Mittwoch, 19. Oktober 2011

Heute in der Lunch-Time-Orgel

Gast-Organistin Kyang-Suk Nam spielte für uns heute ein Programm, das komplett aus Kompositionen des 20. Jahrhunderts bestand:

Paul Hindemith (1895-1963)
1. Sonate für Orgel

Kurt Boßler (1911-76)
Chaconne für Orgel op. 50
Kaleidoskop


Die vielgestaltige Musik von Paul Hindemith wird - das hat sich heute wieder einmal gezeigt - nach wie vor unterschätzt und definitiv zu selten gespielt! Die heute erklungene erste von insgesamt drei seiner Orgelsonaten kannte ich bislang auch noch nicht, aber sie hat mir auf Anhieb sehr gut gefallen. Die anderen beiden Sonaten würde ich jetzt auch gerne mal im Konzert erleben dürfen!

Der in diesem Jahr vor hundert Jahren in Duisburg geborene Kurt Boßler war vor allem als Lehrer an verschiedenen Musik(hoch)schulen und auch als Organist tätig, hat aber auch eine Reihe Kompositionen für sein Instrument hinterlassen, von denen wir heute zwei zu hören bekamen.
Die Chaconne fand ich - trotz der beeindruckenden virtuosen Passagen - ein wenig unübersichtlich, gerade der Typus der Chaconne zeichnet sich ja aufgrund einer immer präsenten, gleichbleibenden Bassmelodie durch einen relativ strengen Aufbau aus, ich hatte den Eindruck, dass dieses Gestaltungsprinzip hier jedoch nicht ganz so konsequent beibehalten wurde - jedenfalls habe ich das nach lediglich einmaligem Hören dieses Satzes so empfunden.
Das "Kaleidoskop" betitelte Stück machte seinem Namen alle Ehre: Hier werden der Orgel (zum Teil auch jenseits der Grenzen der Tonalität) Klangfarben entlockt, die man wirklich selten oder noch nie zu hören bekommen hat - faszinierend!
Allerdings auch ein wenig langatmig - statt der üblichen gut 30 Minuten bekamen wir heute gut 40 Minuten (oder sogar mehr) Orgelmusik präsentiert!

Weil dies so war, entschied man sich offenbar spontan, das eigentlich angekündigte letzte Stück, die Toccata aus der Suite op. 5 von Maurice Duruflé (1902-86), nicht mehr zu spielen, was ich wirklich bedauerlich fand!
War denn nicht von vornherein bekannt, wie lange die einzelnen Stücke des Programms dauern würden, das klappt bei der Zusammenstellung doch sonst auch immer?
Ich hätte nichts dagegen gehabt, heute zur Abwechslung auch mal 45 Minuten oder mehr im Konzert zu sitzen - die angekündigte Toccata wäre ein idealer Abschluss dieses interessanten, durch das recht lange Kaleidoskop-Stück zuletzt aber auch etwas anstrengenden Konzerts gewesen. Schade!

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