Mittwoch, 7. September 2011

Heute in der Lunch-Time-Orgel

Orgelmusik von drei relativ unbekannten Komponisten spielte Wolfgang Abendroth heute Mittag für uns:

Vincent Lübeck (1654-1740)
Praeludium d-moll

John Stanley (1713-86)
Voluntary d-moll

August Gottfried Ritter (1811-85)
Sonate Nr. 2 e-moll op. 19


Vincent Lübeck war ein Zeitgenosse Dietrich Buxtehudes wie auch J. S. Bachs und ein Vertreter der norddeutschen Barockschule. Er wirkte vor allem als Organist in Stade und in Hamburg (Nikolaikirche). Sein dreiteiliges, knapp 10-minütiges Präludium in d-moll wirkt in den beiden Eckteilen sehr wuchtig und wunderbar dramatisch-theatralisch, der Mittelteil besteht aus einer recht virtuosen Fuge. Ein ausgesprochen wirkungsvolles Stück!

In der gleichen Tonart d-moll, aber vom Ausdruck her völlig anders kommt das kürzere Voluntary von John Stanley, einem englischen Zeitgenossen Händels und Johann Christian Bachs, daher: Das Ganze wirkt viel freundlicher und weitaus weniger dramatisch, wenngleich auch im abschließenden schnellen Teil des Stücks ebenfalls eine gewisse Virtuosität vom Organisten erwartet wird.

Mit dem gebürtigen Erfurter August Gottfried Ritter wurde dann heute mal wieder einer der zahlreichen unbekannten Jubilare des Jahres 2011 in Erinnerung gerufen (was mich natürlich sehr gefreut hat) - Ritter wurde am 25. August vor 200 Jahren geboren und wirkte als Organist vor allem in seiner Geburtsstadt und am Magdeburger Dom. Er gilt - neben Mendelssohn - als einer der Pioniere, die im 19. Jahrhundert das Interesse an anspruchsvoller Orgelmusik (das während der Jahre der Wiener Klassik und der frühen Romantik deutlich erlahmt war) neu geweckt und Komponisten wie z. B. Liszt oder Reger als Inspirationsquelle für ihre eigenen Orgelkompositionen gedient haben.
Ritters 2. Orgelsonate ist einsätzig, jedoch in fünf Teilabschnitte gegliedert. Der erste und letzte Abschnitt bilden einen Rahmen für die ganze Sonate und greifen beide auf das selbe markante Motiv zurück - sehr virtuos, das Ganze! Vom arg vernachlässigten Herrn Ritter würde ich sehr gern noch mehr zu hören bekommen!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen