Köln ist infolge verheerender Zerstörungen während des Zweiten Weltkriegs leider nicht besonders reich gesegnet an viel interessanter historischer Bausubstanz (von einigen Kirchen einmal abgesehen), ein wilhelminischer Prunkbau wie das Oberlandesgericht am Reichenspergerplatz fällt daher bei uns in der Stadt dann schon besonders auf (das aus derselben Epoche stammende Kölner Opernhaus existiert leider nicht mehr…).
Beim Oberlandesgericht handelt es sich aber auch um ein wirklich beeindruckendes Gebäude mit einem repräsentativen Treppenhaus, das sich in der weitläufigen und hohen Eingangshalle befindet, die sich über insgesamt vier Etagen erstreckt. Beginnend mit einer großen Freitreppe teilt sich diese auf halber Höhe zwischen Erdgeschoss und erstem Stock ausgehend von einem großen Treppenabsatz in drei Richtungen auf - das Ganze ein Traum in Marmor!
Quelle: Oper Köln - Foto: Paul Leclaire
Wenn man bedenkt, dass im nahe bei Köln gelegenen Schloss Augustusburg schon seit Jahren Konzerte im üppig-barocken Treppenhaus stattfinden, lag die Idee ja eigentlich nahe, auch einmal diesen prachtvollen hohen Raum im genau vor 100 Jahren eröffneten OLG für eine Opernaufführung zu nutzen.
Und da die Kölner Oper seit über einem Jahr ja immer wieder mal in ungewöhnlichen Ausweichquartieren zu Gast ist, war es nun in dieser Saison soweit, dass dieser Gedanke in die Tat umgesetzt wurde:
Mozarts letzte Oper "La clemenza di Tito" wird aktuell in einer Inszenierung des Kölner Opernintendanten Uwe Eric Laufenberg im großen Treppenhaus des Kölner Oberlandesgericht aufgeführt - ich habe die ausverkaufte, gut zweieinhalbstündige Vorstellung am vergangenen Freitag (21.10.2011) besucht. Weitere Infos und Bilder siehe auch hier.
Die Ausführenden waren:
Tito: Rainer Trost
Sesto: Franziska Gottwald
Vitellia: Adina Aaron
Servilia: Anna Palimina
Annio: Adriana Bastidas Gamboa
Publio: Matias Tosi
Lentulus: Sam Gaddala Haitham
Soloklarinette: Ekkehardt Feldmann
Hammerklavier: Theresia Renelt
Chor und Statisterie der Oper Köln
Gürzenich-Orchester Köln
Dirigent: Konrad Junghänel
Ich bin extra früh am Aufführungsort gewesen, um mir die Örtlichkeit (ich kannte dieses Gebäude bisher lediglich von außen) in aller Ruhe vor Aufführungsbeginn noch etwas genauer ansehen zu können. Es war übrigens das erste Mal, dass ich im Vorfeld einer Kölner Opernaufführung vor dem Gebäude tatsächlich Leute stehen sah, die Zettel mit der Aufschrift "Karten gesucht" hochhielten - so was kannte ich bislang nur aus Berichten über Bayreuth, Berlin, Mailand oder London…! Ich stelle fest: Köln als Opernstandort macht sich ;-)
Und damit sind wir auch schon bei der Hauptschwierigkeit dieser Opernproduktion: Das doch arg begrenzte Platzangebot (alle angebotenen Aufführungstermine sind seit Wochen ausverkauft!) und die auf vielen Plätzen zum Teil ziemlich eingeschränkte Sicht aufs Geschehen.
Schätzungsweise an die 400 Zuschauer können im mehrstöckigen Treppenhaus des Oberlandesgerichts untergebracht werden (eine reine Schätzung meinerseits - das ganze auf alle 4 Etagen verteilte Platzangebot war nicht zu überblicken, so dass es ohne Weiteres sein kann, das mehr oder aber auch deutlich weniger Plätze zur Verfügung standen) - das eigentliche Kölner Opernhaus bietet Platz für mehr als dreimal so viele Zuschauer!
Bei meinem Rundgang vor Aufführungsbeginn durch die verschiedenen Stockwerke habe ich an mehreren Stellen probeweise auch mal Platz genommen und musste feststellen, dass die Zuschauer, die in den galerieartigen Umgängen rund um die große Eingangshalle Platz nehmen mussten, aufgrund der doch recht hohen und massiven steinernen Geländer kaum die Chance hatten, in den Raum hinabzublicken, wo sich das eigentliche Bühnengeschehen abspielen würde. Man musste wohl oder übel an die Brüstungen herantreten und die Aufführung dann so im Stehen erleben, wenn man auch sehen und nicht nur etwas von der Musik hören wollte…
Ich hatte mir noch einen Platz im "Parkett" (also im Erdgeschoss unmittelbar vor der Freitreppe) sichern können und selbst von hier aus nicht alles, was sich auf der "Bühne" abspielte, mitbekommen können. Während der Vorstellung konnte man dann tatsächlich viele Zuschauer der oberen Etagen beobachten, wie sie die Aufführung an den Brüstungen stehend verfolgten.
Nach der im Februar dieses Jahres in der Trinitatiskirche stattfindenden Aufführung von Brittens "Turn of the screw" war dies übrigens für mich nun schon das zweite Mal, dass man als Opernbesucher an der Garderobe freundlich darauf hingewiesen wurde, dass man wohl besser mal die Jacken und Mäntel anbehalten solle, da es während des längeren Sitzens in der großen, steinernen Halle doch eventuell etwas kühl werden könne - ein guter Hinweis, wie ich etwas später feststellen konnte.
Naja - für eine ungewöhnliche Opernproduktion ist man ja gerne bereit, auch mal gewisse Einschränkungen in Kauf zu nehmen. Immerhin: So viele unterschiedliche Blickperspektiven auf das Bühnengeschehen wie beim aktuellen Kölner "Titus" hat man als Zuschauer auch selten.
Da man es in dieser Räumlichkeit offenbar beim besten Willen nicht schaffte, hier auch noch Projektionsflächen für die mittlerweile zumindest bei fremdsprachigen Opern ja zum Standard gehörenden mitlaufenden Übertitel einzurichten (die überdies auch noch von allen Zuschaueretagen aus gut einsehbar gewesen wären), verzichtete man gleich ganz auf irgendwelche technischen Experimente und legte stattdessen auf jeden Platz das komplette zweisprachige Libretto dieser Oper aus - kostenlos!
Dass man hier einen derartigen Aufwand betreibt, habe ich auch noch nicht erlebt! Ich war ja zunächst skeptisch, ob überhaupt irgendjemand den ganzen Text während der Vorstellung mitlesen würde, aber da es zum einen hell genug im Zuschauerraum blieb und wie erwähnt zum anderen ja nicht jeder Opernbesucher auch alle Aktionen auf der "Bühne" sehen konnte, erwies sich diese parallele Textlektüre für nicht wenige Zuschauer als durchaus sinnvolle Alternative…
Seltsam nur, dass man hier nicht nur den Text abgedruckt hatte, der dann tatsächlich auch gesungen wurde (jawohl - die Secco-Rezitative wurden wieder einmal kräftig gekürzt!), sondern zunächst den gesamten Text des Librettos, wobei dann wiederum alle Passagen, die in der Aufführung weggelassen wurden, dort wieder sorgfältig durchgestrichen waren - sehr bizarr!
Überhaupt war der technische Aufwand, der für diese Produktion, die sich ja nun buchstäblich auf mehreren Ebenen abspielte, betrieben wurde, recht groß: Es gab vier (allerdings nicht allzu große) Bildschirme, die man in den Ecken der Halle auf Höhe des 1. Stocks platziert hatte und mit deren Hilfe man zumindest ansatzweise einen Blick auf die sich im Treppenhaus bewegenden Akteure erspähen konnte, wenn einem mal wieder eine Säule oder ein Geländer den Blick verwehrte. Zusätzlich gab es weitere (deutlich kleinere) Monitore, die es wiederum den Solisten ermöglichten, den Dirigenten im Auge zu behalten - sicherlich eine höchst ungewohnte und hohe zusätzliche Konzentration erfordernde Situation für alle Beteiligten!
Das recht klein besetzte Gürzenich-Orchester hatte man übrigens in der Mitte der Galerie im zweiten Stock auf der Stirnseite des Treppenhauses platziert; Dirigent Konrad Junghänel (der sich in den letzten Jahren in der Kölner Oper zum gern gesehenen und regelmäßig eingesetzten Spezialisten für das Repertoire des 18. Jahrhunderts erwiesen hat!) stand hierbei direkt an der Brüstung und versuchte, das musikalische Geschehen auf den verschiedenen Etagen zusammenzuhalten, was - großes Lob an die Ausführenden - abgesehen von ein paar winzigen Ungenauigkeiten bei ein paar Einsätzen dann doch wirklich erstaunlich gut gelang!
Die Akustik in diesem großen Saal war natürlich mit einem gewissen Hall verbunden (der Situation in einer Kirche nicht unähnlich), der aber zum Glück nicht überhand nahm oder den Klang verschwimmen ließ, sondern eher noch zur feierlichen Atmosphäre in diesem imposanten Raum beitrug!
Das exzellent aufspielende Orchester war - trotz seiner ungewöhnlichen Positionierung weit über und hinter den Solisten - erfreulich gut zu hören und spielte schon die Ouvertüre mit einem runden, nicht überladenen aber auch nicht zu dünnen Gesamtklang, so dass für meinen Geschmack eine gewisse repräsentative und festliche "akustische Grundausstattung" des Ganzen schon mal gegeben war. Über meine persönlichen musikalischen Präferenzen bei dieser Oper habe ich kürzlich ja schon etwas geschrieben.
Konrad Junghänel gab ein meist nicht allzu rasches Tempo vor (was mir auch viel lieber war als zu große Hektik!), variierte aber auch innerhalb einzelner Nummern gern mal die Geschwindigkeit, um hier eine größere Flexibilität zu erzielen und ließ überdies den Sängerinnen und Sängern gern auch mal die Gelegenheit, eine kleinere vokale Verzierung anzubringen oder einen Eingang vor dem Wiedereinstieg in das Hauptthema einer Arie zu improvisieren - an diesen Stellen, wo dem Orchester dann jeweils für einen kurzen Moment Einhalt geboten wurde, konnte man besonders eindrucksvoll miterleben, wie gut die Kommunikation zwischen Dirigent und Solist auch trotz der räumlichen Distanz dennoch funktionierte!
Der Chor und vor allem die sechs Solisten waren durch die Bank wirklich exzellent:
Rainer Trost in der Titelrolle verfügt über einen wirklich schönen, schlanken und dennoch raumfüllenden Tenor.
Adina Aaron überzeugte nicht nur mit ihrer Bühnenpräsenz als launische Vitellia, die mit dem ihr hörigen Sesto nach Belieben umspringt, sondern konnte auch mit ihrer beeindruckenden Stimme den großen Raum (den sie scheinbar mühelos füllen konnte) in ihren Bann schlagen. Ich hätte mir vielleicht an einigen Stellen ein bisschen weniger Vibrato von ihr gewünscht (und hatte manchmal die Befürchtung, dass ihre Stimme vielleicht doch etwas zu mächtig für diese Mozart-Partie war), aber das ist jetzt wirklich Jammern auf höchstem Niveau - sie blieb ihrer Rolle nichts schuldig und wurde am Ende völlig zu Recht vom Publikum bejubelt.
Nicht nur mir sondern offensichtlich auch dem Rest der Zuhörerschaft gefiel jedoch Franziska Gottwald in der Rolle des Sesto am besten: Ein wundervoller Mezzosopran - kraftvoll, lyrisch, leuchtend - ihre großen Soloszenen waren für mich definitiv der Höhepunkt des ganzen Abends! Eine schöne Idee der Regie war es, den Klarinettisten, der einen Solopart in Sestos Arie "Parto, ma tu ben mio" zu bestreiten hat, mit "auf die Treppe" zu schicken, wo er mit der Sängerin wunderbar interagieren konnte und man sein virtuoses Spiel nicht nur aus den Orchesterreihen heraus sondern ganz prominent "an vorderster Front" mitbekam. Schade, dass dieser Effekt bei der Vitellia-Arie im zweiten Akt (wo ein Bassetthorn in ähnlicher Manier zum Einsatz kommt) nicht wiederholt wurde - das hätte man auch da sehr schön umsetzen können, finde ich.
Quelle: Oper Köln - Foto: Paul Leclaire
Die beiden Kölner Ensemblemitglieder Anna Palimina als zarte und mädchenhafte Servilia und Adriana Bastidas Gamboa in der Hosenrolle des Annio überzeugten ebenfalls sängerisch wie darstellerisch in diesen kleineren Rollen, genau wie Matias Tosi als Publio, dessen heller und markanter Bass gut ins Ohr ging.
Die vom Hammerklavier begleiteten Secco-Rezitative (ein Cembalo hätte ich schöner gefunden!) waren - wie erwähnt - leider recht gründlich zusammengekürzt worden, für Aufführungen ist so etwas aber wohl eher zu entschuldigen, als bei CD-Aufnahmen, wo man dies ja allerdings ebenfalls gerne praktiziert…! Um hier die räumliche Trennung zwischen diesem Tasteninstrument und den Sängern so gering wie möglich zu halten, hatte man das Hammerklavier denn auch nicht im Orchester sondern dezent an eine Seite des obersten Treppenabsatzes des mittleren Aufgangs platziert. Diese Lösung funktionierte - auch unter akustischen Aspekten, denn ein Hammerklavier ist kein sehr kräftiges Instrument - erfreulich gut!
Und die eigentliche Inszenierung?
Nun - in einer schon vorgegebenen Kulisse wie dieser muss man eigentlich nicht wirklich mehr etwas "inszenieren", der Regisseur Uwe Eric Laufenberg konnte sich hier ganz auf eine möglichst einfallsreiche Personenführung konzentrieren - und er nutzte den gesamten Raum inklusive der Zuschauerreihen im Erdgeschoss sowie der Galerien in den drei darüberliegenden Stockwerken, in dem er die Akteure immer wieder mal durch die geräumige Szenerie schickte und so dem auf allen Etagen verteilten Publikum auch hier die Möglichkeit gab, stets neue Blickperspektiven auf die Solisten werfen zu können.
Ansonsten war bühnenbildnerisch nicht viel zu tun - es wurde mal ein roter Teppich aus- und wieder zusammengerollt und vor den Auftritten des Titus trugen Statisten kleine, schmucke Bäumchen in Töpfen herbei (die mich frappant an die groteske Festszene aus der TV-Sendung zu Loriots 60. Geburtstag erinnerten!), die dekorativ auf den Stufen drapiert und alsbald ebenfalls wieder entfernt wurden. Völlig überflüssige Aktionen, wie ich finde - der Raum an sich genügte völlig als Kulisse!
Die Idee, gerade eine Oper wie diese, in der es permanent um Fragen wie Schuld, Verantwortung, Urteilsfindung und Gerechtigkeit geht, in einem Gerichtsgebäude aufzuführen, ist an sich ja schon naheliegend - gut, dass also auf allzuviel weiteres "Brimborium" verzichtet wurde.
Bei der Kostümfrage entschied man sich für eine nicht näher zu bestimmende Jetzt-Zeit:
Die Herren tragen Anzüge (das bezieht jetzt auch die Damen mit ein, die die beiden Hosenrollen verkörpern und die in ihren Kostümen als "junge Männer" gar kein schlechtes Bild abgaben), Titus in einigen Szenen zusätzlich auch noch einen bodenlangen Herrschermantel und am Ende gar einen goldenen Lorbeerkanz, Servilia wurde mit einem recht schlichten Kleidchen ausgestattet, während die Vitellia in einem eleganten und edlen Abendkleid eine beeindruckende, mondäne Erscheinung abgab.
Quelle: Oper Köln - Foto: Paul Leclaire
Statisten und Chor waren in unauffälligem, fast durchweg grauem Bürolook gekleidet und sollten wohl so etwas wie die Bedienten des kaiserlichen Palasts darstellen - schon während der Ouvertüre herrscht zeitweise geschäftiges Kommen und Gehen im Treppenhaus, wenn die "grauen Büromäuse", mit Papieren, Kladden und Aktenordnern bewaffnet, über die Stufen eilen.
Titus wird als ein eher unsicherer und von (Selbst-)Zweifeln geplagter Herrscher gezeichnet ("Macht macht einsam") - in der Szene mit Servilia, die er zwar zunächst als künftige Gattin erwählt hat, die ihm aber direkt ihre so freundliche wie bestimmte Zurückweisung zur Kenntnis gibt, wirkt er fast verzweifelt darüber, dass ihm auch diese Figur keine menschliche Nähe wird geben können - er mag sie am Ende gar nicht mehr loslassen, hat man den Eindruck und Servilia ist dieses Verhalten dann auch sichtlich unangenehm. Das war interessant gemacht.
Dass Titus am Ende, wenn er sein Gnadenurteil fällt und sich alles in Wohlgefallen auflöst, wie ein Gott von der obersten Etage (mit goldenem Lorbeer auf dem Kopf und in einer entsprechend strahlenden Beleuchtung dastehend) auf seine Untertanen herabsingt, lässt ihn nur einmal mehr unnahbar und über allem Irdischen stehend erscheinen (und wirkt auch wie ein kleiner ironischer Seitenhieb auf entsprechende barocke Herrscher- und Götterdarstellungen). Erstaunlich und erfreulich gleichermaßen, dass es akustisch selbst aus dieser Höhe keine Probleme gab, die Tenorstimme von Rainer Trost hier gut und deutlich zu verstehen!
Dass es am Hofe des Titus vielleicht nicht ganz so gnädig und gerecht zugehen mag, wie es zunächst nach außen den Anschein hat, zeigten vor allem einige kleine Regie-Einfälle, die vor allem auf der Idee basierten, den im Libretto lediglich erwähnten, aber nie persönlich in Erscheinung tretenden Mit-Verschwörer Lentulus ein paar Mal auftreten zu lassen: So wird er im zweiten Akt zum Beispiel - nachdem man hinter den Kulissen bereits seine Schreie gehört hat - nach offensichtlich erlittener Folter im Verlauf eines "peinlichen" Verhörs mit blutigen Striemen auf dem nackten Oberkörper einmal quer über die Szene getrieben.
Und auch die Figur des Publius, der ja in seiner Funktion als "Sicherheitschef" am kaiserlichen Hof ganz handfest für Recht und Ordnung zu sorgen hat, ist etwas zwiespältiger angelegt, als es aus dem Libretto eigentlich hervorgeht: Man hat permanent den Eindruck, dass er gern viel härter durchgreifen würde, als es ihm erlaubt wird und dass ihm am Ende der Gnadenspruch seines Herrn missfällt, wird auch ziemlich deutlich. Hier hätte jemand viel lieber Blut fließen sehen…
Etwas unnötig fand ich die Idee, Vitellia im Verlauf ihrer großen Soloszene kurz vor Schluss noch Gift zu sich nehmen zu lassen - mit dem Effekt, dass sie dann in der Schlusszene, an Titus' Seite stehend, tot zusammenbricht. Das war relativ überflüssig, da die Figur der Vitellia eigentlich eine solche dramatische Zuspitzung ihrer persönlichen Tragödie gar nicht nötig hat (und dies auch vom Textdichter gar nicht vorgesehen war!) - einen solchen operntypischen "Knalleffekt" hätte es nicht gebraucht und gehört irgendwie auch erst in die Epoche der Rossinis, Donizettis & Co. ins 19. Jahrhundert, wo man Opern gern mit derartigen "dramatischen Ausrufezeichen" abzuschließen pflegte!
Alles in allem also ein musikalisch sehr gelungener Opernabend in einer - gerade für Kölner Verhältnisse - wunderbar beeindruckenden architektonischen Kulisse! Abstriche muss man bei der Tatsache machen, dass die Räumlichkeiten nicht wirklich für ein großes Publikum geeignet sind und die wenigen, die Platz finden, zum Teil erhebliche Sichteinschränkungen hinnehmen müssen. Das hatte man im letzten Jahr bei der Krönung der Poppea dann doch besser gelöst.
Ach ja - auf die wie gewohnt gut geschriebene Kritik im OMM möchte ich an dieser Stelle auch noch verweisen!
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Danke für den interessanten Bericht.
AntwortenLöschenSchön zu hören, dass die Kölner Tito in aller Munde ist. Für mich war es aber zum heulen: Ich habe keine Karte für Tito gekriegt! Eine Opernaufführung in so einem ungewöhnlichen Raum ist sicherlich keine alltägliche Sache. Außerdem hätte ich gern Rainer Trost gesehen und gehört.
Das Treppenhaus verleiht der Bühne eine einzigartige Atmosphäre!
AntwortenLöschenDa gebe ich Dir Recht!
AntwortenLöschenEs war schon ein ganz besonderes Opernerlebnis!
Tut mir echt Leid, dass Du keine Karten mehr bekommen hast!
Gruß aus Köln,
Marc