Montag, 23. Dezember 2013

Weihnachtsmusik - meine Favoriten 2013

Und wieder steht Weihnachten unmittelbar vor der Tür – und wieder bin ich nicht dazu gekommen, hier im Blog mal wieder etwas zum schönen Thema Musik zur Weihnachtszeit zu schreiben…

Aber was nützt es sich zu ärgern, die Zeit hat mir einfach gefehlt.

Dennoch – zumindest heute möchte ich noch schnell die Gelegenheit ergreifen, meine diesjährigen musikalischen Favoriten vorzustellen, die mich nun schon während der gesamten Adventszeit begleiten.

Ich bin ja jedes Jahr ab dem Herbst auf der Suche nach schönen Weihnachts-CDs (und die müssen nicht zwangsläufig aus dem Klassik-Bereich stammen!), die gerne auch mal abseits der musikalisch ausgetretenen Pfade angesiedelt sein dürfen – und da alljährlich ein ganzes Bündel solcher CDs neu auf den Markt kommt, gibt es immer etwas Interessantes (und natürlich auch jede Menge gar Grausliches) zu entdecken!

Drei der vier CDs sind mir bereits im vorigen Jahr in die Hände gefallen – die Tatsache, dass ich mich in diesem Jahr schon darauf gefreut habe, sie wieder anzuhören zu können, ist für mich ein eindeutiges Zeichen dafür, dass ich einen guten Griff gemacht habe!

Als Freund britischer Musik und Chorsänger bin ich immer sehr daran interessiert, was es im Bereich der Chormusik so Neues gibt in England – im Gegensatz zu anderen Ländern habe ich den Eindruck, dass dort eine sehr lebendige Tradition existiert, neue Chormusik zu schreiben und aufzuführen! Und dabei rede ich von Chormusik, die auch vom Publikum geschätzt und gerne angehört wird!

Das mag man jetzt von mir aus gerne als „reaktionär“ oder „verkitscht“ kritisieren, aber ich habe mehr Spaß an Kompositionen, die Ausführenden wie Zuhörern Freude bereiten als an hochkomplexen Oeuvres, die nach einer ambitionierten (und für alle Beteiligten anstrengenden) Uraufführung wieder in den Schubladen verschwinden, weil sie keiner mehr hören und aufführen mag (ich spreche hier durchaus aus eigener Erfahrung!)…

Und da haben die Engländer – nicht nur, aber gerade auch im Bereich der Chormusik - irgendwie immer schon ein glücklicheres (vielleicht weil unbefangeneres?) Händchen für gehabt! Und das bezieht durchaus auch anspruchsvolle und technisch nicht ganz so einfache Kompositionen mit ein – auch die kann man gerne singen und hören wollen!


Eine Entdeckung war für mich in diesem Jahr die Musik von Bob Chilcott (geb. 1955), der dem ein oder anderen vielleicht auch durch seine A Little Jazz Mass für Chor ein Begriff sein könnte.

In diesem Jahr ist nun bei NAXOS eine sehr gelungene Zusammenstellung mit Weihnachtsliedern (Carols, um beim englischen Fachbegriff zu bleiben) für gemischten Chor erschienen – die meisten davon sind gerade einmal 5 oder 6 Jahre alt und wirklich schön – ein echter Geheimtipp!


Chilcott verwendet zum Teil Melodien bekannter Weihnachtslieder und nimmt sie als Ausgangspunkt für seine eigenen musikalischen Ideen – die meisten Lieder sind aber Neukompositionen. Da mischt sich auch schon mal eine Harfe, eine Oboe, eine Flöte oder auch ein Saxophon mit den Chorstimmen, alles sehr fantasievoll und ohne aufgesetzten Kitsch oder zu dick aufgetragener Gefühlsduselei – eine schöne Mischung aus traditionellen und modernen Harmonien und Rhythmen und garantiert etwas, das man auch im nächsten Jahr wieder hören möchte - manches erinnert mich auch an die Chormusik des von mir ebenfalls sehr geschätzten Briten John Rutter! Das Ganze wird perfekt intoniert dargeboten vom britischen Kammerchor Commotio unter der Leitung von Matthew Berry.

Keltisches, Irisches, Schottisches aber auch Alt-Englisches hat nicht zuletzt für uns Kontinentaleuropäer immer wieder einen besonderen musikalischen Reiz – da ist in den letzten Jahrzehnten hier bei uns echt viel Schönes entdeckt worden – bis hin zur Folk-Welle, die in den 1960er Jahren ihren Anfang genommen hat.

Ich finde es allerdings immer ausgesprochen schwierig, hier die richtigen Sachen aus dem riesigen Angebot herauszufischen – da wird leider viel Garstiges und Kitschiges gerade unter dem überstrapazierten Stichwort Celtic Christmas angeboten!

Im letzten Jahr habe ich die beim Label CARPE DIEM neu erschienene Aufnahme des mir bis dahin nicht weiter bekannten österreichischen (!) Alte Musik-Ensembles Quadriga Consort mit dem Titel On A Cold Winter’s Day entdeckt – und war sofort begeistert!

Ähnlich wie die Musiker, die Christina Pluhar in ihrem Ensemble L'Arpeggiata um sich schart, zeichnen sich auch die Interpretationen des Quadriga Consort durch eine hörbare Spielfreude und eine undogmatische, schwungvoll-rhythmusbetonte Herangehensweise an die alten Weihnachtslieder von den britischen Inseln aus! Dass da Manches vielleicht manchmal etwas zu „modern“ klingen mag (ich vermeine zumindest hie und da Anklänge an groovigen Jazz und Swing herauszuhören) – geschenkt (dieser Interpretationsansatz scheint aber im Moment eh ein Trend zu sein – ich erwähnte bereits die ungleich bekanntere Frau Pluhar mit ihren erfolgreichen musikalischen Projekten)! Hauptsache, es macht Spaß beim Zuhören (wie mit Sicherheit auch beim Spielen!) und das tut es wirklich! Die angenehm zu hörende Singstimme von Elisabeth Kaplan, dazu die Flötenklänge, die Perkussionsinstrumente und – eines meiner Lieblingsinstrumente! – das Cembalo (gespielt vom Ensembleleiter Nikolaus Newerkla) – das passt alles perfekt zusammen und ergibt mal ein wirklich ganz anderes Weihnachtsalbum mit vielen wunderschönen, besinnlichen wie fröhlich-ausgelassenen Neuentdeckungen für alle „Stille Nacht“-Geschädigten! Ich habe mir in diesem Jahr dann auch gleich noch ein paar andere, nicht-weihnachtliche Aufnahmen des Quadriga Consort zugelegt. Meine absolute Top-Entdeckung im vergangenen Jahr!

Eine schöne Ergänzung zu dieser CD mit alter, eher unbekannter Weihnachtsmusik in frischen und mitreißenden Interpretationen sind die beiden CDs Nova! Nova! und Weihnacht der Spielleyt, auf die ich ebenfalls im letzten Jahr mehr zufällig gestoßen bin.

Das deutsche Ensemble (jawohl: schon wieder keine Briten!) The Playfords, das sich vor allem der Interpretation von Tanzmusik aus Renaissance und Frühbarock auf historischen Instrumenten verschrieben hat, interpretiert auf der bereits 2010 bei COVIELLO CLASSICS erschienenen CD Nova! Nova! Weihnachtslieder (aus dem 14. bis 18. Jahrhundert) aus ganz Europa (mit deutlichem Schwerpunkt aber auf deutschsprachigen und englischen Liedern). Hierbei geht man ähnlich vor wie der Quadriga Consort, weshalb ich finde, dass sich beide CDs ganz wunderbar ergänzen (bei den Playfords überzeugt mit Björn Werner dann zur Abwechslung auch mal ein Herr mit schöner Singstimme)! Auf beiden CDs finden sich neben Liedern übrigens auch rein instrumentale Stücke.


Das wiederum deutsche Ensemble Spielleyt – Early Music Freiburg hält sich bei seiner Auswahl alter Weihnachtslieder (die CD erschien ebenfalls schon 2010 bei CHRISTOPHORUS) vor allem an eine Sammlung “außerelesener, uhralter und neuer Gesänge“ aus dem Straßburger Gesangbuch von 1697. Die Lieder werden hier also alle auf Deutsch, bzw. Mittelhochdeutsch oder Lateinisch gesungen (Regina Kabis‘ schöner Sopran wird hierbei von tollen alten Instrumenten wie Drehleier, Laute oder gotischer Harfe begleitet). Auch hier gibt es zwischendurch reine Instrumentalstücke zu hören. Die meisten Stücke auf dieser CD sind eher etwas ruhiger und besinnlicher, aber mir im Moment tausendmal lieber als die (viel zu oft) gehörten, allgegenwärtigen Weihnachtsdauerbrenner!

Schön, dass es dann doch immer wieder mal echte Alternativen zu entdecken gibt!

In diesem Sinne wünsche ich allen Leserinnen und Lesern meines Blogs schöne und nicht zuletzt auch musikalisch reichhaltige und erfreuliche Weihnachtstage!

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