzlich spontan sämtliche Lust darauf verloren hatte. Aber ich möchte mir dann schon gern anschauen, was die Verantwortlichen in dieser wirklich singulären Situation unternehmen werden, um den Spielplan wie angekündigt und getreu dem Motto “The show must go on!“ dann auch durchziehen zu können!
Dabei kann man allen Beteiligten nur viel Glück und gutes Gelingen wünschen – nötiger als im Moment dürfte dieser Wunsch wohl noch nie gewesen sein…
Ach ja – und Herrn Laufenberg kann man nur alles Gute auf seinem weiteren Weg wünschen. Es ist wirklich sehr, sehr bedauerlich, wie das alles gelaufen ist und dass er nun seine bis dato so erfolgreiche Zeit hier bei uns in Köln so abrupt und unter so unerfreulichen Umständen beenden musste!
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