Mittwoch, 29. Mai 2013

Heute in der Lunch-Time-Orgel

In dieser Woche spielte wieder einmal Andreas Petersen, Kantor und Organist der Friedens-Kirchengemeinde für uns die Lunch-Time-Orgel und hatte dazu den dreimanualigen mobilen Spieltisch der großen Beckerath-Orgel in der Düsseldorfer Johanneskirche leicht schräg vor die Bankreihen platziert, so dass wir ihm gut beim Spielen zusehen konnten.
Sein Programm hatte er unter den Titel Eine Zeitreise durch die Orgelmusik – in 30 Minuten durch 7 Jahrhunderte gestellt und es tatsächlich fertiggebracht, hierin gleich zehn (!) verschiedene Kompositionen unterzubringen:

Anonymus (14. Jahrhundert)
Organ Estampie (um 1325)

Johannes Buchner (1483-1538)
Veni creator spiritus (Choralis in basso)

Samuel Scheidt (1587-1653)
Veni redemptor gentium (1. Versus)

Dietrich Buxtehude (1637-1707)
Choralbearbeitung über
„Nun bitten wir den heiligen Geist“ BuxWV 209

J. S. Bach (1685-1750)
Präludium C-Dur BWV 545,1

Johann Ludwig Krebs (1713-80)
Präludium C-Dur

Wolfgang Amadé Mozart (1756-91)
Adagio in C für Glasharmonika KV 356

Felix Mendelssohn Bartholdy (1809-47)
Präludium in C-Dur

Jéhan Alain (1911-40)
Choral dorien

Andreas Willscher (geb. 1955)
Toccata alla Rumba


Um alle diese Stücke im gewohnt gut halbstündigen Mittagskonzert unterbringen zu können, waren die meisten heute zu Gehör gebrachten Werke naturgemäß eher kürzeren Ausmaßes, wodurch man aber – gerade in dieser gedrängten Form – wirklich sehr schön die Entwicklung der abendländischen (Orgel-) Musik quasi im Zeitraffer von der zaghaften Entwicklung erster mehrstimmiger Kompositionen bis hin zu stark rhythmusbetonten, teils dissonanten aktuellen Stücken nachvollziehen konnte!

Unser Organist wählte hierzu geschickt die verschiedensten Registrierungen, beginnend mit recht archaisch anmutenden Klängen bei den ältesten Stücken, bei Scheidt erinnerte mich der Orgelklang dann an Sackpfeifen (oder wie diese Instrumente heißen), mit denen früher die Spielleute aufgespielt haben, die späteren Kompositionen – gerade die in der festlichen Tonart C-Dur stehenden verschiedenen Präludien – warteten dann mit entsprechend üppigem Sound auf.

Sehr gut gefiel mir die noch sehr mittelalterlich anmutende Estampie aus dem 14. Jahrhundert und die entspannte Choralbearbeitung von Buxtehude.
Das bekannte Glasharmonika-Adagio von Mozart, das heute auf der Orgel erklang, wirkte zwar entsprechend zart und ätherisch, die verzierte Oberstimme mit ihren zahlreichen melodischen Feinheiten ging aber leider größtenteils (wohl bedingt durch die Akustik des großen Kirchenraumes) unter.
Die abschließende Toccata alla Rumba begann – wie man es eigentlich von einer „klassischen“ Toccata erwartet – ausgesprochen virtuos und wild und hatte zunächst definitiv nichts mit der doch eher ruhigen und gefühlvollen Rumba zu tun. Der kontrastierende Mittelteil dieser Toccata erinnerte dafür dann schon eher an den titelgebenden lateinamerikanischen Tanz.

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