Dienstag, 31. Januar 2012
Frederick Delius - 150. Geburtstag
Vorgestern, also am 29. Januar, wäre der englische Komponist Frederick Delius 150 Jahre alt geworden.
Als erklärter Freund klassischer Musik von den britischen Inseln (die hier auf dem Kontinent im Allgemeinen nach wie vor viel zu wenig gewürdigt wird!) liegt mir dieses Jubiläum natürlich ganz besonders am Herzen.
Die Musik von Frederick Delius, der 1934 in Frankreich (wo er fast 40 Jahre gelebt hatte) im Alter von 72 Jahren nach jahrelanger schwerer Erkrankung verstarb, ist - anders als z. B. die seines Zeitgenossen Edward Elgar (1857-1934) - weniger die oft pompös-staatstragende Hymne auf die Weltmacht des viktorianischen England als vielmehr die eines sensiblen Klangzauberers, der es wunderbar verstand, bestimmte Stimmungen in subtilen und raffinierten Tönen festzuhalten.
Wenn es so etwas wie einen musikalischen Impressionismus überhaupt geben sollte, also quasi die "klingende Parallele" zur zeitgleich stattfindenden Entwicklung in der Malerei, dann verstehe ich nicht, warum man dabei in der Regel immer zuallererst auf den gleichaltrigen Claude Debussy (1862-1918) als dessen typischsten Vertreter verweist - vielleicht, weil er ungleich bekannter ist?
Auf viele Werke von Delius passt meines Erachtens dieser ohnehin etwas schwammige Begriff viel besser: Liest man allein die Titel einiger seiner Orchesterwerke, wie z. B. In a Summer Garden, On Hearing the First Cuckoo in Spring, Summer Night on the River oder Spring Morning, dann merkt man schon, dass da bereits etwas mitschwingt, was man aus dem Malereibereich wahrscheinlich am ehesten von Claude Monet (1840-1926) kennt, vor allem wenn man an dessen zahlreiche, heute weltberühmten Gartenbilder mit all den Seerosen, Wasserspiegelungen und sonstigen Pflanzen denkt.
Ich finde, dass gerade Stücke wie die oben aufgezählten durch und durch "impressionistisch" klingen - die musikalische Umsetzung von ganz individuellen Eindrücken und Stimmungen, vor allem aus Natur und Garten. Wenn eines der Seerosenbilder von Monet zu Musik würde - für mich würde es wie eines dieser Tongemälde von Frederick Delius klingen.
Delius war (wie Claude Monet) ein großer Natur- und Gartenfreund (gerade den Sommer liebte er sehr!) und seine künstlerischen Umsetzungen dieser hieraus gewonnenen Eindrücke gehören heute zu seinen populärsten Werken, wenngleich er meiner Meinung nach (wie so viele seiner komponierenden Landsleute) hier bei uns deutlich häufiger auf den Konzertplänen auftauchen sollte - eine Entdeckung lohnt sich, nicht nur für die zahlreichen Freunde der (malenden) Impressionisten, aber auch gerade für diese!
In früheren Beiträgen zu den Jahreszeiten Frühling und Sommer habe ich bereits einige seiner Werke vorgestellt.
Dass Delius neben Orchester-, Kammer- und Klaviermusik tatsächlich auch noch mehrere Opern geschrieben hat, ist mittlerweile hierzulande wahrscheinlich komplett unbekannt - ich wüsste nicht, wann und wo zuletzt eine seiner Opern mal auf einer deutschen Opernbühne gespielt wurde (lasse mich aber gerne eines Besseren belehren)!
Dabei dürfte seine wohl bekannteste Oper A Village Romeo and Juliet, die sogar in deutscher Sprache in Berlin im Jahre 1907 uraufgeführt wurde, aufgrund ihrer Stoffwahl hier bei uns sogar auf ein gewisses Interesse stoßen - Delius nimmt sich in dieser Oper nämlich der 1856 erschienenen Erzählung Romeo und Julia auf dem Dorfe von Gottfried Keller (1819-90) an - ein Werk, das ja auch heute noch häufig und gerne (z. B. in der Schule) gelesen wird.
Auch seine ebenfalls in Deutschland (nämlich 1919 in Frankfurt am Main!) uraufgeführte Oper Fennimore and Gerda ist absolut hörenswert. Delius verfasste das Libretto für diese Oper übrigens selber - genau wie für A Village Romeo and Juliet und mehrere andere seiner Opern.
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