Vor mir liegt das Programm der Kölner Oper für die kommende Spielzeit 2012/ 13 und erst jetzt traue ich mich, hier etwas darüber zu schreiben. Warum?
Nun, bis vor ein paar Tagen war noch nicht einmal sicher, ob dieser Spielplan auch tatsächlich so wie geplant umgesetzt werden würde – es ist den Kölner Kulturschaffenden wieder einmal in einer wohl so nur hier möglichen „Parade der Peinlichkeiten“ gelungen, sich in Verbindung mit einem gewaltigen Öffentlichkeitsrummel und der damit verbundenen Zerschlagung des sprichwörtlichen Porzellans über Budgetfragen dermaßen zu zerstreiten, dass es wohl so aussieht, als würde Köln den erfolgreichsten Opernintendanten, den es hier seit Jahren gegeben hat (nämlich Uwe Eric Laufenberg) nun vorzeitig wieder verlieren!
Dies ist das Ergebnis einer über Wochen in aller Öffentlichkeit geführten Auseinandersetzung, die man meiner Meinung nach ohne Weiteres (vor allem ohne den damit verbundenen Imageschaden) auch hinter verschlossenen Türen hätte führen können, um der Öffentlichkeit dann ein wie auch immer geartetes Ergebnis zu präsentieren – aber ich habe stets das Gefühl, dass es gerade hier in Köln den Beteiligten viel mehr Spaß macht, solche Scharmützel mit großem Trara lieber für alle nachvollziehbar vor besagten Türen abzuhalten, so dass auch wirklich jeder hierzu seinen meist völlig überflüssigen Senf dazugeben kann!
Ich finde ein solches Verhalten in höchstem Maße unprofessionell und unwürdig, gerade für den Kulturbereich! Wenn es ums liebe Geld geht, kann man ja gerne unterschiedliche Ansichten haben und darüber streiten, aber doch bitte nicht so!
Denn nach all dem öffentlichen Brimborium blieb dem beim Publikum (und seinen Mitarbeitern) außerordentlich beliebten Intendanten – schon um sein Gesicht zu wahren - eigentlich gar nichts anderes mehr übrig, als die sicher im Eifer des Gefechts vorgetragene Bitte (Drohung?) aufrechtzuerhalten, seinen eigentlich – wenn ich nicht irre - noch bis 2016 laufenden Vertrag vorzeitig aufzulösen!
Wäre das Ganze intern abgelaufen, hätte man sicher hier im Nachhinein noch zurückrudern können, aber so war die ganze Sache schon längst in den Medien und damit so einfach und ohne Weiteres nicht mehr zurückzunehmen. Die Atmosphäre zwischen Intendanz und den Kulturpolitikern ist längst so vergiftet, dass man nicht mehr wirklich miteinander kommuniziert und das wäre schon wichtig, wenn es darum geht, für kommende Spielzeiten weiter zu planen…
Über diese Thematik könnte ich mich jetzt schon wieder stundenlang aufregen, denn diese aktuelle Affäre ist leider kein Einzelfall, sondern lässt sich in eine leider viel zu lange Liste ähnlicher kulturpolitischer „Unfälle“ und Peinlichkeiten einordnen, die sich die Stadt Köln zurechnen lassen muss!
Wenn ich allein zurückdenke, was es hier in den letzten 10 Jahren alles für Vorfälle gegeben hat, dann kann man nur noch mit dem Kopf schütteln: Ich denke z. B. an die lieblose Bewerbung zur Kulturhauptstadt im Jahr 2004 (Essen und das Ruhrgebiet haben dann ja das Rennen gemacht), die zum Teil übereilten und unwürdigen Personalquerelen um den Kölner Kulturdezernenten oder andere leitende Posten im Kölner Schauspiel, Opernhaus und verschiedenen Museen, das nicht enden wollende Drama um den Bau des Kulturzentrums am Neumarkt und so weiter und so fort…
Ist das eigentlich nur bei uns in der Stadt so oder gibt es anderswo ebenfalls eine solche ständige kulturpolitische Katastrophensituation? Ich gebe zu, ich verfolge das Ganze nur hier in Köln und das reicht mir schon – aber dennoch habe ich den Eindruck, dass Kulturpolitik in anderen Städten weitaus reibungsloser funktionieren kann, als in der viertgrößten Stadt Deutschlands, wo sich sämtliche Akteure immer so zu benehmen scheinen, als stünden sie und nicht die Darsteller und Sänger auf der Bühne!
Aber man ist ja karnevalserprobt und es spricht Bände, dass man hier allen Ernstes die Fähigkeiten des Oberbürgermeisters auch daran misst, wie gelungen seine jährliche Rede zur "Proklamation" des Kölner Dreigestirns war!!!
Es fehlt in der Kölner Politik meiner Meinung nach schon seit Jahren eine führende Persönlichkeit, die sich die Kulturpolitik auch aus persönlicher Überzeugung ganz oben auf die Fahne geschrieben hat. Von den meisten Verantwortlichen (den Kölner OB inbegriffen) hört man eigentlich immer nur halbherzige und bestenfalls wohlformulierte Lippenbekenntnisse zu diesem Thema, aber wenn es darauf ankommt (wie im aktuellen Fall mit dem Hin und Her um das Budget für die kommende Opernspielzeit), merkt man, dass hier niemand gewillt ist, Kultur wirklich als Chefsache oder „Leuchtturmprojekt“ zu begreifen, die ja auch eine Imagesache und damit für das Renommee der Stadt als solche sicher nicht unwichtig ist!
Denn das ist genau das klassische „Köln-Phänomen“, das in meinen Augen zunehmend auch zum typischen „Köln-Problem“ zu werden scheint: Die meisten (alle?) Kölner (natürlich inklusive unserer Politiker) sind ja eh davon überzeugt, dass ihre Stadt die schönste, beste und überhaupt alles andere übertreffende Ansiedlung von allen ist. Da kann nichts mithalten, da kommt nichts dran heran. Und das läuft quasi automatisch, da muss man nichts für tun! Der Dom steht eh schon da, Karneval gibt's auch jedes Jahr, etc. – da brauchen die Leute ja nur noch in Scharen zu kommen und mit dem Bewundern anzufangen!
Dass es in der Realität schon einige Anstrengungen erfordert, um etwas für einen positiven Ruf zu tun – gerade im kulturellen Bereich – das scheint vielen Verantwortlichen nicht ganz klar zu sein.
Dass eine wichtige und große Stadt wie Köln auch ein entsprechend gewichtiges Opern- oder Schauspielhaus verdient, steht für alle Beteiligten selbstverständlich außer Frage – aber man ist nicht wirklich bereit, sich dafür angemessen zu engagieren, bzw. zu begreifen, dass man sich so einen Wunsch dann auch etwas kosten lassen muss!
Bei mir entsteht immer der Eindruck, dass man davon ausgeht, dass allein die Tatsache, dass sich z. B. das Opernhaus in Köln befindet, für dessen nationale (wie internationale) kulturpolitische Bedeutung bereits mehr als ausreichend ist. Warum diesem Haus also ein entsprechend großzügiges Budget zur Verfügung stellen? Im Vergleich zu anderen (auch kleineren Städten) sind die Ausgaben unserer Stadt für derlei kulturelle Einrichtungen nämlich nicht besonders hoch.
Und es geht ja nicht nur um so große Projekte wie Museen, Opern- oder Schauspielhaus – auch die „kulturelle Grundversorgung“ vor Ort und in den Stadtteilen wird meiner Ansicht nach von offizieller Seite ebenfalls nicht besonders wertgeschätzt, sondern als etwas Selbstverständliches hingenommen, was sowieso da ist (und dabei ja auch zum Renommee der Stadt beiträgt)…
So – jetzt habe ich mich doch wieder geärgert und meinem Frust mehr Raum gelassen, als beabsichtigt war! Aber das musste einfach mal raus!
Mag sein (bzw. ich gehe mit ziemlicher Sicherheit davon aus), dass sich nicht alles tatsächlich so verhält, wie ich es hier dargestellt habe - aber so kommt das ganze "Theater" bei mir als zufällig auch noch kulturinteressiertem "Otto-Normal-Bürger" nun einmal an und das finde ich unter dem Aspekt der Öffentlichkeitswirksamkeit eigentlich noch viel bedenklicher!
Damit das Ganze hier nicht zu lang wird, schreibe ich dann beim nächsten Mal etwas über die neue Kölner Opernspielzeit 2012/13, die dann zum Glück übrigens wirklich in allerletzter Minute noch gesichert werden konnte (man befürchtete dann wohl doch einen zu großen Image-Schaden für die Stadt, wenn man hier tatsächlich ganze Projekte hätte canceln müssen!) und die nun so über die Bühne(n) gehen kann, wie ursprünglich geplant!
Aber um welchen Preis…!
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