Dienstag, 20. März 2012

Musical Dome im Wandel

Da liegt er im morgendlichen Sonnenschein dieses ersten offiziellen Frühlingstages - der Kölner Musical Dome zwischen Hauptbahnhof und Rheinufer!

Von Einheimischen auch schon mal als "blaue Mülltüte" verspottet hat diese immerhin vor 16 (!) Jahren als Provisorium aufgestellte, aus Containerelementen zusammengesetzte und von einer markanten blauen Dachplane überspannte Theaterkonstruktion nun doch schon eine erstaunliche Geschichte hinter sich (Provisorien halten eben doch oftmals länger als erwartet) und wird jetzt im Mai ein weiteres Kapitel beginnen, das man im Jahr 1996 wohl nicht für möglich gehalten hätte.
Ursprünglich gebaut Mitte der 1990er Jahre, als sich Deutschland im "Musical-Wahn" befand und jede Stadt glaubte, eine eigene Spielstätte für (so hoffte man) kommerziell wahnsinnig erfolgreiche Groß-Musicals haben zu müssen. Gestartet ist man damals mit Gaudì (erinnert sich überhaupt noch jemand an dieses Stück???) und nachdem man - wie an vielen anderen Orten auch - nach ein paar Monaten feststellen musste, dass der kommerzielle Erfolg mit diesem Stück dann doch nicht ganz so spektakulär werden würde und die ganze Sache nach nur einem Jahr (oder so) schon wieder zu Ende war, hätte man den eigens hierfür geschaffenen Musical Dome ja auch schon wieder abtragen können, aber man entschied sich anders und so gab es im Lauf der Jahre dann mehrere (mal mehr, mal weniger erfolgreiche) Musicals dort zu bewundern. Ich erinnere mich unter anderem an Titel wie Saturday Night Fever, Jekyll und Hyde, We will rock you, Spamalot, Hairspray...

Und in diesem Jahr gibt es nun also die nächste große Novität in diesem ehrwürdigen Etablissement zu erleben:
Am 17. Mai feiert - pünktlich und wie bereits von den Verantwortlichen vor einem Jahr angekündigt - dort die erste Produktion der Kölner Oper ihre Premiere: Puccinis Tosca!
Damit wird aus dem ehemaligen Musical Dome nun die Oper Köln am Dom (originelles Wortspiel, ich weiß...), denn wie man auf dem Bild sehen kann, ist die Ortsbezeichnung "am Dom" doch wohl etwas übertrieben, da ist immerhin noch der komplette (und nicht gerade kleine) Kölner Hauptbahnhof zwischen!

Für die nächsten 2 bis 3 Jahre, also während der eigentlichen Sanierungsphase des regulären Opernhauses am Offenbachplatz, wird dieses "Gebäude" dann ab dem Sommer die einzige und offizielle Spielstätte der Kölner Oper sein! Wer hätte das mal von der "blauen Mülltüte" gedacht!
Immerhin liegt sie sehr zentral und ist bestens mit dem ÖPNV erreichbar - das kann man z. B. von einer der bisherigen Ausweichspielstätten der Oper, dem Palladium im Stadtteil Mülheim ganz im Osten Kölns in einem Industrie- und Gewerbegebiet gelegen, ja nun nicht wirklich behaupten.

Naja - jedenfalls ist im Moment die Umrüstung im Musical Dome in vollem Gange: Neue Bestuhlung, größerer Orchestergraben, etc.
Die Bühne im neuen "Opernhaus" wird bei Weitem nicht so tief sein, wie man es bisher gewohnt war, dafür aber um einiges breiter. Naja - das Team der Kölner Oper hat in den letzten 2 Jahren ja bewiesen, dass man mit neuen und ungewohnten räumlichen Gegebenheiten souverän umgehen kann!

Dass sich drinnen etwas tut, merkt man als Köln-Besucher schon, wenn man mit dem Zug über die Hohenzollernbrücke auf den Hauptbahnhof zufährt: Statt der bisherigen Riesenplakate, mit denen für die jeweils laufende Musical-Produktion geworben wurde, befindet seit ein paar Tagen das deutlich kleinere und dezentere Hinweisschild am Gebäude, das auf die neue Bezeichnung und Bestimmung hinweist.

Ich bin sehr gespannt auf die neuen Räumlichkeiten!
Und natürlich auf die Akustik - vor allem auf das, was an Geräuschen von außen eindringen wird: Die vielbefahrene Rheinuferstraße und die noch mehr befahrene Eisenbahnbrücke plus Hauptbahnhof in direkter Nachbarschaft werden sich bestimmt nicht komplett ausblenden lassen - das könnte noch spannend werden...

Übrigens: Soweit ich weiß, soll nach Fertigstellung des renovierten Opernhauses (und der damit verbundenen Rückkehr des Opernspielbetriebs dorthin) die "blaue Mülltüte" dann (nach fast 20 Jahren) tatsächlich abgerissen werden... heißt es.
Aber wer weiß schon, was dann wieder sein wird. Wir sind in Köln, das darf man nicht vergessen :-)

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen