Dienstag, 4. Juni 2013

Fundstück der Woche

“Boah, kumma Alter, voll krass: Da gibt’s HEAVY CLASSIX von WAGNER!“
“Kenn‘ isch – der macht ’ne endgeile Mucke, voll der fette Sound, ey! Bei dem geht’s immer voll ab!“
“Jo – und der hat ’ne geile Stimme…!“

So oder so ähnlich könnte sich das anhören, wenn die Marketingstrategie der Deutsche Grammophon so aufgeht, wie man sich das dort mit dem neusten Beitrag zum Wagner-Jahr offenbar vorstellt:

Dieses ganz offensichtlich auf eine Zielgruppe von 15 - 30-jährigen Käufern zugeschnittene „Best of Wagner“ im energetischen Metallik-Look (so der begleitende Werbetext) bietet in seiner Zusammenstellung zwar jetzt nicht wirklich große Überraschungen (warum sollte es auch?); die auf den 2 CDs vertretenen Stücke enthalten immerhin viel Orchestermusik und etwas Gesang, wie es dann weiter in der offiziellen Produktbeschreibung fast schon ein bisschen verschämt-entschuldigend heißt…
Etwas Gesang wird der geneigte (angehende) Wagner-Fan wohl ertragen können und müssen, denn sonst lernt man den Bayreuther Meister ja nun wirklich nicht in Gänze kennen – und so gibt es eben auch ein bissel Liebestod, Brautchor und ein paar Ausschnitte aus dem Ring in vokaler Form neben zahlreichen Ouvertüren, Siegfried-Idyll und bekannten Orchesterszenen aus den Opern, dargeboten von den üblichen Verdächtigen (Böhm, v. Karajan, Nilsson, etc.) aus den Klangarchiven der Deutsche Grammophon, was an sich ja so schlecht nicht ist, wobei sich natürlich die Frage stellt, ob man eine jüngere Zielgruppe nicht viel eher mit (wenigstens einigermaßen) jungen Interpreten von heute hätte begeistern können, aber eine solche Neuaufnahme hätte ja wieder viel zu viel Geld gekostet – und wozu hat man schließlich Archive…?

Obligatorisch für die heutige Zeit dann auch der unvermeidliche Hinweis im Werbetext, in welchen Filmen allein der berühmte Walkürenritt schon Teil des Soundtracks war - wobei sich allerdings die Frage stellt, ob jüngere Käufer erwähnte Filme wie Fellinis Achteinhalb (1963) oder Apocalypse Now (1979) überhaupt noch kennen?
Daher wird sicherheitshalber auch gleich noch hinzugefügt, dass diese Musik ja auch noch in unzähligen Videospielen, bei den Simpsons (und weiteren Serien) und natürlich auch in der TV-Werbung eingesetzt wurde. Was andernorts eher wie ein Vorwurf aufgefasst werden könnte, wirkt in diesem Umfeld irgendwie gleich wie ein Ritterschlag: „Wagners Mucke in der Werbung? Na, dann kann die ja so schlecht nicht sein!“ Oh, Mann…

Wagner – Heavy Classix macht den Einstieg in Wagners Universum spielend leicht - dieser Slogan klingt wie eine Mischung aus Gebrauchsanweisung und Beschwichtigungsversuch ("Sooo schlimm isses doch gar nicht!") für unverständlicherweise nach all diesen Verheißungen immer noch Zögernde...

Naja, ob man mit diesem flott designten Produkt tatsächlich die angepeilte Zielgruppe erreichen und mit der zusammengestellten Musik dann sogar begeistern wird? Skepsis sei mehr als angebracht.
Immerhin – die gelegentlich zu beobachtenden Versuche, sich mehr oder (meistens eher) weniger gelungen mit „aufgemotzten“ Produkten wie diesem an ein junges Publikum ranzuschmeißen (oder anzubiedern), haben meist etwas rührend Naives und/ oder unfreiwillig Komisches an sich. Es ist halt ein Problem, wenn die so verpackte Ware nicht wirklich den Nimbus "hip und trendy" besitzt - muss man das Ganze denn dann trotzdem verkrampft bis verzweifelt dermaßen albern aufpeppen?

Mich würde wirklich mal interessieren, ob eine Strategie wie diese auch nur im Ansatz aufgeht und die gewünschte Käufergruppe hier tatsächlich mal spontan zugreift um sich auch mal mit klassischer Musik zu versorgen???
Aber das wird man wohl leider nie erfahren…

Immerhin – für ein Schmunzeln und diesen Beitrag war das Ganze auf jeden Fall gut.

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