Sonntag, 18. August 2013

Oper Köln - Rückblick auf die Spielzeit 2012/13

Der August ist in diesem Jahr in NRW ein kompletter Sommerferienmonat und bevor es in der ersten Septemberhälfte dann so allmählich wieder losgehen wird mit Schule und der neuen Konzert- und Theatersaison, scheint mir jetzt Mitte August ein guter Zeitpunkt zu sein, einen kurzen Blick zurück auf die vergangene Spielzeit 2012/13 wie auch – im in Kürze folgenden Beitrag - auf die Ankündigungen für die anstehende Spielzeit 2013/14 der Kölner Oper zu werfen.

Die im Juli beendete Spielzeit 2012/13 war zugleich die erste unter der Leitung der neuen Kölner Opernintendantin Birgit Meyer und im Gegensatz zu ihrem im letzten Sommer mit großem Tamtam vorzeitig aus dem Amt geschiedenen Vorgänger Uwe Eric Laufenberg, von dem man während seiner insgesamt leider nur dreijährigen Amtszeit auch während des laufenden Spielzeitbetriebs immer wieder mal etwas vernommen hatte (was aber sicher auch daran lag, dass er – im Gegensatz zu seiner Amtsnachfolgerin - regelmäßig selber Neuinszenierungen produzierte), habe zumindest ich von der neuen Intendantin seit ihrer offiziellen Amtseinführung am 31. August 2012 nicht mehr wirklich viel gehört (und ich verfolge die Presseberichte über die Kölner Kulturszene schon recht aufmerksam).

Damit ist ihr zumindest gelungen, was sie vor einem Jahr anlässlich ihres Amtsantritts angekündigt hatte, nämlich die Kölner Oper wieder in ruhigeres Fahrwasser zurückzuführen, nachdem die Wogen im Frühsommer 2012 anlässlich der Personalie Laufenberg (aber auch der Sparbeschlüsse bzw. Finanzierungszusagen für die Oper seitens der Kölner Stadtverwaltung) doch recht hochgekocht waren. Im Kölner Opernbetrieb ist wieder Ruhe (und Routine?) eingekehrt, soweit man das unter den aktuellen Umständen sagen kann, denn schließlich läuft die extrem aufwändige Komplettsanierung des Opern- und des Schauspielhauses am Offenbachplatz derzeit auf Hochtouren und beide Häuser bespielen derzeit ausschließlich Ausweichspielstätten.
Im Rahmen der gelegentlichen Berichterstattung hierüber in der lokalen Presse oder im WDR-Fernsehen gab es dann hin und wieder die seltene Gelegenheit, sich davon zu überzeugen, dass die neue Kölner Opernintendantin noch existiert – sie steht definitiv weniger im Rampenlicht der Öffentlichkeit als ihr Vorgänger und hat neben der Überwachung des Arbeitsfortschritts an der riesigen Baustelle (wo man dem Vernehmen nach derzeit tatsächlich weitgehend im Zeit- und Kostenplan liegt!!) ihre Aufgabe, den Opernspielbetrieb an derzeit zwei Ausweichspielstätten reibungslos im wahrsten Sinne des Wortes über die Bühne zu bringen, augenscheinlich routiniert umsetzen können, das muss man ihr lassen.

Dennoch hatte ich mich in Verlauf der letzten Jahre so sehr daran gewöhnt, dass der Intendant des Opernhauses regelmäßig in der Presse von sich reden machte, dass ich mich jetzt nur schwer wieder daran gewöhnen konnte, dass seine Nachfolgerin „nur“ ihre eigentliche Arbeit hinter den Kulissen versieht – da war eine etwas ungesunde Erwartungshaltung entstanden, an der man sie nicht messen sollte.

Trotzdem – bei mir war nach der vorzeitigen Entlassung von Herrn Laufenberg im Sommer 2012 eine gewisse Enttäuschung aufgekommen, die nicht zuletzt auch daraus herrührte, dass ich persönlich die 3 Spielzeiten unter seiner Intendanz als die bislang besten und abwechslungsreichsten Spielzeiten der Kölner Oper empfunden hatte, seit ich Vorstellungen dort besuche (und das ist immerhin seit Ende der 1990er Jahre der Fall!).

Die Tatsache, dass aufgrund des Rauswurfs (ich meine natürlich „der vorzeitigen Vertragsauflösung in beiderseitigem Einvernehmen“...) dieses so erfolgreichen Intendanten nun plötzlich Hals über Kopf Ersatz gefunden werden musste für die Inszenierungen, die der Hausherr eigentlich im Verlauf der Spielzeit 2012/13 selber auf die Bühne bringen wollte (was in der neu entstandenen Situation so nun natürlich nicht mehr möglich war), ließ bei mir zusätzlich ein Gefühl der Skepsis aufkommen – wer bekommt schon gerne etwas vorgesetzt, von dem er weiß, dass es eigentlich nur eine Art (womöglich in fliegender Eile und mit heißer Nadel zusammengestückelter) Ersatz für etwas ist, von dem man sich ursprünglich weit mehr versprochen hatte?
So geschehen beispielsweise bei der Neuinszenierung von Mozarts Figaros Hochzeit im Herbst 2012 – eine Produktion, die musikalisch zwar durchaus ansprechend war, inszenatorisch jedoch für meinen Geschmack eine Menge zu wünschen übrig ließ. Schade, dass man keine Gelegenheit bekam, hier einen Vergleich mit der ursprünglich vorgesehenen Neuinszenierung durch den zu diesem Zeitpunkt nicht mehr amtierenden ehemaligen Hausherrn der Kölner Oper zu ziehen…

Fairerweise muss man sagen, dass in den Jahren zuvor die Notwendigkeit der Wahl der zahlreichen, oft sehr ungewöhnlichen Ausweichspielstätten im Kölner Stadtgebiet, die allesamt für eine bis dahin nicht gekannte Kreativität von Operninszenierungen in Verbindung mit einem sehr großen Publikumszuspruch sorgten (ich erinnere nur an La clemenza di Tito im prunkvollen Treppenhaus der Oberlandesgerichts oder L’incoronazione di Poppea in der ehemaligen Konzernzentrale der Gerling-Versicherungen), vollständig in die Amtszeit von Herrn Laufenberg fiel und der derzeitigen Intendantin mittlerweile bis auf ganz wenige Ausnahmen „nur noch“ die beiden aktuell dauerhaft genutzten Spielstätten der Oper am Dom sowie des leider ziemlich abseits des Stadtzentrums gelegenen Palladium in Köln-Mülheim zur Verfügung stehen. Das mag für die Verantwortlichen in der Organisation des Spielbetriebs zwar bedeutend einfacher sein als der mehrfache Umzug des Spielbetriebs an völlig neue Orte – für das Publikum war diese Zeit jedoch ein echtes Highlight, die im Nachhinein die (kurze) Amtszeit des Intendanten Laufenberg in einem besonderen Licht erscheinen lässt.

Anders ausgedrückt: Bei mir herrschte zu Beginn der vergangenen Saison eine ziemliche Ernüchterung aufgrund der neu entstandenen Situation vor und das wirkte sich dann wohl auch darauf aus, dass ich letztlich nur einen Bruchteil der Neuinszenierungen der Spielzeit 2012/13 besucht habe, die ich im letzten Sommer noch vorgestellt hatte! Im Vergleich zu den Vorjahren war ich in den vergangenen Monaten wirklich selten in der Oper – davon bin ich einmal nach Düsseldorf „fremdgegangen“ (Händels Xerxes) und eine Produktion war ein Gastspiel (die mehr oder weniger konzertante Aufführung von Vincis Artaserse) in der Oper am Dom - bezeichnenderweise würde ich ausgerechnet diese beiden Vorstellungen als meine persönlichen Highlights der vergangenen Saison bezeichnen…
Neben dem schon erwähnten Figaro gehörten für mich sowohl La forza del destino wie auch Il trittico zu vor allem musikalisch weitgehend wirklich gelungenen Opernabenden (was ja eigentlich auch die Hauptsache ist!), während ich die Inszenierungen entweder als nichtssagend oder unverständlich-abgehoben abgehakt habe…

Ich gebe zu: Mich hat mehr als einmal auch die Tatsache davon abgehalten, eine Vorstellung zu besuchen, dass die betreffende Aufführung im Mülheimer Palladium stattfand! Ich war nun in der Vergangenheit mehrfach unter der Woche dort und vor allem der Heimweg nach der Vorstellung mit öffentlichen Verkehrsmitteln gestaltete sich oft recht langwierig – die Spielstätte liegt einfach zu weit draußen an der Peripherie und wenn man am nächsten Tag wieder arbeiten gehen muss und beispielsweise nach Vorstellungsende gegen 22:30 Uhr dann noch bis zu einer Stunde (oder mehr) benötigt, um von dort mit Bus und Bahn wieder nach Hause in den Süden Kölns zu gelangen, dann ist das tatsächlich ein Grund, dass man sich überlegt, ob man sich das wirklich ein weiteres Mal antun will! Diesem Umstand fielen beispielsweise Besuche von Vorstellungen von Donizettis Anna Bolena, Franz Schrekers Die Gezeichneten oder Verdis Attila zum Opfer!
Auch wenn sich an der Situation mit diesen beiden Ausweichspielstätten derzeit nicht viel ändern wird – ich bin doch sehr froh, dass man mit der Oper am Dom eine zweite, deutlich zentraler gelegene Spielstätte gefunden hat, der ich künftig mit Sicherheit den Vorzug geben werde!

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